Aufbruchstimmung nach Corona-Tristesse im Tourismus Von Michael Bauer, dpa

Die rheinland-pfälzische Tourismusbranche geht zuversichtlich in die
kommenden Monate. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Mainz (dpa) - Kaum ein anderer Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz
ist so arg von der Corona-Pandemie und den angeordneten Schließungen
gebeutelt worden wie der Tourismus. Dank der inzwischen weitgehend
gelockerten Beschränkungen und der günstigen Pandemieentwicklung geht
die Branche jetzt optimistisch in die wichtige Sommersaison.

Der bei vielen Bundesbürgern beobachtete Trend zum Urlaub im eigenen
Land schürt bei den Touristikern die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Schließlich sei es von bevölkerungsreichen Einzugsgebieten wie
Karlsruhe/Stuttgart, Rhein-Neckar, Rhein-Main und dem Großraum Köln
nicht weit zu einem Urlaubsort in Rheinland-Pfalz, betonte
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) am Mittwoch in Mainz.

«So groß die Herausforderungen an den Tourismus in der Vergangenheit
waren, so groß sind auch die Chancen», betonte sie. «Erste
Auswertungen und Zahlen stimmen uns zuversichtlich.» So stehe im
ersten Halbjahr 2021 bei den Buchungen insgesamt ein Plus von sieben
Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Zu den Chancen, von denen die Ministerin sprach, könnte das Interesse
weiterer Kundengruppen gehören. Es gebe viele neue Gäste, die «einmal

reingeschnuppert haben» und dann möglicherweise für einen längeren

Aufenthalt wiederkehren, da sie nicht ins Ausland reisen wollten,
berichtete Detlev Janik, Geschäftsführer der Regionalagentur
Pfalz.Touristik. Er sprach von einem «Klientel, das bisher eher nicht
in die Pfalz gereist ist» - jüngere Leute und Familien
beispielsweise. Er nannte die aktuelle Buchungslage «sehr
zufriedenstellend», teilweise seien Angebote schon bis in den Oktober
hinein ausgebucht.

Der Outdoor-Boom mit starkem Interesse an Fahrradurlaub und Wandern
halte an, und «da haben wir in Rheinland-Pfalz sehr viel zu bieten»,
sagte der Tourismusexperte. Doch die Entwicklung verläuft nicht
gleichförmig. So hätten es Hotels, die traditionell auf Tagungsgäste

gesetzt haben, immer noch schwer. Dagegen stünden Ferienhäuser und
-wohnungen sowie Campingplätze bei Urlaubern hoch im Kurs. Auch der
Tagestourismus entwickelt sich nach einer Einschätzung positiv.

Die Tourismusbetriebe seien in der heißen Phase des Sommergeschäfts,
sagte Stefan Zindler, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft
Rheinland-Pfalz Tourismus. Eine neue Werbekampagne unter dem Motto
«Zeit für...» soll das Interesse von Urlaubern an Rheinland-Pfalz
verstärken. «Wir legen noch eine ordentliche Schippe drauf und können

auf vielen Kanälen werben», sagte er. So sollen in Kürze Radiospots
in den wichtigen Quellmärkten Nordrhein-Westfalen, Hessen, Saarland
und auch in Rheinland-Pfalz selbst geschaltet werden. Dazu kommen
Werbevideos in Bahnhöfen, Anzeigen in Printmedien und verstärktes
Online-Marketing.

Im Ausland soll vor allem auf den wichtigen Märkten Niederlande und
Belgien sowie in Frankreich, Österreich und der Schweiz für das
Urlaubsziel Rheinland-Pfalz geworben werden. Das Bundesland ist laut
Zindler bei Niederländern das beliebteste Reiseziel in Deutschland.
Schmitt erklärte, die Landesregierung habe insgesamt 50 Millionen
Euro für Marketingvorhaben sowie Investitionen in die touristische
Infrastruktur und Betriebe bereitgestellt.

Getrübt wird die positive Grundstimmung in der Branche durch den
vielerorts beobachteten Personalmangel in Hotellerie und Gastronomie
und der coronabedingten Absage von Großveranstaltungen und Festen wie
«Rhein in Flammen» und zuletzt dem Dürkheimer Wurstmarkt, die
traditionell viel Tagestouristen und Kurzurlauber anlocken. Mit Blick
auf die vielen Weinfeste richtet sich der Blick der Touristiker eher
auf den Herbst, wie Kristina Neitzert, Geschäftsführerin der
Vermarktungsgesellschaft Romantischer Rhein Tourismus.

Er sei sehr optimistisch für die kommenden Monate, betonte Zindler.
Der am Dienstag veröffentlichten trüben Tourismus-Statistik für Mai
wollte er nicht zu viel Bedeutung beimessen. Diese Zahlen seien wegen
der noch bis in den Mai hineinreichenden Corona-Beschränkungen nicht
aussagekräftig, spannender werde dann der Blick auf die Statistik von
Juni und den weiteren Monaten.

Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes wurden im
Mai nur rund 204 000 Gäste in Rheinland-Pfalz gezählt. Das waren 19
Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der Übernachtungen sank
gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent auf 661 000. Noch
deutlicher fallen die Abweichungen gegenüber den Mai-Werten von 2019
aus, dem Jahr vor der Corona-Pandemie: Die Gästezahlen lagen um 78
Prozent unter diesen Ergebnissen; das Minus bei den Übernachtungen
betrug 70 Prozent.

Laut dem Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist Corona nun in einer
Phase, «in der allen gastgewerblichen Betrieben das Grundrecht am
eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb ohne Einschränkungen
wieder zurückgegeben werden muss». Der rheinland-pfälzische
Dehoga-Präsident Gereon Haumann forderte «einen langfristigen Plan
und ein klares Bekenntnis, dass pandemiebedingte Schließungen
gastgewerblicher Betriebe künftig ausgeschlossen werden. Es gibt
zahlreiche Möglichkeiten, über Konzepte dauerhafte Öffnungen zu
ermöglichen.»

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