RS-Virus: Holetschek für Verzicht auf Attests und Personaluntergrenze
München (dpa/lby) - Angesichts der teils dramatischen Situationen in
Kinderkliniken und Kinderarztpraxen hält Bayerns Gesundheitsminister
Klaus Holetschek Abweichungen von der Personaluntergrenze für
vertretbar. «Die Kliniken können sich hier auf den Ausnahmetatbestand
der einschlägigen Bundesverordnung berufen», sagte der CSU-Politiker
am Donnerstag nach einer Krisensitzung mit Medizinern und
Infektiologen in München. Das Problem liege weniger im ärztlichen
Bereich als vielmehr bei den fehlenden Pflegekräften. Die Kliniken
sollten die zur Verfügung stehenden Kapazitäten bestmöglich nutzen
und alle vertretbaren Maßnahmen zur Besserung der Lage ergreifen.
Zur Entlastung von Kinder- und Jugendärzten sollten Schulen und Horte
auf die Vorlage von Attesten für kranke Kinder verzichten. Das halte
die Mediziner nur unnötig auf, «solche Dinge müssen jetzt weg», sag
te
Holetschek. Die Ärzte in den Praxen und Kliniken müssten sich jetzt
um die Versorgung der Kinder kümmern und nicht um Bürokratie.
«Teilweise kann es sinnvoll sein, vorübergehend auf Pflegepersonal
von Erwachsenenstationen zurückgreifen, damit sich die
Kinderkrankenpflegekräfte auf die jüngeren Patientinnen und Patienten
konzentrieren können», betonte Holetschek. Weitere denkbare Maßnahmen
seien die Unterbringung der Kinder auch über Nacht in einer
Tagesklinik, die kritische Überprüfung aller Klinikeinweisungen und
letztlich auch die Rückstellung aufschiebbarer Eingriffe.
Ärzte und Mediziner schlagen derzeit Alarm, weil Praxen wie Kliniken
für Kinder extrem überfüllt sind. Grund dafür sind schwere
Atemwegserkrankungen, an denen derzeit sehr viele Kinder leiden. Die
jungen Patienten haben sich meist mit dem RS-Virus angesteckt, der
vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich werden kann. Auch
Influenza und Lungenentzündung sind häufig. Mediziner erwarten, dass
die Infektionswelle noch mehrere Wochen anhält - doch die Kapazitäten
in den Klinken sind bereits jetzt erschöpft.
Holetschek appellierte auch an alle Pflegekräfte, die aktuell nicht
mehr in dem Beruf arbeiten, in der Krise zu helfen: «Die aktuelle
RSV-Welle trifft die beruflich Pflegenden mit voller Wucht - das gilt
insbesondere für Kinderpflegerinnen und -pfleger! Jede weitere
helfende Hand zählt.» Trotz der schwierigen Lage müsse sich niemand
Sorgen darum machen, dass kranke Kinder nicht behandelt würden.
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