Weniger Krankenhausbetten für Kinder und Jugendliche

Die Kinder- und Jugendmedizin ist personal- und kostenintensiv. Die
meisten Aufnahmen in Kliniken sind ungeplant wegen akuter
Erkrankungen - und die nehmen derzeit zu. Doch die Krankenhäuser
schränken stationäre Leistungen ein.

Potsdam (dpa/bb) - In den Brandenburger Krankenhäusern und
Kinderkliniken ist die Zahl der Betten für Kinder im vergangenen Jahr
zurückgegangen. Das Statistische Bundesamt meldete auf Anfrage der
Linksfraktion im Bundestag 795 Betten für 2021 in Brandenburg. Das
waren 28 weniger als 2020. Von 2018 bis 2020 hatte sich die Zahl der
Betten von 841 auf 823 verringert. Die Zahl der Kinder mit
Atemwegserkrankungen ist derzeit hoch.

Die Brandenburger Linke-Chefin Katharina Slanina sieht in dem
Bettenabbau auch ein Versagen der rot-schwarz-grünen Landesregierung.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hält die
Krankenhausfinanzierung des Bundes mit Fallpauschalen für den Grund
des Trends. «Kinderkliniken rechnen sich für Träger rein
wirtschaftlich oft nicht», sagte sie der «Märkischen Allgemeinen»
(Mittwoch). «Immer mehr Kinderkliniken wurden geschlossen.»

Die Brandenburger Krankenhäuser haben die Zahl der Ärzte, die Kinder
und Jugendliche auf verschiedenen Gebieten behandeln dürfen, dem
verringerten Bettenbestand angepasst. Laut Statistik der 
Landesärztekammer gab es dort Ende 2018 noch 177 Mediziner, drei
Jahre später waren es nur noch 172. Im gleichen Zeitraum nahm die
Zahl der Minderjährigen um mehr als 15 300 auf etwa 429 300 zu.

Nach Ansicht der Gesellschaft für Kinderkrankenhäuser und
Kinderabteilungen in Deutschland reichen die Hilfen des Bundes längst
nicht. Sie seien aber «ein erster Schritt in die richtige Richtung»,
sagte Geschäftsführer Jochen Scheel der Deutschen Presse-Agentur. Nur
etwa zwei Drittel der Gelder kämen bei den Kinderkliniken an. «Auch
Krankenhausabteilungen, die zufällig auch ein paar Kinder versorgen,
werden unterstützt.» Die Verteilung der Mittel sei auch viel zu
kompliziert. «Wir setzen nun auf die große Krankenhausreform, die
hoffentlich eine Dauerregelung bringt.»

Linke-Landeschefin Slanina sagte, es sei eine «skandalöse Logik, dass
die Kliniken bei unseren Kleinsten sparen müssen, weil sie sich nicht
rechnen». Von der Landesregierung erwarte sie mehr Einsatz für eine
ausreichende Zahl von Kinder-Klinikbetten.

Im Bundesdurchschnitt ging die Zahl der Betten in Kinderkliniken im
vergangenen Jahr um 288 auf 25 920 zurück. Von 2018 bis 2020 hatten
Kliniken in allen Bundesländern 455 Betten dem Rotstift geopfert.

Um den Kinderkliniken zu helfen, hat der Bundestag für die kommenden
zwei Jahre jeweils 300 Millionen Euro zusätzliche Mittel beschlossen.
Zudem hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Reform
der Krankenhausvergütung angekündigt.

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