Amtsärzte: Defizite bei Erstklässlern mangels Schuluntersuchungen

Berlin (dpa) - Der Amtsärzte-Verband warnt vor unerkannten
Entwicklungsdefiziten bei Schulanfängern, weil die
Schuluntersuchungen teils ausfallen. In Köln sei bei jedem vierten
Schulanfänger vorher die Tauglichkeit nicht überprüft worden, auch
andere Gesundheitsämter hätten nicht alle Untersuchungen geschafft,
sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des
öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Johannes Nießen, den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Unsere Sorge ist groß, dass
aktuell immer noch viele Kinder mit Förderbedarf nicht oder viel zu
spät erkannt werden.» Das betreffe etwa das Sehen, Hören, die Motorik

oder Sprachfähigkeit.

Als Grund für die Lücken nannte Nießen den Personalmangel in den
Gesundheitsämtern, Ausfälle von Terminen durch Erkrankungen der
Familien und Mitarbeiter, aber auch den größeren Zeitaufwand durch
die coronabedingten Hygienevorschriften. «Früher konnten wir acht bis
neun Kinder pro Team am Vormittag untersuchen, heute nur sechs.» Die
fehlenden Untersuchungen hätten erhebliche Folgen: «Wenn man es nicht
schafft, kann das für das Kind verpasste Chancen bedeuten. Wenn
niemand erkennt, dass ein Kind nicht gut sehen oder hören kann, kann
das Folgen für die ganze Schulkarriere haben.»