) Steinmeier dankt Pflegern für ihre Arbeit in der Corona-Pandemie Von Klaus Peters, dpa

Bei einem Besuch in einer Lungenfachklinik in Brandenburg trifft
Bundespräsident Steinmeier auf die Mitarbeiter, die in der
Corona-Pandemie an vorderster Stelle im Einsatz sind. Der Besuch
macht dem Staatsoberhaupt Mut für die Zukunft.

Treuebrietzen (dpa/bb) - «Unsere Station wurde als Covid-Station
ausgewählt, dann kamen auch schon die Patienten - und wir alle haben
mit voller Kraft mitgezogen». So schilderte die stellvertretende
Leiterin der Covid-Station im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen
(Potsdam Mittelmark), Maria Richter, Bundespräsident Frank Walter
Steinmeier die Situation zu Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen
Jahr. Seitdem seien in dem Krankenhaus 159 Covid-Patienten behandelt
worden, berichtete der Ärztliche Direktor Martin Spielhagen dem
Staatsoberhaupt: «59 Patienten mussten intensivmedizinisch beatmet
werden, davon sind 29 Menschen leider verstorben.» Die Fachklinik
bietet insgesamt 154 Betten und fünf tagesklinische
Behandlungsplätze.

Das Staatsoberhaupt traf am Freitag in dem Krankenhaus Vertreter
aller Disziplinen, die bei der Hilfsorganisation im Zuge der
Corona-Pandemie im Einsatz sind: Darunter den Pflegefachkraft-Azubi
Ole Morelly, die Pflegeschulleiterin Gabriele Unger und den
Ärztlichen Leiter der Johanniter-Luftrettung Mohammed El-Sayed
Abou-Taleb.

Rund 300 Einsätze sei sein Team geflogen, um Patienten mitsamt der
Herz-Lungen-Maschine in ein anderes Krankenhaus zu verlegen oder
Patienten aus dem Ausland zur Behandlung nach Deutschland zu holen,
berichtete Abou-Taleb. «In Italien habe ich erlebt, dass eine Frau
auf Aufforderung der Ärzte entscheiden sollte, ob nun ihr Bruder oder
ihr Mann ausgeflogen werden soll», berichtete der Luftretter dem
Staatsoberhaupt. «Zum Glück sind wir in Deutschland nicht in solche
Situationen gekommen.»

Steinmeier dankte anschließend allen Beschäftigten des Krankenhauses
für die Behandlung und Versorgung der Patienten in der
Corona-Pandemie. «Ich möchte stellvertretend Danke sagen all denen,
die insbesondere in den Monaten der Pandemie täglich unglaublich viel
geleistet haben», sagte Steinmeier.

Trotz aktuell sinkender Infektionszahlen sei die Pandemie noch nicht
vorbei, mahnte der Bundespräsident. Er verwies auch darauf, dass
inzwischen den als «Long Covid» bekannt gewordenen Langzeitfolgen
viel Aufmerksamkeit gewidmet werden müsse. «Ärzte schätzen, dass et
wa
zehn Prozent der an Covid-19 Erkrankten an solchen Langzeitfolgen
leiden», sagte Steinmeier. «Das müssen wir ernst nehmen.»

Bei den Gesprächen mit dem Pflegepersonal hatte Steinmeier erfahren,
dass die Aufmerksamkeit und Wertschätzung für diesen Beruf durch die
Pandemie gewachsen sei. «Die Zahl der Bewerbungen hat eher zu- als
abgenommen», berichtete Pflegeschulleiterin Unger. «Ich weiß nicht ob

trotz oder wegen Corona.» Dies mache Mut, da in den kommenden
Jahrzehnten der Bedarf an Pflegekräften noch deutlich wachsen werde,
sagte Steinmeier. Es sei zu erwarten, dass von heute aus gesehen bis
zur Mitte des Jahrhunderts in Deutschland etwa 500 000 Pflegekräfte
fehlen werden.

Morelly ist im ersten Lehrjahr und somit mitten in der
Corona-Pandemie in diese Pflegeausbildung eingestiegen. Daneben macht
er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr noch eine Ausbildung zum
Rettungssanitäter. «Mich hat die Corona-Pandemie nicht abgeschreckt,
sondern eher in meinem Berufswunsch bestärkt», sagte der 19-Jährige.

«Weil man gesehen hat, wie wichtig diese Aufgabe ist.»

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