Endlich rauchfrei? Patienten finden Hilfe im Krankenhaus

Für Raucherentwöhnung ist in Krankenhäusern normalerweise kein Geld
übrig. In Neukölln engagiert sich das Vivantes-Klinikum dennoch für
Patienten, die ihr Laster ablegen wollen.

Berlin (dpa/bb) - Hier stehen nicht nur Verbotsschilder: Weil es
Raucher bei der Entwöhnung intensiv unterstützt, ist das Vivantes
Klinikum Berlin-Neukölln am Dienstag erneut ausgezeichnet worden. Das
Haus erhielt das silberne Zertifikat des Deutschen Netzes Rauchfreier
Krankenhäuser & Gesundheitseinrichtungen (DNRfK) für weitere drei
Jahre. «Das Zertifikat ist die höchste Auszeichnung in Deutschland»
,
sagte Christa Rustler, Geschäftsführerin des DNRfK. 

«Durch keine Droge sterben so viele Menschen, nämlich 127 000 pro
Jahr, Tendenz steigend. Diese Menschen sterben teilweise qualvoll»,
sagte die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig mit Blick auf
Zigaretten. 

Das Neuköllner Krankenhaus bietet Patienten seit Jahren
niedrigschwellige Angebote zur Raucherentwöhnung. So wird das Rauchen
in allen Bereichen des Hauses bei Gesprächen mit Patienten
thematisiert. Wer aufhören will, bekommt Hilfen. Das hauseigene
Institut für Tabakentwöhnung und Raucherprävention hält auch für

externe Interessenten Angebote bereit, etwa Entwöhnungskurse. «Viele

Raucher wollen aufhören, wissen aber nicht, wie», sagt die
therapeutische Leiterin Kathrin Vitzthum. In Deutschland probierten
jährlich nur 17 Pozent der Raucher, tatsächlich aufzuhören.

«Bei uns wurden seit Jahren Strukturen im Interesse der
Raucherentwöhnung aufgebaut, die nirgends rückvergütet werden», s
agte
Stephan Eggeling, Chefarzt in der Klinik für Thoraxchirurgie. Die
gesamte Arbeit werde aus Drittmitteln finanziert. Die Finanzierung
der Raucherentwöhnung sei ein großes Problem, stellte Rustler fest.
In der Corona-Pandemie hätten die Krankenhäuser viel Geld für die
Behandlung von Covid-19-Patienten bekommen. «Am Tabakkonsum sterben
aber viel mehr Menschen und es gibt nicht einmal Geld für ein
Nikotinpflatster.»

Auch das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin-Kladow führt
laut Rustler das silberne Zertifikat. Die Charité sei Mitglied des
bundesweiten Netzwerks und engagiere sich für das Nichtrauchen, trage
aber kein Zertifikat. Insgesamt führen bundesweit 34 Einrichtungen
eine solche Auszeichnung. Das goldene Zertifikat werde in einem
internationalen Wettbewerb vergeben und von vier Kliniken getragen,
darunter zwei in Brandenburg: die Fontane-Klinik in  Motzen und die
Salus-Klinik in Lindow.

Doch trotz des Zertifikats: Gänzlich rauchfrei ist auch das
Neuköllner Klinikum noch nicht: Auf dem Klinikgelände gibt es
vereinzelte Raucherinseln. Ein Rauchverbot lasse sich nur mit einem
entsprechenden Gesetz durchsetzen, ist Rustler überzeugt. Oft komme 
der Widerstand weniger von den Patienten als von Klinikmitarbeitern.
Unter Pflegern liege der Raucheranteil bei 30 bis 40 Prozent. Die
Zigarette ersetze oft eine nicht stattgefundene Pause.

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