Hitze unterschätzt - bereits fünf tote Touristen in Griechenland Von Alexia Angelopoulou und Takis Tsafos, dpa
Lässt sich die Temperatur im Schatten gerade noch aushalten, kann sie
in der prallen Sonne auf brutale Werte steigen. Das hält manche
Touristen in Griechenland jedoch nicht von Wanderungen ab - mit
fatalen Folgen, wie eine vorläufige Bilanz zeigt.
Athen (dpa) - Lediglich die Zikaden trotzen mit ihrem monotonen
Zirpen den hohen Mittagstemperaturen, ansonsten steht das Leben
still. Griechen würden um diese Zeit niemals freiwillig auf die
Straße gehen, sondern höchstens im Café sitzen, am besten aber
Mittagsschlaf halten. Anders manche Touristen im Land, die meinen,
die hohen Temperaturen aushalten und trotzdem wandern gehen zu
können: Mindestens fünf sind seit Anfang Juni vermutlich hitzebedingt
ums Leben gekommen, weitere werden vermisst.
«Viele unterschätzen ihre Kräfte und auch die Anstrengungen, die mit
einer Wanderung in der prallen Sonne verbunden sind», sagt der
Athener Kardiologe Thomas Giannoulis. «Die Temperatur kann bei 37
Grad im Schatten in der Sonne gerne auf bis zu 60 Grad steigen.»
Dadurch sei die Gefahr groß, zu dehydrieren und einen Hitzschlag zu
erleiden. «Und diese Gefahr steigt, je älter ein Mensch ist.»
Suche dauert oft tagelang
Tatsächlich handelt es sich bei den bislang verstorbenen und noch
vermissten Menschen ausnahmslos um Touristen im Alter zwischen 55 und
80 Jahren. Es begann mit dem Tod eines in Großbritannien bekannten
Journalisten: Der 67-jährige Moderator war Anfang Juni auf der Insel
Symi als vermisst gemeldet und erst nach Tagen tot gefunden worden.
Er habe beim Wandern die falsche Route genommen und sei an einem Ort
zusammengebrochen, an dem ihn der Suchtrupp nur schwer habe finden
können, teilten die Behörden mit.
Zwei weitere Todesfälle gab es auf Kreta: Einmal ging ein 80 Jahre
alter Tourist auf eigene Faust wandern und wurde einen Tag später tot
gefunden, das andere Mal brach ein 70 Jahre alter Tourist am Strand
zusammen und starb. Auf der kleinen Insel Mathraki kam ein
55-jähriger Amerikaner während einer Wanderung ums Leben. Auf Samos
ging ein 74 Jahre alter Niederländer alleine wandern - und wurde nach
Tagen tot gefunden.
Weiterhin Vermisste
Sorge gibt es zudem um mehrere Vermisste: Auf der Insel Amorgos fehlt
seit mehr als einer Woche von einem US-Amerikaner jede Spur; er war
zu einer Wanderung aufgebrochen. Auf dem Eiland Sikinos werden zwei
ältere französische Touristinnen gesucht, die in der vergangenen
Woche zu einer Wanderung aufgebrochen sein sollen.
Details zu den Vorfällen, die von griechischen Medien veröffentlicht
wurden, geben zusätzlich zu denken: So sollen manche losgezogen sein,
obwohl sie gerade Mittag gegessen und Alkohol getrunken hatten.
Andere hatten keine Landkarte oder kein Handy dabei oder bewegten
sich in unwegsamem Gelände ohne Mobilfunk-Empfang.
Herzprobleme und Hitzschlag
Sich alleine auf den Weg zu machen, sei der größte Fehler, sagt
Thomas Giannoulis. Bei einem Hitzschlag etwa könne man sich schnell
nicht mehr selbst helfen, weil man das Zeitgefühl und auch die
Orientierung verliere. «Ein Hitzschlag muss schnellstmöglich im
Krankenhaus behandelt werden. Nur etwas Wasser zu trinken, reicht
nicht aus.»
Warum Touristen die vielen Warnungen ignorieren, die täglich
ausgesprochen werden, bleibt unklar. Bei der jüngsten Hitzewelle
vergangene Woche schloss selbst die Akropolis in Athen über die
Mittagsstunden die Pforten - die Behörden wollten vermeiden, dass
Menschen in der Hitze reihenweise umkippen. Das Land ist dieses Jahr
besonders früh von hohen Temperaturen betroffen. Meteorologen zufolge
war es seit Beginn der Aufzeichnungen mit bis zu 40 Grad Anfang Juni
noch nie so heiß.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.