Boom bei Urlaubsreisen - «An der Küste wird es voll werden» Friederike Marx, dpa

Monatelang hofften Urlauber auf ein Ende der Corona-Beschränkungen.
Seit Reisewarnungen und Quarantänepflicht für viele Ziele gefallen
sind, zieht die Nachfrage nach Urlaubsreisen kräftig an. Doch die
Krise ist damit noch nicht überwunden.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Impfquoten steigen, und die meisten
Reisebeschränkungen in Europa sind gefallen: Urlauber und die
Tourismusbranche hoffen nach monatelangem Corona-Lockdown auf
Erholung. Reiseveranstalter berichten von einem Buchungsboom. In
einigen beliebten Reisezielen könnte es während der Sommerferien eng
werden. Bis der Tourismus die schwere Corona-Krise hinter sich lässt,
wird es allerdings dauern. Sorgen bereitet auch die Ausbreitung der
ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus. Die Bundesärztekammer
rät von Reisen in Urlaubsgebiete ab, wo die Variante grassiert.

«Ab Mitte Mai 2021 hat ein regelrechter Buchungsboom eingesetzt, und
wir verzeichnen derzeit von Woche zu Woche Eingänge auf oder über dem
Niveau des Vergleichszeitraums 2018/19», berichtet der
Geschäftsführer des Reiseanbieters FTI, Ralph Schiller. Vor allem die
Aufhebung der Quarantäne-Auflagen nach der Rückkehr aus dem Urlaub
hat die Nachfrage beflügelt.

Ähnlich ist die Entwicklung bei anderen großen Veranstaltern. «Die
letzten Wochen liegen im Umsatzeingang weiter über dem Jahr 2019 vor
der Pandemie», berichtet DER Touristik-Manager Sven Schikarsky. Der
Reisekonzern erhöhe täglich seine Kontingente bei Fluggesellschaften
und Hotels. «Dennoch rechnen wir nicht damit, dass es in den
Zielgebieten überfüllt sein wird.» Nach Einschätzung Schillers kann

es bei dem Ansturm auf bestimmte Ziele an beliebten Terminen und bei
hochwertigen Zimmertypen in sehr begehrten Hotels allerdings zu
Engpässen kommen.

Gefragt sind im Sommer derzeit die klassischen Badeziele am
Mittelmeer, allen voran Spanien und insbesondere Mallorca sowie
Griechenland und die Türkei.

Hoch im Kurs steht auch wie im Sommer des Krisenjahres 2020 Urlaub
zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen. «An der Küste und Richtung

Alpen wird es voll werden», sagte der Präsident des Deutschen
Tourismusverbandes (DTV), Reinhard Meyer. Aber auch andere Regionen
profitierten. «Beliebt ist insbesondere alles, was mit Natur zu tun
hat, zum Beispiel Wandern oder Fahrradfahren.»

Für Übernachtungen in Deutschland müssen Urlauber nach einer
Auswertung des Vergleichsportals Check24 in diesem Sommer allerdings
tiefer in die Tasche greifen als vor der Krise. «Grundsätzlich sind
die Preise in den Sommermonaten zur Ferienzeit höher. Die
Corona-Pandemie und der stärkere Wunsch nach Urlaub in Deutschland
verstärken diesen Effekt», erläutert Check24-Manager Jan Kuklinski.


Im Mittel kosten Ferienwohnungen den Angaben zufolge in den Monaten
Juni, Juli und August 2021 rund 108 Euro pro Nacht und damit 18,6
Prozent mehr als in den drei Sommermonaten des Vorkrisenjahrs 2019.
Stärker ist der Preisanstieg mit gut 24 Prozent bei Hotels. Im Mittel
müssen Urlauber pro Nacht in diesem Sommer rund 113 Euro zahlen.

Allerdings ist die Bereitschaft der Urlauber auch gestiegen, mehr
Geld auszugeben - zum Beispiel für schönere Hotels oder höhere
Kategorien, wie Tui-Deutschlandchef Marek Andryszak jüngst sagte. Die
Gäste ließen sich ihren Urlaub rund 25 Prozent mehr kosten als 2019.

Ende Mai übertrafen die bei Veranstaltern und Reisebüros gebuchten
Reisen den Stand des Krisensommers 2020 um 33 Prozent. Viele Urlauber
entscheiden sich kurzfristig. «Der Wunsch, endlich wieder verreisen
zu können, ist offenbar groß, und Reiseerleichterungen sowie
zunehmende Impfquoten beflügeln das Urlaubsgeschäft», erläutert
Alexandra Weigand vom Analysehaus Travel Data + Analytics (TDA).

Doch bis Reiseveranstalter und -büros an alte Rekorde anknüpfen
können, wird es dauern. Trotz der starken Nachfrage stehen nach
Angaben des Reiseverbandes DRV erst rund ein Viertel der Buchungen in
den Büchern der Unternehmen, die in einem «normalen» Jahr bis Ende
Mai/Anfang Juni erfolgen.

In Cent und Euro ausgedrückt heißt das: Bislang haben Sonnenhungrige
TDA zufolge fast 2,3 Milliarden Euro für Veranstalterreisen in diesem
Sommer ausgegeben. Damit fehlen zum Vor-Corona-Niveau rund 6,8
Milliarden Euro.

«Selbst wenn der Sommer positiv bleibt, werden am Ende wohl lediglich
rund 40 Prozent des Umsatzes aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 erreicht
werden», dämpft DRV-Präsident Norbert Fiebig zu hohe Erwartungen -
auch weil Fernreisen in der zweiten Jahreshälfte vielfach noch nicht
möglich sein werden. Daher benötigten die Unternehmen weitere
Unterstützung der Bundesregierung. «Eine Verlängerung der
Überbrückungshilfen über den 30. September hinaus bis Ende 2021 wär
e
politisch klug und inhaltlich sinnvoll gewesen», sagt Fiebig.

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