Kunstschnee und fliegender Engel: NRW sucht Weihnachtsmarkt-Ersatz Von Rolf Schraa, dpa

Weihnachtsmärkte sind in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie
verboten. Doch die Sehnsucht nach ein bisschen Adventsstimmung ist
gerade in diesem Winter groß. Viele Veranstalter suchen nach
Alternativen - mit vereinzelten Buden oder Drive-In-Angeboten.

Kalkar/Bochum (dpa/lnw) - Nur noch zwei Wochen bis Weihnachten - ohne
Weihnachtsmärkte in den Innenstädten. Die Pandemie erlaubt kein dicht
gedrängtes Glühweintrinken an Holzbuden oder Stöbern nach Geschenken

an engen Ständen. Dennoch versuchen viele Städte und Veranstalter,
mit coronagerechten Alternativen wie Einzelbuden oder
Drive-In-Angeboten das Beste aus der Situation zu machen.

In Essen wurden beispielsweise über die ganze Innenstadt verteilt
rund 25 Buden genehmigt - auf dem zentralen Kennedyplatz, dessen
Weihnachtsmarkt sonst in der Vorweihnachtszeit Zehntausende anzieht,
stehen ganze sechs Buden weit weg voneinander. «Das sind reine
Händler, die teilweise Essen und Trinken to go verkaufen», betont ein
Sprecher von Essen Marketing. Sonntags haben die Buden zu und
Glühwein gibt es nur an drei Ständen in der Innenstadt.

Ähnlich sieht es in Düsseldorf und Köln aus: mit Tannenbäumen und
Glitzer dekorierte «Insellösungen» in der Landeshauptstadt,
Weihnachtsbuden mit Bratwurst und Süßigkeiten am Kölner Rudolfplatz -

aber alles nur «to go».

Die äußerlich größte Ähnlichkeit mit einem traditionellen
Weihnachtsmarkt haben vielleicht noch die Drive-In-Angebote -
allerdings dürfen die Besucher dabei den Budenzauber nur aus ihrem
Auto erleben und müssen sich vorher anmelden und Eintritt zahlen.

So öffnet am Donnerstag (10.12.) im Veranstaltungszentrum
«Wunderland» in Kalkar am Niederrhein ein großes Weihnachts-Drive-In.

In einer insgesamt 6000 Quadratmeter großen Halle gibt es dort eine
Winterlandschaft mit über 300 Weihnachtsbäumen, Kunstschnee, Krippe,
und einem fliegenden Engel an Stahlseilen - zum Vorbeifahren im
Schritttempo.

Wegen der Pandemie seien die über 100 Mitarbeiter des «Wunderlands»
in Kurzarbeit, die Stimmung sei eher deprimiert gewesen, erzählt der
niederländische Geschäftsführer Han Groot Obbink (60). Da sei ihm
durch einen Bericht im Radio die Idee des Drive-In-Angebots gekommen.
«24 Buden, eine Weihnachtslandschaft, überall Licht und Musik - daran
wird man sich noch in 20 Jahre erinnern», schwärmt der
Geschäftsführer.

Rund 2,5 Kilometer geht die Rundfahrt durch mehrere Hallen, über das
weitläufige, stimmungsvoll beleuchtete Gelände am Rhein und vorbei an
einem Zirkus, der auf dem Gelände den Winter verbringt.

Rund 45 Minuten kalkuliert der Veranstalter pro Weihnachtsfahrt, für
die Besucher 12,50 Euro pro Auto zahlen müssen. Am Ende des Rundweges
können die Gäste auf einem Parkplatz aus dem Auto heraus an den
Ständen Mandeln, Krapfen, Glühwein oder Pommes kaufen und im Wagen
verzehren oder mit nach Hause nehmen. Der Andrang sei groß, mit bis
zu 10 000 Besucher-Autos rechnet der Geschäftsführer bis Anfang
Januar.

Etwas überschaubarer fällt ein Drive-In-Weihnachtsmarkt auf einem
Bauernhof in Bochum-Wattenscheid aus, der am vergangenen Wochenende
öffnete. Veranstalter ist hier eine Grill-Akademie - im
«Weihnachtsmarkt-Paket» für 55 Euro pro Auto gibt es deshalb auch
Spanferkelbraten und Pulled Pork. Außerdem sind Mandeln, Glühwein und
Gebäck im Preis inbegriffen und - an den Wochenendterminen - ein
kurzes Treffen mit einem Weihnachtsmann als letzte Station der
Rundfahrt. Das komme bei Kinder sehr gut an, der Weihnachtsmarkt sei
mit rund 400 verkauften Tickets fast ausverkauft, sagt eine
Sprecherin.

Freizeitforscher Walter Tokarski von der Kölner Sporthochschule sieht
solche Angebote im Trend der Zeit: Drive-In-Weihnachtsmärkte seien
Ausdruck einer Neuausrichtung - modernistisch, verglichen mit
traditionellen Angeboten auch manchmal künstlich und grell - aber sie
träfen den Geist der Zeit und seien daher beliebt. «Weil es neu und
anders ist, wollen die Leute das sehen», sagt der Professor. Das
gelte natürlich besonders in Pandemiezeiten, in denen jedes noch
mögliche Angebot begierig aufgegriffen werde.

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