Caritas: Vermögende bei der Pflegefinanzierung mehr belasten

Die Pflegeversicherung braucht eine Frischzellenkur, doch hat die
Ampel dazu noch die Kraft? Caritas und DGB mahnen zu raschen
Schritten, um einen drohenden Kollaps abzuwenden.

Berlin (dpa) - Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva
Maria Welskop-Deffaa, will Wohlhabende stärker zur Finanzierung der
Pflegeversicherung heranziehen. «Die Zukunft der Pflege birgt
erheblichen demografischen und sozialen Sprengstoff», sagte
Welskop-Deffaa den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dies dürften
nicht die jüngeren Berufstätigen ausbaden. 

«Zu einem fairen Risikoausgleich gehört, die leistungsfähigen
Senioren und Seniorinnen solidarisch zu beteiligen», sagte die
Caritas-Präsidentin. «Es kann nicht sein, dass die Pflegeversicherung
zuvörderst das Vermögen der Wohlhabenden schont.»

Das Bundeskabinett befasst sich am Mittwoch mit einem Bericht zur
Finanzierung der Pflege und möglichen Reformen. «Die aktuelle
Finanzsituation der sozialen Pflegeversicherung ist wesentlich
geprägt durch die finanziellen Belastungen während der
Corona-Pandemie, aber in noch größerem Ausmaß durch den anhaltend
starken Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen, der weit über das
allein aus der demografischen Entwicklung erwartbare Maß hinausgeht»,
heißt es in einem Entwurf des Papiers, der der dpa vorliegt.

DGB: «Pflegebürgerversicherung» muss kommen

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel mahnte daher in einem Statement
dringend Reformen an für «eine Pflegebürgerversicherung, in die mehr

Menschen einzahlen, die alle Pflege-Kosten trägt und bei der es keine
Eigenanteile gibt, die ins Unermessliche wachsen». Vorschläge des
Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) dazu lägen auf dem Tisch.

Die Pflegeversicherung erwartet für dieses Jahr rote Zahlen. Nach
jüngsten Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen
Krankenversicherungen wird mit einem Minus von 1,5 Milliarden Euro
gerechnet, für 2025 dann 3,4 Milliarden Euro. Dies entspräche einer
Beitragsanhebung von 0,2 Punkten.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte zuletzt deutlich gemacht, dass
eine Pflegereform angegangen werden soll. Beobachter rechnen damit
allerdings nicht mehr vor der Bundestagswahl 2025.