Fall Maria Baumer: Lügen des Angeklagten in «Aktenzeichen xy»

In der ZDF-Sendung «Aktenzeichen xy» äußert sich der Verlobte von
Maria Baumer besorgt, weil die 26-Jährige verschwunden sei. Heute ist
klar: Der Mann hat gelogen. Er hat inzwischen gestanden, die Leiche
der Frau vergraben zu haben. Vor Gericht wird der TV-Beitrag gezeigt.

Regensburg (dpa/lby) - Die Situation macht sprachlos: Im Mordprozess
um den Tod von Maria Baumer ist auf einer Leinwand im Regensburger
Landgericht ein Beitrag der ZDF-Sendung «Aktenzeichen xy» aus dem
Jahr 2012 zu sehen. Darin berichtet der heute Angeklagte vom
unerklärlichen Verschwinden seiner Verlobten. In einer Kirche
entzündet er besorgt eine Kerze. Acht Jahre später ist klar: alles
gelogen. Die Leiche der Frau hat er selbst im Wald vergraben, das hat
er inzwischen gestanden. Während die Angehörigen Baumers beim Anblick
der TV-Bilder um Fassung ringen, bleibt der Angeklagte ungerührt.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat der 35 Jahre alte
deutsche Angeklagte seine Verlobte im Mai 2012 mit einem Mix aus
Medikamenten getötet, um für eine neue Beziehung frei zu sein. Zudem
soll er mit dem Verschwinden der Frau seinen Studienabbruch haben
rechtfertigen wollen. Die Anklage lautet auf Mord. Den weist der
Angeklagte zurück. Vielmehr habe er seine Verlobte morgens tot im
Bett liegend gefunden und in einer Kurzschlussreaktion entschieden,
die Leiche zu vergraben und die Frau vermisst zu melden.

Seiner Version nach hat die Frau die Tabletten selber eingenommen.
Weil er diese illegalerweise aus dem Bezirksklinikum - wo er als
Krankenpfleger tätig war - mitgenommen hatte, habe er berufliche
Konsequenzen gefürchtet. Deswegen habe er den Angehörigen und der
Polizei gegenüber gesagt, die Frau sei verschwunden.

Diese Geschichte erzählte er auch im ZDF dem Moderator Rudi Cerne und
dem TV-Publikum. Da war er gemeinsam mit der Zwillingsschwester
Baumers aufgetreten, auch deren Eltern meldeten sich zu Wort. Sie
schilderten bewegt, wie sehr sie die Ungewissheit quälte. Cerne
forderte am Ende des Beitrages die Zuschauer auf: «Wenn Sie wissen,
wo sich Maria Baumer aufhält, rufen Sie im Studio an.» Ein Mann im
Studio wusste zu dem Zeitpunkt längst, wo die Frau war: der Verlobte.
Er schwieg - bis vergangene Woche.

Die Zwillingsschwester der Toten hatte bereits im Juli als Zeugin im
Prozess ausgesagt. Sie tritt gemeinsam mit den Eltern und ihren zwei
Brüdern auch als Nebenklägerin auf. Am Montag wurde sie nun vor dem
Landgericht erneut befragt, es ging speziell um die Stimmungslage
ihrer Schwester kurz vor deren Verschwinden. Der Angeklagte hatte
über seinen Anwalt Michael Euler ausrichten lassen, die 26-Jährige
habe selbst die hohe Dosis Medikamente genommen.

Der Schwester zufolge nahm Baumer bestenfalls Schmerztabletten, um
ihre Regelschmerzen in den Griff zu bekommen. Der Angeklagte hatte
angegeben, seine Verlobte sei wegen des Todes eines engen Freundes
belastet gewesen. Die Schwester sagte dazu, der Tod des Freundes habe
Maria tatsächlich belastet, jedoch habe der zu dem Zeitpunkt schon
fünf Jahre zurückgelegen. Am 5. Todestag, drei Monate vor dem
Verschwinden Baumers, seien sie beim Skifahren und der Verlust des
Freundes kein Thema gewesen.

In der Fernsehsendung hatte der Verlobte gesagt, sein Medizinstudium
auf Eis gelegt zu haben, weil er sich nach dem Verschwinden Marias
nicht konzentrieren könne. Er sei aber weitgehend scheinfrei. Die
Studiengangskoordinatorin hatte vergangene Woche als Zeugin
berichtet, dass der Angeklagte im Fach Chemie noch keine Scheine
gesammelt hatte. Zu den meisten Prüfungen sei er gar nicht erst
angetreten, die anderen habe er nicht bestanden gehabt.

Der Prozess soll am 21. September fortgesetzt werden.

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