Gefahr für Hitzewellen steigt: Bündnis fordert Ausbau von Hitzeschutz

Hitzewellen werden mit dem Klimawandel wahrscheinlicher. Für die
Gesundheit stellt das ein ernstzunehmendes Risiko dar. Ein Bündnis
fordert mehr Aufklärung und Schutzmaßnahmen.

Berlin (dpa) - Vor allem ältere Menschen sind betroffen, doch auch
für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Kleinkinder stellt
Hitze eine echte Gefahr dar. Mit dem Klimawandel steigen die Risiken.
Zum bundesweiten Hitzeaktionstag fordern Vertreter aus dem
Gesundheitswesen daher, Hitzeschutz in Deutschland konsequenter
umzusetzen. «Die Gefahr wird schnell größer und wir sind insgesamt
immer noch zu schlecht aufgestellt», sagte der Vorsitzende der
Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), Martin Herrmann,
am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Berliner Unfallkrankenhaus.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte: «Jedes Jahr
sterben Menschen an Hitzewellen. Das Problem wird an Bedeutung
gewinnen.» Europa sei besonders von Hitzewellen betroffen. Zum einen
sei die Bevölkerung sehr alt, zum anderen erwärme sich der Kontinent
doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt. «Das führt dazu,
dass wir mit mehr und mehr Toten rechnen müssen.» In Deutschland
starben 2023 laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) etwa
3200 Menschen an Hitze.

Bundesweit Veranstaltungen zu Hitzeaktionstag

Der bundesweite Hitzeaktionstag, eine Initiative von
Bundesärztekammer, Deutscher Allianz Klimawandel und Gesundheit
(KLUG), AWO Bundesverband, Deutscher Krankenhausgesellschaft,
Deutschem Pflegerat, GKV-Spitzenverband und Hausärztinnen- und
Hausärzteverband, fand am Mittwoch zum zweiten Mal statt. Ziel ist
es, Bewusstsein für die Gefahren von Hitze zu schaffen und Maßnahmen
zum Schutz der Bevölkerung zu stärken. Dem Bündnis zufolge haben sich

mehr als 50 Institutionen und Verbände angeschlossen. Deutschlandweit
gab es Veranstaltungen.

Das Bündnis erwarte von allen Bundesländern, gesundheitsbezogene
Hitzeschutzpläne zu entwickeln, die bis in die Kommunen wirkten,
sagte Herrmann. Denn vor allem dort gebe es noch Nachholbedarf. «Es
kann nicht sein, dass es in den nächsten Jahren noch Krankenhäuser,
Pflegeeinrichtungen oder Arbeitgeber gibt, die sich mit Hitzeschutz
nicht beschäftigt haben.»

In einem gemeinsamen Forderungskatalog fordern die Bündnisteilnehmer
daher einen gesetzlichen Rahmen für gesundheitlichen Hitzeschutz, in
dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und von Bundes- und
Landesebene ausreichend finanziell unterstützt wird. Die Gefahren von
Hitze seien so groß, dass es nicht reiche, auf Freiwilligkeit zu
setzen, sagte Herrmann. «Es braucht Gesetze.»

Bis zu vier oder sechs Hitzewellen pro Jahr möglich

Einem RKI-Bericht aus dem Jahr 2023 zufolge gibt es in Deutschland
derzeit jährlich zwei bis drei Hitzewellen. Je nach Fortschreiten der
Erderwärmung könnte es zum Ende des Jahrhunderts bis zu vier oder
sogar sechs Hitzewellen pro Jahr geben. Von einer Hitzewelle spricht
man, wenn mehrere Tage mit hohen Temperaturen aufeinanderfolgen. Der
Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von einer Hitzewelle, sobald die
Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 28 °C
liegt.

Am Berliner Unfallkrankenhaus wird bereits vorgesorgt. An der Klinik
gibt es seit vier Jahren ein Klimateam. Die zuständigen Mitarbeiter
haben ein Hitzeschutzkonzept entwickelt, das die Klinik gegen Folgen
des Klimawandels wappnen soll und verschiedene Warnstufen vorsieht.
Wichtig sei zunächst zu erkennen, welche Patienten und Angestellten
bei Hitze besonders gefährdet sind, sagte Anästhesistin und
Klimamanagerin Andrea Nakoinz. In einem nächsten Schritt könne man
etwa Medikamente, die bei Hitze anders wirken können, anpassen oder
Patienten in kühlere Räume verlegen. Krankenpflegerin Ulrike Krol aus
dem Klimateam hat dafür eine Karte erstellt, die zeigt, in welchen
Räumen es bei Hitze besonders heiß wird. Im Zweifel könnten auch
nicht notfallmäßige Operationen verschoben werden. Ausprobiert werden
soll das neue Konzept dieses Jahr zunächst auf einer Station.