Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter

Eine Apotheke in der Nähe ist vielen Menschen wichtig. Doch das Netz
der Standorte wird zusehends dünner: Die Zahl der Apotheken sinkt
seit Jahren - und sie schrumpft schneller.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter.
Ende September gab es bundesweit noch 17.187 Apotheken, wie eine
Erhebung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA)
ergab. Seit Jahresbeginn sind es damit weitere 384 weniger. In den
ersten neun Monaten dieses Jahres fiel der Rückgang zudem stärker aus
- im Vorjahr hatte es von Januar bis Ende September ein Minus von 335
gegeben. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und Filialen, von
denen bis zu drei betrieben werden können. Die Bundesvereinigung
warnt vor einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung. 

Jahrelanger Abwärtstrend

Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren: Im Jahr 2000
gab es nach ABDA-Zahlen noch 21.592 Apotheken inklusive
Filial-Apotheken. Zu den Gründen zählen Kostendruck und Probleme bei
der Nachfolgesuche, wenn Inhaber oder Inhaberinnen von Apotheken in
den Ruhestand gehen. Mangels Verdienstmöglichkeiten ziehe es einige
qualifizierte Menschen in die Industrie, beklagt die ABDA. Die
Bundesvereinigung wehrt sich zudem seit langem gegen die Konkurrenz
ausländischer Versandapotheken, die mit dem neuen E-Rezept werben. 

Mit 21 Apotheken je 100.000 Menschen liegt Deutschland der ABDA
zufolge unter dem Schnitt in der EU, der bei 32 liege. Die
Bundesrepublik schneidet demnach bei der Apothekendichte schlechter
ab als Spanien (47), Italien (33) und Frankreich (31), aber deutlich
besser als die Niederlande (11) oder skandinavische Staaten. 

Kritik an der Bundesregierung

Der Bundesvereinigung forderte die Politik auf, den Rückgang zu
stoppen. «Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die
Versorgung für tausende Patientinnen und Patienten, weil die Wege zur
nächsten Apotheke dann länger werden», sagte ABDA-Präsidentin
Gabriele Regina Overwiening. Die Branche mahnte erneut
Honorar-Anhebungen an. Die Apotheken seien chronisch unterfinanziert
bei seit Jahren steigenden Kosten, so die Bundesvereinigung. Zehn
Prozent der Apotheken in Deutschland seien defizitär, insgesamt weise
ein Drittel ein kritisches betriebswirtschaftliches Ergebnis aus.

Lauterbach will Apotheken reformieren

Kritik übte die ABDA an der Politik. Was nicht zum Ziel führe, sei
«eine Entkernung der Apotheke», kritisierte Overwiening. Nach Plänen

von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen Patienten ihre
Arzneimittel auch künftig möglichst in einer nahen Apotheke bekommen
- allerdings oft nicht mehr von voll ausgebildeten Apothekern.
Filial-Apotheken sollen auch dann öffnen dürfen, wenn nur eine
Apothekerin oder ein Apotheker in einer anderen Filiale für eine
telepharmazeutische Beratung zur Verfügung steht. Ein
Kabinettsbeschluss zu der Reform steht noch aus.

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