Freie Intensivbetten in vielen Kommunen Mangelware
Auf Bayerns Intensivstationen liegen sehr viel weniger
Corona-Patienten als im vergangenen Winter - aber vielerorts gibt es
schon keine freien Intensivbetten mehr.
Berlin/München (dpa/lby) - In den Krankenhäusern von mehr als einem
Dutzend bayerischer Kreise und Städte gibt es wegen wieder steigender
Zahlen von Corona-Patienten keine freien Intensivbetten mehr. Voll
belegt sind die Intensivstationen insbesondere in Teilen Oberbayerns
und der fränkischen Regierungsbezirke, wie aus dem
Divi-Intensivregister hervorgeht.
«Die Auslastung der Intensivbetten hat punktuell in einigen Gebieten
die absolute Kapazitätsgrenze erreicht. Da müssen wir wachsam sein
und die Krankenhäuser nach Kräften unterstützen», sagte Bayerns
Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) am Mittwoch in München. Er
plädierte zudem dafür, die sogenannte epidemische Lage nationaler
Tragweite nicht wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
vorgeschlagen demnächst auslaufen zu lassen.
Unter anderem die Stadt Rosenheim sowie die Kreise Freising, Erding
und Aichach-Friedberg meldeten am Mittwoch kein einziges freies
Intensivbett; im Norden Bayerns Stadt und Landkreis Aschaffenburg,
die Stadt Erlangen und der Kreis Erlangen-Höchstadt, die Kreise
Forchheim und Bayreuth sowie Stadt und Landkreis Landshut. Und im
Südwesten des Freistaats hat im Landkreis Unterallgäu die
Intensivmedizin ihre Behandlungsmöglichkeiten restlos ausgeschöpft.
Im bayernweiten Schnitt waren am Mittwoch elf Prozent der
Intensivbetten frei. Die Corona-Ampel der Staatsregierung, die als
Indikator für die Belastung der Kliniken dient, steht nach wie vor
auf grün. Doch in mehreren Regionen Bayerns sind die
Behandlungskapazitäten der Krankenhäuser in den vergangenen Wochen
geschrumpft.
SPD und Grüne im Landtag forderten von der Staatsregierung deswegen
Nachbesserungen an dem System. «Wie kann es sein, dass die Ampel noch
auf grün steht», fragte die SPD-Gesundheitspolitikerin Ruth Waldmann.
Auf rot würde die Ampel von der Staatsregierung geschaltet, wenn die
landesweite Zahl der Covid-Intensivpatienten auf 600 steigt, das wäre
verbunden mit verschärften Einschränkungen des öffentlichen Lebens.
«Fraglich bleibt auch, welche Maßnahmen oder Einschränkungen dann
überhaupt ergriffen werden, wenn es zu einer Überlastung kommt»,
sagte Waldmann.
«Es wird immer deutlicher, dass die Schwellenwerte der Ampel mit der
Realität nicht zusammenpassen», kritisierte die Grünen-Abgeordnete
Christina Haubrich. «Wenn mehr Personal im Herbst und Winter
krankheitsbedingt ausfällt, könnte dies den ohnehin ernsten
Personalmangel verschärfen, mit dem die Kapazität der Krankenhäuser
steht und fällt.»
Anders als in der ersten Phase der Corona-Pandemie halten die
Kliniken mittlerweile keine Intensivbetten wegen der Pandemie mehr
frei. Bayernweit lagen am Mittwoch in der Mittagszeit 270
Covid-Patienten auf den Intensivstationen. Das sind erheblich weniger
als im vergangenen Winter, aber ein deutlicher Wiederanstieg seit dem
Sommer. Der Großteil der Corona-Intensivpatienten ist nicht geimpft.
Auch die Zahl der Corona-Infektionen steigt weiter. Am Mittwoch
meldeten laut Robert Koch-Institut zwölf Kreise und Städte in Bayern
Inzidenzen von 200 und mehr. An der Spitze lag am Mittwochvormittag
nach wie vor das Berchtesgadener Land mit 355,5 Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Die bayernweite
Inzidenz ist nun auf 128,6 geklettert. Am Freitag vergangener Woche
hatte der Wert erstmals seit Mai wieder die Schwelle von 100
überschritten.
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