Nicht unbedingt ein Sehnsuchtsort: öffentliche Toiletten Anika von Greve-Dierfeld, dpa

Mist, schon wieder meldet sich die Blase. Dabei ist man unterwegs,
beim Einkaufen oder auf Reisen. Leichter Ekel dann auf öffentlichen
Klos. Wenn man eines findet.

Karlsruhe (dpa) - Das war schon mal nichts. «Außer Betrieb» steht auf

der einen öffentlichen Toilette in einem Karlsruher Stadtteil, eine
weitere im Zentrum schluckt die Münzen, gibt dann aber weder die Tür
frei noch das Geld zurück. Weiter geht's zu einem öffentlichen Klo in
einem Kaufhaus. Wenn man die Zeit hat. Denn hier ist erst ab 9.30
geöffnet, eine alte Dame wartet schon mit ihrer Freundin. Nicht etwa
um zu shoppen, sondern um da auf die Toilette zu können. «Es ist
nicht immer leicht, ein Klo zu finden, wenn man unterwegs ist», sagt
sie. Es riecht streng, aber sieht einigermaßen sauber aus. 70 Cent
und dann nichts wie raus. 

Wie viele öffentliche Toiletten es in Deutschland gibt, ist unklar.
Es gibt «Toiletten-Finder-Apps», die weit über 100 000 Standorte
verzeichnen. Städte und Kommunen betreiben sie entweder selbst oder
lassen sie von externen Firmen betreuen. Auch private Träger gibt es
oder Läden und Lokale, die ihre Toiletten gegen ein Entgelt auch
Passanten zur Verfügung stellen. 

Öffentliche Klos kosten die Städte viel Geld

Auf jeden Fall ist es für die Städte und Gemeinden ein nicht gerade
billiger Spaß. Berlin gibt pro Jahr rund 17 Millionen Euro für die
von ihr betreuten rund 380 öffentlichen Toilettenanlagen aus. Die
restlichen knapp hundert werden von anderen Anbietern betrieben, wie
ein Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung sagt. Die
Landeshauptstadt Stuttgart kostet es pro Jahr knapp 3,4 Millionen
Euro, die über 70 Kloanlagen zu betreuen. Ab 2025 sollen alle für die
Benutzer kostenlos sein. Bisher ist das nur für einen Teil der
Toiletten der Fall. Freiburg lässt sich seine 13 WC-Anlagen nach den
Worten eines Stadtsprechers rund 600 000 Euro im Jahr kosten. Viele
Städte klagen über Vandalismus und Verschmutzungen, weit über das
übliche Maß hinaus, wie es etwa aus Stuttgart, Freiburg oder auch
Karlsruhe heißt. 

Gibt es genug öffentliche WCs?

Laut einer Stuttgarter Stadtsprecherin reichen die Klos in der
baden-württembergischen Landeshauptstadt aus. «Wir sehen keinen
Bedarf an mehr Toiletten», erläutert sie. Berlin wiederum spricht von
durchaus auch unterversorgten Gebieten, etwa im Bereich von Badeseen,
Parks und Grünanlagen. Gerade in ländlicheren Gegenden sei die
Versorgung oft unzureichend, ergänzt Matthias Zeisberger vom Verein
«Inkontinenz Selbsthilfe». Meist stünden dort nur zu bestimmten
Zeiten geöffnete Toiletten in Geschäften oder öffentlichen
Einrichtungen zur Verfügung. «Es besteht definitiv Handlungsbedarf,
insbesondere auf dem Land», sagt er.

«Es gibt in Deutschland definitiv nicht ausreichend öffentliche
Toiletten», sagt eine Sprecherin von «klo:lektiv», einem
Zusammenschluss von Menschen, die nach eigenen Worten das Thema
stärker in öffentliche Debatten einbringen möchten. Das Angebot sei
nicht flächendeckend und werde bei knappen Haushalten oft
vernachlässigt oder gar vergessen. Es fehle das Bewusstsein, «dass
Toiletten ein absolut essenzieller Bestandteil städtischer
Infrastruktur sind». Im Gegensatz zu anderen öffentlichen
Einrichtungen wie beispielsweise Schwimmbädern hätten Toiletten einen
schlechten Stand.

Ansätze, das Klo-Angebot zu erweitern

Um Kosten einzusparen und zusätzliche Angebote bereitzustellen,
nutzen bundesweit viele Städte und Gemeinden das Konzept der «Netten
Toilette». Es wurde 2002 von einer Agentur in Zusammenarbeit mit der
baden-württembergischen Stadt Aalen entwickelt. Rund 300 Kommunen in
Deutschland und auch der Schweiz nutzen inzwischen diese Möglichkeit,
wie eine Sprecherin des Service-Projektes sagt. Die Gastronomie
stellt dabei Toiletten kostenfrei auch für Nicht-Gäste zur Verfügung.

Im Gegenzug beteiligt sich die Stadt an den Kosten. Aalen etwa
bezahlt nach Angaben einer Stadtsprecherin monatlich rund 1500 Euro
an die 19 teilnehmenden Betriebe. «Im Schnitt können mit den
Unterhalts- und Instandhaltungskosten einer öffentlichen Toilette
zwölf «Nette Toiletten» finanziert werden», sagt die Sprecherin der

«Nette-Toilette»- Initiative. Meist ist es dort auch sauberer. 

Sauberkeit öffentlicher Klos lässt oft zu wünschen übrig

Der Zustand öffentlicher Toiletten ist oft ein Problem. Nicht nur
wegen des Ekelfaktors, sondern weil gerade Menschen mit bestimmten
gesundheitlichen Beeinträchtigungen dort einem nicht unerheblichen
Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind, sagt Zeisberger. 

Für Otto-Normalnutzer seien gesundheitliche Gefahren eher zu
vernachlässigen, sagt der Rostocker Hygieniker Andreas Podbielski.
«Ich will die Toilettensituation wirklich nicht kleinreden, aber die
Chance, sich da was zu holen, ist im Zweifelsfall geringer als im
Restaurant», meint er. Auch eine Geschlechtskrankheit könne man sich
kaum dort einfangen. Bei Erregern auf der Klotürklinke empfiehlt
Podbielski ebenfalls einen entspannteren Blick: «Sie fassen
vielleicht die Türklinke in einer öffentlichen Toilette nicht an,
aber irgendeine andere Türklinke wenig später schon. Da wissen Sie ja
auch nicht, was da an Keimen drauf ist.»

 

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