Impftermine für weitere Berufsgruppen - Entspannung in Altenheimen
Immer mehr Berufsgruppen werden für eine Corona-Schutzimpfung
zugelassen. Die Lage in den Altenheimen entspannt sich. Trotz des
Lockdowns steigt aber die Zahl der Neuinfektionen. Wie und wann
Schnell- und Laientests bei der Eindämmung helfen, ist offen.
Mainz (dpa/lrs) - Polizisten und Justizvollzugsbedienstete werden in
Rheinland-Pfalz seit Donnerstag Corona-Schutzimpfungen verabreicht.
Die ersten Erzieher und Grundschullehrer sollen ab Montag eine
Spritze bekommen, ebenso wie etliche andere Berufsgruppen aus dem
Gesundheitssektor. Das bundesweite Pilotprojekt für die Impfung
bettlägeriger über 80-Jähriger in ihren Wohnungen beginnt ebenfalls
am Montag. Die rund 360 000 Rheinland-Pfälzer im Alter zwischen 70
und 79 Jahren sollen von Mitte März an Impftermine vereinbaren können
- und werden vorher per Brief darüber informiert. Ein Überblick:
ALTENHEIME: In den 474 Alten- und Pflegeheimen habe sich die
Infektionslage aufgrund der «Kombination aus Impfungen und Testungen»
deutlich entspannt, sagte Gesundheitsministerin Sabine
Bätzing-Lichtenthäler (SPD). «Die Infektionszahlen sind rapide
gesunken.» Für Lockerungen der Besucherregelungen sei es aber - auch
mit Blick auf die Virusvarianten - noch zu früh. Aktuell sei nur noch
von 265 infizierten Bewohnern in 66 Einrichtungen auszugehen, vor dem
Impfstart im Dezember seien 2000 Bewohner mit Covid-19 infiziert
gewesen. Eine Infektion nach der ersten Impfung sei möglich, verlaufe
aber in der Regel glimpflicher. Die Zweitimpfungen sollen noch in
dieser Woche abgeschlossen werden - für rund 80 Prozent der Bewohner
und gut 70 Prozent der Beschäftigten. Die mobilen Impfteams schlössen
direkt eine zweite Runde für die übrigen Bewohner und Mitarbeiter an.
PILOTPROJEKT FÜR BETTLÄGERIGE: Das bundesweit erste Pilotprojekt f
ür
die rund 20 000 über 80 Jahre alten bettlägerigen und nicht mobilen
Menschen beginnt ebenfalls am Montag. Bis Ende April soll allen
Betroffenen ein Angebot gemacht sein. Den Anfang machen vier
ländliche Hausarzt-Pilotpraxen - in Bitburg, Mayen (beide Eifel),
Wendelsheim (Rheinhessen) und Münchweiler (Pfalz). Los geht es mit 40
Patienten. Bei dem Modellprojekt würden Abläufe sowie Registrierung
und Dokumentation erprobt, dafür sei eigens ein Portal eingerichtet
worden, sagte die Ministerin.
POLIZEI: Die rund 13 800 Beschäftigten bei der Polizei werden in vier
eigens dafür eingerichteten internen Impfzentren geimpft. Den Anfang
machten am Donnerstag in Mainz bereits die fast 180 Polizisten, die
die vier Impfzentren in Mainz, Enkenbach-Alsenborn,
Wittlich-Wengerohr und Koblenz für die übrigen Beamten betreiben
werden. «Heute werden die geimpft, die dann ab Montag impfen», sagte
Innenminister Roger Lewentz (SPD) beim Start. Etwa 11 200 Angehörige
der Polizei und damit mehr als 80 Prozent hätten sich bereits für die
Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca gemeldet. Bis 26. März
sollen mehr als 7000 Polizisten geimpft sein, allesamt operative
Einsatzkräfte. Die übrigen etwa 4000 Beschäftigten sollen im April
ihre Spritzen bekommen.
Rund 450 Polizisten seien bisher positiv auf das Virus getestet
worden, und etwa 90 seien derzeit in Quarantäne oder häuslicher
Isolation, sagte Lewentz. Die Beamten seien besonders gefährdet. Bei
der Überprüfung der Corona-Regeln etwa - gerade an sonnigen Tagen -
kämen sie mit vielen Menschen eng in Kontakt und könnten auch im
Streifenwagen den Abstand von 1,50 Metern nicht einhalten.
Die Vorsitzende des Hauptpersonalrats und der Gewerkschaft der
Polizei (GdP), Sabrina Kunz, unterstützte die Aktion und kündigte an,
sich impfen zu lassen, sobald sie an der Reihe sei. «Wir sind sehr
dankbar, dass die Polizei jetzt mit den Impfungen starten kann und
danken für das Verständnis aus der Politik und Gesellschaft hierfür
»,
sagte die stellvertretende GdP-Vorsitzende, Verena Horn.
JUSTIZVOLLZUG: Alle rund 2000 Beschäftigte können sich in den
nächsten Tagen impfen lassen. Die ersten etwa 30 bekamen am
Donnerstag im Justizvollzugskrankenhaus in Wittlich die jeweils erste
Dosis. «Nur mit flächendeckenden Impfungen werden wir «Stich für
Stich» aus der Pandemie kommen», sagte Justizminister Herbert Mertin
(FPD). Die Beschäftigten hätten in den Gefängnissen jeden Tag Kontakt
zu vielen Menschen und könnten nicht immer den notwendigen Abstand
halten.
