Anker in der Pandemie - Schulsozialarbeit geht persönliche Nöte an Von Peter Zschunke, dpa

In der Corona-Tristesse brauchen junge Menschen Mutmacher für den
Blick nach vorn. Ansprechpartner in den Kommunen wirken dem Gefühl
entgegen, in der Pandemie abgehängt zu werden.

Mainz (dpa/lrs) - Die Corona-Pandemie belastet das Alltagsleben von
Kindern und Jugendlichen. Ärger, Ängste und die Einschränkung von
Kontakten bedrücken viele Schülerinnen und Schüler. Einige Kommunen
in Rheinland-Pfalz haben deswegen ihre Schulsozialarbeit verstärkt.
In der Landeshauptstadt Mainz etwa werden erstmals auch die Gymnasien
einbezogen.

«Die vielen Einschränkungen und die zusätzlichen Belastungen führen

einerseits zu Frustration, andererseits zu Ängsten, den Lernstoff
nicht bewältigen zu können, abgehängt zu werden, im Berufsleben nicht

Fuß fassen zu können», sagt die Kreisjugendpflegerin im Landkreis
Kaiserslautern, Petra Brenk. In der kurzen Kinder- und Jugendzeit
seien Kontaktbeschränkungen nachteilig für die Entwicklung der
Persönlichkeit. Der Verlust sozialer Interaktion gebe vielen
Jugendlichen das Gefühl, allein zu sein. Zusätzliche psychische
Belastungen könnten sich durch die häusliche Situation ergeben.

Gerade während der Pandemie seien Schulsozialarbeiterinnen und
Schulsozialarbeiter wichtige Anlaufstellen für Jugendliche, aber auch
ihre Familien, sagt Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). Das Land
beteiligt sich mit zehn Millionen Euro an der Finanzierung der
Schulsozialarbeit an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.

Zusätzliche Förderung ermöglicht das Aktionsprogramm des Bundes mit
dem Titel «Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche in den
Jahren 2021 und 2022». In Rheinland-Pfalz wird dies im Landesprogramm
«Chancen@lernen.rlp» abgebildet, mit 8,4 Millionen Euro für
sozialpädagogische Angebote. Nach 2,75 Millionen im vergangenen Jahr,
nehmen die Programme mit einer Förderung von 5,63 Millionen in diesem
Jahr nochmal deutlich an Fahrt auf.

Bei der Umsetzung dieser Programme vor Ort geht es auch um die
Stärkung von «Soft Skills» wie Konzentrationsfähigkeit, Motivation

oder Selbstwertgefühl. Diese Fähigkeiten, so heißt es in
Kaiserslautern, sind wichtig, «um überhaupt richtig lernen zu
können».

Wie arbeitet eine Schulsozialarbeiterin? Zunächst gehe es darum,
einen geeigneten Raum und Zeit zu finden, antwortet
Kreisjugendpflegerin Petra Brenk. «Gerade der Kontakt- und
Beziehungsaufbau ist von großer Bedeutung.» Mal ist ein Gespräch in
kleinen Gruppen sinnvoll, mal ist ein spielerischer Zugang besser
geeignet oder das Reden bei einem Spaziergang. Geht es um ein
bestimmtes Anliegen, begleiten die Schulsozialarbeiter den jungen
Menschen auch zu einer Fachberatung oder sie vermitteln zwischen
Familie und Schule.

Es gehe um eine vertrauensvolle Atmosphäre mit dem Blick auf die
individuellen Bedürfnisse, erklärt Ministerin Hubig. Der junge Mensch
soll das Gefühl haben, dass da eine Art Anwalt für ihn eintritt. Die
Schulsozialarbeit könne aber auch Ansprechpartner für Sorgen und
Ängste der Eltern oder für Belange der Schule sein - dabei müssten
die anvertrauten Informationen strikt vertraulich behandelt werden.

Schule und Schulsozialarbeit seien in der Corona-Pandemie ein
wichtiger Anker für Kinder, Jugendliche und deren Eltern, heißt es
bei der Stadt Mainz. Bei Bedarf könnten konkrete Hilfe- und
Unterstützungsleistungen organisiert werden. Auch Lehrerinnen und
Lehrer könnten kompetente Unterstützung erhalten, etwa in der
sozialen Gruppenarbeit, bei Hilfen des Jugendamtes oder im
Kinderschutz. In Mainz wird die bisherige Schulsozialarbeit um zehn
Vollzeitstellen aufgestockt. Erstmals gibt es Schulsozialarbeit auch
an den sechs öffentlichen Gymnasien in der Landeshauptstadt,
abgedeckt mit jeweils einer halbe Stelle.

Ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die Lage von jungen
Menschen aus sogenannten bildungsbenachteiligten Familien, den
Übergang von der Grundschule zum Gymnasium und auf die Anbindung der
Gymnasien an die Jugendberufsagentur. «Wir wollen damit Kindern und
Jugendlichen noch mehr Unterstützung gerade in dieser schwierigen
Zeit bieten, damit sie in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert
werden können», erklärte Schuldezernent Eckart Lensch (SPD).

«Gerade in der jetzigen Situation stehen wir als Gesellschaft mehr
denn je in der Verantwortung, den Kindern und Jugendlichen zu
helfen», sagt der Landrat des Kreises Kaiserslautern, Ralf Leßmeister
(CDU). «Hier ist engagierte Schulsozialarbeit unverzichtbar.» Er
fordert, dass Bund und Land die Schulsozialarbeit auch künftig
stärker fördern sollten, um Kommunen in dieser wichtigen Aufgabe zu
unterstützen.

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