Aidshilfe und Queer-Beauftragter: Diskriminierung bei Blutspende

Berlin (dpa) - Die erneuerte Blutspende-Richtlinie der
Bundesärztekammer (BÄK) ist von der der Deutschen Aidshilfe und
Schwulen-Vertretern als nach wie vor diskriminierend kritisiert
worden. Die neuen Kriterien würden die meisten schwulen Männer
weiterhin ausschließen, ohne dies klar zu benennen. Aidshilfe, der
Berliner Queer-Beauftragte und der Lesben- und Schwulenverband
forderten neue Regeln.

So hält die Aidshilfe die Regelung für Analverkehr für falsch - die
Sexualpraktik an sich sei kein Risiko. «Diese Annahme ist
stigmatisierend», heißt es in einer Mitteilung. Es sei nicht
nachvollziehbar, warum Schutzmaßnahmen wie Kondome und HIV-Prophylaxe
in der Risikobewertung nicht berücksichtigt würden. «Zum wiederholten

Mal hat die BÄK eine inakzeptable Regelung vorgelegt.» Das Ziel der
Ampelkoalition, der Diskriminierung schwuler Männer und Transmenschen
ein Ende zu setzen, sei gescheitert.

Die Bundesärztekammer hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass am 4.
September die überarbeitete Blutspende-Richtlinie in Kraft tritt.
Demnach dürfen die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität
künftig keine Rolle mehr bei der Risikobewertung spielen. Als
risikoreich zählt Sexualverhalten, wenn die Gefahr, sich mit einer
schweren Infektionskrankheit anzustecken, deutlich erhöht ist. Dazu
gehört der Richtlinie zufolge künftig etwa Sex mit insgesamt mehr als
zwei Personen und Sex mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr
praktiziert wurde.

Ziel der Risikoanalyse ist es, die Übertragung einer Infektion auf
den Empfänger einer Blutspende möglichst zu verhindern. Künftig darf

zunächst nicht Blut spenden, wer solchen Sex hatte. Ausschlaggebend
sind dabei die letzten vier Monate vor der Spende. Spezielle
Ausschlusskriterien für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und

für Transmenschen fallen weg.

Der Berliner Queer-Beauftragte Alfonso Pantisano teilte mit: «Ich bin
echt fassungslos.» Bundesärztekammer und Paul-Ehrlich-Institut würden

die Demokratie und auch den Menschenverstand ignorieren. «Die
Diskriminierung bleibt. Männer, die Sex mit Männern haben, sind
weiterhin ausgeschlossen, wenn sie innerhalb von vier Monaten mit
mehr als einem Mann Analverkehr haben.» Zugleich hätten sich für
Heterosexuelle die Regeln zum Blutspenden verschärft.

Der Lesben- und Schwulenverband beklagte: «Die Neuregelung trägt zur
Stigmatisierung von gleichgeschlechtlichem Sex zwischen Männern als
«schmutzig» und «gefährlich» bei. Für das individuelle
Infektionsrisiko ist nicht das Geschlecht des Sexualpartners
relevant, sondern die individuelle Gestaltung der Sexualkontakte im
Hinblick auf die Vermeidung von Übertragungsrisiken.» Inzwischen
hätten sich Nachweistechniken, Präventions- und
Behandlungsmöglichkeiten stark verbessert.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite