Viele Corona-Testzentren in Bayern wussten nichts von neuer Gebühr

Drei Euro sind seit heute für einen professionellen Corona-Abstrich
fällig. Doch offenbar hat sich diese Neuigkeit im Freistaat zunächst
nicht überall herumgesprochen. Bayern sieht den Fehler beim Bund.

München (dpa/lby) - Viele Corona-Bürgertestzentren in Bayern wussten
offenbar nichts von den seit diesem Donnerstag geltenden neuen
Finanzierungsregeln. «Es ist nicht auszuschließen, dass aufgrund der
kurzfristigen Veröffentlichung durch den Bund Teststationen nicht
wussten, dass bereits ab heute Änderungen in der Testverordnung in
Kraft getreten sind», sagte ein Sprecher des bayerischen
Gesundheitsministeriums auf Anfrage in München. «Dass der Bund die
neue Verordnung trotz eindringlicher Mahnungen der Länder erst in
allerletzter Minute veröffentlicht und somit bis zum Schluss die
Detailregelungen offen lässt, ist inakzeptabel».

«Wir Länder hatten und haben damit kaum Puffer, die neuen Regelungen
angemessen umzusetzen und den Bürgerinnen und Bürgern verständlich zu

kommunizieren», sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU).

Seit Donnerstag wird bei einem Corona-Bürgertest in Deutschland in
den meisten Fällen ein Eigenanteil von drei Euro fällig. Der Bund
erstattet den Zentren einen Großteil der Kosten. Nachdem jedoch alle
Bundesländer die Co-Finanzierung ablehnten, sind die Tests nun nicht
mehr generell kostenlos.

Das Bayerische Rote Kreuz forderte deshalb umgehend die Übernahme der
Drei-Euro-Kostenbeteiligung für Corona-Bürgertests durch den
Freistaat. «Wir erwarten, dass Bayern die Eigenbeteiligung
übernimmt», sagte Sohrab Taheri, Sprecher des Bayerischen Roten Kreuz
der Deutschen Presse-Agentur in München. Die Verantwortung für die
vollkommen unzureichende neue Testverordnung liege zwar beim Bund, es
sei aber nun an Bayern gelegen, hier schnell zu handeln.

«Die neue Testverordnung ist eher eine Testverhinderungsverordnung»,
betonte Taheri. Die Regelungen seien derart unverständlich und würden
solch hohe Hürden aufbauen, dass sich nun noch weniger Menschen
testen ließen als bisher. «Diese Hürden werden wir noch schmerzlich
bereuen.» Zugleich werde über die Eigenbeteiligung nun der
Corona-Test zu einer sozialen Frage. Nicht jeder könne sich
regelmäßige Tests leisten.

«Der Bund hat entschieden, diese Gebühr einzuführen und muss dazu
auch stehen. Diese Kosten an die Länder abzuwälzen, wird der
gesamtgesellschaftlichen Herausforderung durch die Pandemie nicht
gerecht», betonte dagegen Holetschek. Er kündigte an, die seit diesem
Donnerstag geltende neue Corona-Teststrategie bei der Sondersitzung
der Gesundheitsminister (GMK) am Freitag thematisieren zu wollen.

«Wir Länder schultern bereits einen beträchtlichen Teil der
finanziellen Last, die die Pandemie verursacht. Für Quarantäne und
Isolation hat der Freistaat seit Beginn der Pandemie mehr als 200
Millionen Euro in die Hand genommen», sagte Holetschek. Allein in
Bayern seien für die Tests in Schulen und Kitas rund 700 Millionen
Euro ausgegeben worden. «Auch bei den Tests von Beschäftigten
übernehmen wir Kosten. Dahingehend ist das Stimmungsbild unter den
Ländern parteiübergreifend einhellig - aus gutem Grund.»

Holetschek sprach sich erneut für eine möglichst bürgernahe Umsetzung

der neuen Teststrategie mit so wenig Bürokratie wie möglich aus.
Menschen mit Behinderung und pflegende Angehörige sollen auch
weiterhin kostenlose Tests erhalten, brauchen aber einen Nachweis.

Allen Personen, die nun für einen Test drei Euro zahlen müssten,
empfahl Holetschek die Nutzung der deutlich günstigeren Selbsttests.
«Es geht ja vor allem um Menschen, die eine Veranstaltung im
Innenraum besuchen möchten, die Kontakt haben zu Menschen mit hohem
Risiko sowie Menschen, deren Warn-App ausschlägt. Da für diese
Gruppen keine Testpflicht herrscht, sind Selbsttests eine gute
Alternative. Sie sind schon ab unter einem Euro je Test erhältlich.»