Experten erwarten 3,7 Millionen neue Infektionen pro Tag in China

Peking (dpa) - Die massive Corona-Welle in China könnte nach
Modellrechnungen unabhängiger Forscher an diesem Freitag mit 3,7
Millionen Neuinfektionen am Tag ihren ersten Höhepunkt erreichen. Wie
der in London ansässige Datenverarbeiter Airfinity berichtete, dürfte
die Zahl der Covid-Toten in China den Vorhersagen zufolge zehn Tage
später auf den höchsten Stand von 25 000 pro Tag steigen.

Bis dahin könnten den Schätzungen zufolge seit Beginn der
Infektionswelle Anfang Dezember vermutlich mehr als eine halbe
Million Menschen in China an den Folgen von Covid-19 gestorben sein.
Airfinity sagt ferner voraus, dass die Zahl der Toten bis Ende April
auf insgesamt 1,7 Millionen steigen dürfte.

China veröffentlich keine aktuellen Daten mehr. Auch zählen die
Behörden nach einer sehr engen Definition nur jemanden als
Corona-Toten, der nach einer Infektion an Lungenentzündung oder
Versagen der Atemwege gestorben ist.

Airfinity sagt nach seinen Modellrechnungen einen weiteren Höhepunkt
der Infektionswelle für Anfang März voraus, wenn sich wahrscheinlich
4,2 Millionen Menschen pro Tag infizieren könnten. Diese zweite Welle
dürfte vor allem stärker den ländlichen Raum erfassen.

Vor dem chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar reisen mehrere
Hundert Millionen Chinesen in ihre Heimat oder zu Verwandten.
Experten fürchten, dass sie das Virus aus den jetzt betroffenen
Metropolen in kleinere und mittelgroße Städte sowie ländliche Gebiete

tragen, wo die medizinische Versorgung nicht so gut ist.

Auf dem Lande wohnen besonders viele alte Menschen, die in China aus
Angst vor Nebenwirkungen meist unzureichend geimpft sind. 25
Millionen Menschen über 60 Jahre sind nach Angaben in Staatsmedien
völlig ungeschützt. Von den 240 Millionen Chinesen über 60 Jahre
sollen immerhin rund 75 Prozent geboostert sein. Bei den Älteren über
80 sind es aber nur rund 40 Prozent.

Nach drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne
hatte China Anfang Dezember seine Null-Covid-Strategie unter Hinweis
auf leichtere Krankheitsverläufe abrupt aufgegeben. Die Maßnahmen
hatten mit der explosionsartigen Ausbreitung von Omikron auch nicht
mehr mithalten können. zudem litt die zweitgrößte Volkswirtschaft
zunehmend unter den Beschränkungen. Die folgende gewaltige
Infektionswelle traf viele Krankenhäuser unvorbereitet.

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