Grippe-Impfquote in Sachsen unter 30 Prozent - Aufruf zu Piks
Dresden/Chemnitz (dpa/sn) - Die Grippe-Impfmüdigkeit in Sachsen hat
in den vergangenen Jahren zugenommen. Wurden 2009/2010 noch über 1,5
Millionen Dosen Grippe-Impfstoff verabreicht, waren es nach Angaben
der Landesuntersuchungsanstalt im vergangenen Winter bis Ende 2021
nur knapp 966 000. Die Impfquote ging von 41,8 Prozent auf 26,5
Prozent zurück, das war der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre.
Eine Gesamtauswertung für 2021/2022 liegt noch nicht vor, die Behörde
geht aufgrund von Erfahrungswerten jedoch davon aus, dass die
Eine-Millionen-Marke bei den gesetzlich versicherten Menschen nicht
oder nur geringfügig überschritten wurde.
Die niedrigen Quoten seien «besorgniserregend», deswegen sei es
dieser Saison um so nötiger, sich zu schützen, sagte
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Grippe sei keine harmlose
Erkrankung, die Impfung sicher und verträglich. «Bitte nehmen Sie die
Erkrankung ernst und lassen Sie sich impfen», appellierte sie.
Die Landesuntersuchungsanstalt sieht mehrere Gründe für die gesunkene
Nachfrage nach Grippeschutzimpfungen, dazu gehören die
Corona-Pandemie und wenige Grippeerkrankungs- und Todesfälle in den
Vorjahren. Ende 2020 ließen sich viele Menschen gegen Influenza
impfen, weil noch kein Corona-Impfstoff verfügbar war. Als der dann
2021 zur Verfügung stand, wurden im Gegenzug Grippeschutz-Impfungen
vernachlässigt. Auch die öffentliche Debatte über Sicherheit und
Effektivität der Corona-Impfstoffe könne zu Verunsicherung geführt
haben - und womöglich zu weniger Akzeptanz von Schutzimpfungen.
Gerade nach einer milden Saison ist aber nach Angaben der Behörde im
Winter danach mit einer stärkeren Welle samt deutlich höherer
Krankheitslast zu rechnen. Die Influenzaviren träfen dann auf eine
Bevölkerung mit weniger Immunschutz.
Der Chef der Sächsischen Impfkommission, Thomas Grünewald, geht davon
aus, dass es nach dem Wegfall von Kontaktbeschränkungen und
Hygieneregeln im Zuge der Corona-Pandemie wieder deutlich mehr
Grippefälle gibt. «Zumindest in einigen Ländern der Südhalbkugel
sehen wir schon eine relativ ordentliche Grippeaktitivät.» Das sei
stets ein Marker für das, was dann auf der Nordhalbkugel passiere.
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