Jede Menge offener Fragen bei Priorisierung von PCR-Tests Von Jörg Ratzsch, dpa

Die Labore kommen bei den PCR-Tests an ihre Grenzen. Künftig könnten

die hochwertigen Tests vorrangig bei Beschäftigten von Kliniken,
Pflege und andere Einrichtungen mit besonders gefährdeten Gruppen zum
Einsatz kommen. Details bleiben aber weiter offen.

Berlin (dpa) - Weil die Omikron-Variante die Corona-Ansteckungszahlen
in die Höhe treibt und die Labore mit der Auswertung von PCR-Tests an
ihre Grenzen stoßen, sollen die Testvorgaben geändert werden. Bund
und Länder vereinbarten am Montag, dass das
Bundesgesundheitsministerium in Abstimmung mit den Ländern die
entsprechenden Verordnungen und Bestimmungen anpassen soll. Es dürfte
darauf hinauslaufen, dass künftig bestimmte Gruppen, bei denen die
Abklärung des Infektionsstatus besonders wichtig ist, bevorzugt die
genauen Tests bekommen. Wie diese sogenannte Priorisierung konkret
ausgestaltet wird, bleibt zunächst aber weitestgehend unklar.

Was gilt aktuell noch? Wer kann überhaupt einen PCR-Test machen?

Wer einen positiven Selbsttest hat oder an einer Teststelle ein
positives Schnelltestergebnis bekommt, hat laut momentan gültiger
bundesweiter Corona-Test-Verordnung Anspruch auf einen PCR-Test. Das
gilt laut Bundesregierung auch, wenn die Corona-Warnapp auf Rot
steht. Betroffene können sich in so einem Fall an ihren Hausarzt
wenden, der dann entweder einen Test selbst macht oder an ein
Testzentrum überweist. Auch das Gesundheitsamt kann, wenn es über
einen positiven Schnelltest informiert wurde, einen kostenlosen
PCR-Test anordnen.

Ist ein PCR-Test Pflicht? 

In jedem Fall bei einer Anordnung durch das Gesundheitsamt. Positive
Schnelltests etwa aus Testcentern sind laut
Bundesgesundheitsministerium meldepflichtig. Bekommt das Amt also die
entsprechende Information, kann es zur PCR-Nachtestung auffordern.
Grundsätzlich schreibt das Gesundheitsministerium auf seiner
Webseite, dass bei positivem Schnelltest - auch Selbsttest - ein
PCR-Test zur Bestätigung gemacht werden «sollte». Ob das «sollte»

generell eine Pflicht bedeutet, hängt auch von den Bestimmungen des
jeweiligen Bundeslandes ab. Zum Teil wird in den Ländern eine
Nachtestung per PCR-Test vorgeschrieben, zum Teil reicht bei
positivem Selbsttest auch eine Nachtestung per Antigen-Schnelltest in
einer Teststelle.

Was ist geplant? 

PCR-Tests sollen vorrangig für sogenannte vulnerable Gruppen zur
Verfügung stehen und für Beschäftigte, die diese betreuen und
behandeln. Das hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern
bereits vereinbart, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die
Ministerpräsidenten haben dies nun in ihrem Beschluss «zur Kenntnis»

genommen. Konkret genannt werden ältere Menschen oder andere
Risikogruppen, Beschäftigte in Kliniken, Praxen, Pflegeheimen und
Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung.

Die Fragen zur praktischen Umsetzung sind hier aber noch offen, etwa,
ab wann das gelten soll, wer genau den PCR-Test-Anspruch haben wird,
wie das konkret nachgewiesen werden soll und was mit denjenigen ist,
die zum Beispiel einen positiven Schnelltest und/oder Symptome haben.
Bund und Länder müsse dafür zunächst die Corona-Testverordnung und

die konkreten Bestimmungen zu Tests in den Ländern ändern. Im Zuge
dessen wird es mehr Klarheit geben. Ein Sprecher des
Bundesgesundheitsministeriums kündigte am Montag
«zeitnahe» Informationen an.

In welche Richtung könnte es gehen? 

Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich dafür ausgesprochen,
dass bei positivem Schnelltest und gleichzeitiger Symptomlosigkeit
künftig auf einen PCR-Test verzichtet werden könne. Dafür müsste ab
er
beispielsweise Paragraf 4b der Corona-Testverordnung geändert werden,
die momentan noch einen Anspruch auf PCR-Nachtestung bei positiven
Schnelltests - auch Selbsttests - gewährt. Auch wenn die
Corona-Warn-App eine rote Kachel zeigt, soll nach Ansicht der
Gesundheitsminister der Länder nach ein «qualitativ
hochwertiger» Antigentest ausreichen.

Daneben stellen sich aber noch weitere Fragen, etwa ob eine
PCR-Test-Beschränkung auch privat bezahlte Tests betreffen würde, die
beispielsweise für Auslandsreisen notwendig sind, oder welche
Auswirkungen eine Beschränkung beim Thema Genesenstatus hätte, denn
als offiziell genesen gilt nur, wer mit einem positiven PCR-Test
nachweisen kann, dass er schon eine Corona-Infektion hatte.

«Ich gehe derzeit davon aus, dass die privaten Testzentren auch in
Zukunft grundsätzlich PCR-Tests für Selbstzahler anbieten werden»,
sagte der Vorsitzende des Laborverbands ALM, Michael Müller den
Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wer nicht zur priorisierten Gruppe
gehöre, müsse sich aber darauf einstellen, auf Testergebnisse
möglicherweise länger warten zu müssen.

WievielePCR-Tests werden momentan in Deutschland gemacht?

Zuletzt waren es laut Robert Koch-Institut und dem Laborverband ALM
rund zwei Millionen Tests in einer Woche - ein Höchststand in der
Corona-Krise. Von den zwei Millionen Tests war etwa jeder vierte
positiv. Die Labore waren demnach zu 86 Prozent ausgelastet. Für die
vergangene Woche wurde eine Kapazität von etwa 2,5 Millionen Tests
gemeldet.

In der österreichischen Hauptstadt Wien wird so viel PCR-getestet wie
bei uns im ganzen Land. Was läuft dort besser?

Wien hat schon 2020 die Infrastruktur dafür aufgebaut. Mit dem
Angebot «Alles gurgelt» sei ein PCR-Test für Zuhause entwickelt
worden, bei dem zur Überprüfung der Ausweis erfasst und das Gurgeln
gefilmt werde, so ein Sprecher des Gesundheitsressorts der Stadt. Die
Tests können in vielen Drogerien abgeholt und in Hunderten von
Geschäften und Tankstellen abgegeben werden. Zweimal am Tag holt die
Post die Berge von Proben ab.

Durchschnittlich erhält nach Angaben der Stadt jeder rund 16 Stunden
nach dem Gurgeln sein PCR-Ergebnis. Dafür sorgt ein großes Labor, das
mittlerweile rund 1000 Menschen beschäftigt. «Die Kosten liegen mit
mittlerweile knapp sechs Euro pro Test nur wenig über den von
Antigen-Tests», so der Sprecher weiter. Sie werden vom Bund
übernommen. Die Kapazitäten sind gewaltig. Pro Woche werden rund 2,1
Millionen Tests ausgewertet. Angesichts der Omikron-Variante und den
nun rekordhohen Infektionszahlen ist den Angaben zufolge die
Kapazität aufgestockt worden: von 500 000 Tests täglich auf 800 000.

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