Hilfe im Ernstfall: Corona-Pandemie erschwert rechtliche Betreuung
Nur wer betroffen ist, der weiß, wie schnell es zu Unfällen,
lebensgefährlichen Krankheiten und anderen Schicksalsschlägen kommen
kann. Dann braucht man Hilfe. Rechtliche Betreuung in der
Corona-Pandemie bringt aber neue Herausforderungen.
Hannover (dpa/lni) - Manche Menschen sind psychisch krank, andere
haben schwere Unfälle - in solchen Fällen brauchen sie Hilfe bei
Entscheidungen zu Bankgeschäften, zum neuen Telefonvertrag oder bei
Behördengängen. Im Pandemie-Jahr 2020 haben die Corona-Regelungen die
rechtliche Betreuung in Niedersachsen erschwert. «Die Einschränkungen
durch die Pandemie waren und sind für eine rechtliche Betreuung eine
enorme Herausforderung», sagte Justizministerin Barbara Havliza
(CDU). «Das gilt vor allem für die Menschen in den Pflegeheimen. Zum
Teil konnte hier ein Kontakt nur durch eine geöffnete Fensterscheibe
stattfinden, das war für alle eine Belastung.»
Nach Angaben des Ministeriums sind «verstärkte Schutzmaßnahmen» bei
der persönlichen Anhörung der Betroffenen notwendig: Üblich seien
Anhörungen im Freien oder durch das geöffnete Fenster, in gesondert
eingerichteten und belüfteten Räumen, mit Schutzanzügen und durchaus
auch nach vorherigem Test. Auch koste es Zeit, jeweils die
Hygieneschutzvorschriften einzuhalten.
Insgesamt stieg die Zahl der Betreuungsfälle in Niedersachsen 2020
leicht - auf 144 782 Verfahren. 2019 waren es 143 607 Verfahren,
während es 1995 nur etwa 65 000 Betreuungsverfahren in Niedersachsen
gab. Die Ursache für den leichten Anstieg war zunächst unklar, er
entspreche aber dem Trend der vergangenen zwei Dekaden, sagte ein
Sprecher. Betroffen sind überwiegend ältere Menschen, aber auch
beispielsweise Jüngere mit einer Sucht oder psychischen Erkrankungen.
Rechtliche Betreuung kann notwendig werden, wenn sich jemand ganz
oder teilweise nicht mehr um seine Angelegenheiten kümmern kann, wie
das Justizministerium mitteilte. Beispiele seien etwa eine psychische
Erkrankung oder eine körperliche, geistige oder seelische
Behinderung. Liegt keine Vorsorgevollmacht vor, wird ein rechtlicher
Betreuer vom Betreuungsgericht bestellt - das können dann nicht nur
Angehörige wie Ehepartner oder Eltern sein, sondern auch
ehrenamtliche oder Berufsbetreuer. Deren Zahl stieg 2020 auf 169 315
- nach 163 039 ein Jahr zuvor.
Havliza betonte, die praktische Bedeutung der rechtlichen Betreuung
sei in Niedersachsen «weiterhin sehr hoch. Wir schulden es den
Menschen, dass sie ihre Rechte möglichst lange und selbstbestimmt
wahrnehmen können». Die Menschen sollten sich mit dem Thema befassen
und rechtzeitig an eine Vorsorgevollmacht denken: «Rechtliche
Betreuungen sollen nur dort eingerichtet werden, wo es unvermeidbar
ist.» Dazu sei zu Jahresbeginn ein Aktionsplan beschlossen worden, um
rechtliche Betreuungen zu vermeiden, soweit dies möglich sei.
Angesichts steigender Zahlen sucht der Landkreis Oldenburg nach
Berufsbetreuern und ehrenamtlichen Helfern. Viele Menschen in Not
könnten ohne professionellen Betreuer an ihrer Seite nur schwer den
Alltag bewältigen, sagte Kreissprecher Oliver Galeotti. Oft werde die
Betreuung von Angehörigen übernommen, das Ehrenamt stoße aber an
seine Grenzen.
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