Leicht erhältlich und gefährlich - Lachgas als Partydroge Von Isabell Scheuplein, dpa

Jungen Leuten geht es um einen Kick, doch Experten sehen in Lachgas
ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Die Kartuschen gibt es auch in
Frankfurt an vielen Kiosken zu kaufen.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Lachgas kann man online bestellen, auch
bei Lieferdiensten. Oder man geht zum Kiosk und kauft eine Kartusche,
es gibt sie in unterschiedlichen Größen und Geschmacksrichtungen.
Denn verboten ist das Gas nicht, das vorwiegend junge Leute
inhalieren, um einen Rausch zu erleben. Die leeren Kartuschen sind
etwa in der Frankfurter Innenstadt ein verbreiter Anblick, sie liegen
im Gebüsch oder unter Parkbänken. 

Nach Ergebnissen der letzten Drogentrendstudie ist der Konsum von
Lachgas in Frankfurt deutlich gestiegen. 2022 gaben 17 Prozent der
15- bis 18-Jährigen an, schon einmal Lachgas probiert zu haben. Im
Jahr zuvor waren es 13 Prozent. 6 Prozent der befragten Schüler
berichteten 2022 von Konsum innerhalb der vergangenen 30 Tage. 

Lachgas ist gesundheitsschädlich: Die Deutsche Gesellschaft für
Neurologie warnt vor Gefahren bis hin zu Bewusstlosigkeit,
Lähmungserscheinungen und Hirnschäden. 

Die Stadt Frankfurt setzt auf Aufklärung. Infomaterial sei an
Multiplikatoren gegangen, etwa das Staatliche Schulamt, teilt das
Frankfurter Drogenreferat mit. Auch ein Video sei dazu produziert
worden. Schon mehrmals waren zudem Mitarbeiter des
Präventionsprojekts Safe Party People unterwegs - ihnen geht es um
die Sensibilisierung von Kioskbetreibern für das Thema. Teilweise
hätten diese zugesagt, das Gas aus dem Sortiment zu nehmen, berichtet
das Drogenreferat.

Ansprache von Kioskbetreibern

An einem weiteren Nachmittag durchkreuzen zwei Mitarbeiter des
Präventionsprojekts das Ausgehviertel im Stadtteil Sachsenhausen, in
der Hand eine Liste mit den Verkaufskiosks. «Guten Tag, wir sind vom
Projekt Safe Party People und wollen über das Thema Lachgas
sprechen», sagt Christian Vierling zum Mann hinter der Ladentheke des
ersten Kiosks. Der winkt gleich ab. «Ich verkaufe keins und werde
auch keins verkaufen», sagt er. «Ich will keine Kinder kaputt
machen.» Es komme vor, dass er Kinder mit den Kartuschen in der Hand
sehe, erläutert der Mann auf Nachfrage.

In einem anderen Kiosk in der Nähe stehen die bunten Kartuschen im
Schaufenster. Die Mitarbeiterin darin sagt den zwei Mitarbeitern von
«Safe Party People», sie müssten den Besitzer darauf ansprechen. Dies

ist auch die Auskunft in weiteren Kiosken. Häufig wird versichert,
man gebe Lachgas keinesfalls an Jugendliche ab. 

Christian Vierling lässt jeweils Informationsflyer da, die über die
gesundheitlichen Gefahren aufklären. Ihm gehe es nicht darum, Lachgas
zu verteufeln, sondern, dass Menschen bewusste Entscheidungen
treffen: Wenn sie über die Wirkungsweise aufgeklärt seien, könnten
Risiken minimiert werden. Der Verkauf sei jedenfalls ein
Riesengeschäft. Für die Kioskbetreiber sei die Entscheidung deshalb
nicht einfach. 

Strengere Regeln geplant

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sagte Ende Mai strengere
Regeln zu, um den Verkauf von Lachgas besonders an junge Leute
einzudämmen. Als eine Möglichkeit nannte er den Vorschlag, Lachgas in
die Liste von psychoaktiven Stoffen aufzunehmen, mit dann sehr
strengen Regeln für den Verkauf. Bis zu einer Regelung empfahl
Lauterbach Eltern, ihre Kinder aufzuklären. «Das klingt lustig und
ungefährlich. Ist es aber nicht», warnte der SPD-Politiker. Ein
Verbot hält der Minister nicht für möglich, weil Lachgas auch
industriell genutzt werde. 

Eine Regulierung mit Verkaufsverbot an Minderjährige sei sinnvoll,
teilt Oliver Müller-Maar vom Frankfurter Drogenreferat mit. Das
Beispiel Alkohol zeige jedoch, dass Verbote allein nicht helfen.
«Offensive Prävention und Aufklärung für alle Beteiligten - junge
Menschen, Eltern, pädagogische Fachkräfte und Multiplikatoren aber
auch für den Handel sind flankierend in jedem Fall wichtig.»

Konsumiert werde erfahrungsgemäß meist allen Verboten zum Trotz, sagt
auch Christian Vierling von Safe Party People. Wichtig sei, in
Prävention zu investieren und Menschen mit Informationen zu
versorgen. Besonders bei jungen Menschen bestehe die Gefahr, dass sie
eine Abhängigkeit entwickeln.