Hans: «Die Lage droht uns zu entgleiten»
Saarbrücken (dpa/lrs) - Angesichts der Zuspitzung der Corona-Lage hat
der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) vor chaotischen
Zuständen gewarnt. «Die Lage droht uns zu entgleiten», sagte Hans am
Dienstag in einer Regierungserklärung in Saarbrücken. «Es drohen uns
Verhältnisse, wie wir sie im Frühjahr etwa in Bergamo gesehen haben:
überfüllte Krankenhäuser; zu Notlazaretten eingerichtete Turnhallen;
Ärzte, die entscheiden müssen, wer behandelt werden kann und wer
nicht; Personal weit über der Belastungsgrenze.»
Nichts sei mehr undenkbar. «Im Gegenteil, wir sind leider sehr viel
näher an diesen Zuständen, als viele noch glauben», sagte er im
Landtag. Noch sei die Botschaft nicht bei allen angekommen. «Der
Ernst der Lage ist noch nicht jedem klar.» Fakt sei aber: «Wir
befinden uns in einer akuten Notlage unseres Gesundheitssystems.»
Die Zahl der aktiv Infizierten im Saarland habe sich von Anfang bis
Ende Oktober mehr als versiebzehntfacht (auf 2189), sie verdoppele
sich fast wöchentlich. Bei der Zahl der stationär behandelten
Patienten mit Covid-19 habe das 50-fache (153) in der Statistik
gestanden. Simulationsmodelle an der Uni des Saarlandes sagten schon
für diesen Monat eine Überlastung des Gesundheitssystems voraus,
sagte Hans. Was vor allem drohe, sei ein Engpass beim Pflegepersonal.
Noch gebe es aber «die Chance, das Schlimmste zu vermeiden» - über
die mit den am Montag bundesweit in Kraft getretenen verschärften
Corona-Maßnahmen zur Kontaktreduzierung. Wenn diese nach vier Wochen
nicht ausreichten, um die Pandemie einzudämmen: «Dann müssen wir
gegebenenfalls unseren Kurs noch ein Stück weit verschärfen. Etwas
Anderes wird uns dann nicht übrigbleiben», sagte Hans.
Angestrebt werde, in den kommenden Monaten «ein gleichmäßiges, ein
konstantes Infektionsgeschehen» mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner zu erreichen. «Dann können wir
auch die flächendeckende Kontaktnachverfolgung sicherstellen und die
Pandemie unter Kontrolle halten.» Es komme jetzt auf jeden Einzelnen
an. «Denn mit dem Virus leben lernen, das darf nicht bedeuten, dass
wir das Sterben an Covid-19 hinnehmen.»
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