ASTRAZENECA: Etwas weniger als zehn Prozent der Impfungen mit dem
Mittel von Astrazeneca werden landesweit in den inzwischen 32
Impfzentren abgesagt, mit regionalen Unterschieden, wie
Landesimpfkoordinator und Gesundheitsstaatssekretär Alexander Wilhelm
(SPD) sagte. Das seien mehr als bei den anderen Impfstoffen. Bei der
Polizei hätten sich nahezu alle einverstanden erklärt, sich mit dem
Präparat von Astrazeneca impfen zu lassen, sagte Lewentz (SPD). Neue
Studien zeigten: «Das ist wirklich ein höchst effektiver Wirkstoff.»
Wilhelm sagte: «Wir können es nicht nachvollziehen, dass er abgelehnt
wird.»
Die FDP-Spitzenkandidatin Daniela Schmitt sagte: «Sollten
Impfberechtigte eine Impfung verweigern, sollte auch Menschen, mit
einer niedrigeren Prioritätsstufe ein Impfangebot gemacht werden.» Um
die Akzeptanz der Impfungen nicht zu gefährden, müsse auf weiterhin
offen kommuniziert werden, wem welcher Impfstoff verabreicht werde.
Sie forderte die Bundesregierung auf, «sich endlich erkennbar (zu)
bemühen, mehr Impfstoff von Biontech zu beziehen und das Unternehmen
massiv zu unterstützen, weitere Produktionskapazitäten aufzubauen.»
LEHRER UND ERZIEHER: Die rund 58 000 Beschäftigten von
Kindertagesstätten sowie Grund- und Förderschulen können von diesem
Samstag an online Termine in den Impfzentren vereinbaren. Die ersten
Termine seien bereits am Montag möglich, sagte Ministerin
Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Möglich ist das auch für Tageseltern.
Diese Gruppe soll bis Ostern ihr Impfangebot bekommen haben.
ANDERE BERUFSGRUPPEN: Hebammen, Personal aus therapeutischen Praxen,
Mitarbeiter körpernaher medizinischer Dienstleistungen wie etwa
Podologen, Personal in Rehakliniken und geriatrischen Klinken sowie
von Hausnotrufen sollen sich ebenfalls ab Montag impfen lassen
können. Zu der Gruppe gehört auch das Personal des öffentlichen
Gesundheitsdienstes und der Krankenhausinfrastruktur, niedergelassene
Ärzte, Zahnärzte und die Beschäftigten in Corona-Praxen. Wie viele
Menschen das sind, war zunächst unklar.
FREIWILLIGEN, die im Kampf gegen Corona helfen und etwa die Abläufe
in Altenheimen unterstützten oder Tests übernehmen, solle ebenfalls
bald ein Impfangebot gemacht werden, sagte die Ministerin. Dies gelte
auch für die, die bei der Einführung Teststationen mit Schnelltests
helfen. Diese hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
angekündigt. Alle Einzelheiten seien aber noch unklar,
Rheinland-Pfalz bereite sich dennoch schon darauf vor.
ÄLTERE MENSCHEN: Die rund 110 000 noch im Impfpool registrierten üb
er
80-Jährigen sollen bis spätestens Mitte März per Post verbindliche
Termine für eines der Impfzentren bekommen. Gut 70 000 Menschen
dieser Altersgruße seien bereits geimpft. Die Erstimpfungen sollten
am 3. April abgeschlossen sein. Ab Mitte März können dann
voraussichtlich die 70- bis 79-Jährigen ihre Termine abmachen. Sie
würden aber vorher angeschrieben.
ZAHL DER IMPFUNGEN: Bis Ende März sollen rund zehn Prozent der
Rheinland-Pfälzer geimpft sein. Wie schnell es dann weiter gehe,
hänge von den gelieferten Impfstoffmengen ab, sagte
Bätzing-Lichtenthäler. Sie versprach, alles möglichst schnell zu
verabreichen. Im Ranking der Bundesländer ist Rheinland-Pfalz nach
wie vor in der Spitzengruppe. Allein in der nächsten Woche sollen
65 000 Erst- und 5000 Zweitimpfungen gesetzt werden.
WIE GEHT ES WEITER? Wenn genug Impfstoff da ist, könne in den 32
Impfzentren mit ihren 66 Impfstraßen in 2 Schichten geimpft werden -
mehr als 20 000 Menschen am Tag, wie Wilhelm sagt. Dazu sollen dann
auch die Hausarztpraxen kommen.
ERSATZKANDIDATEN: Wenn in einem Impfzentrum Impfstoff übrig bleibe,
solle dieser nur an Menschen aus der Prioritätengruppe Eins abgegeben
werden. Dies habe das Ministerium den Betreibern der Impfzentren
Mitte Januar mitgeteilt und auch stichprobenartig überprüft, sagt
Bätzing-Lichtenhtäler. In Einzelfällen könnten solche Reste auch an
andere gegeben worden sein, sagte Wilhelm. Eine Liste darüber gebe es
nicht. Über strafrechtliche Sanktionen werde auf Bundesebene beraten.
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