Aidshilfe will Bayerns ersten Drogenkonsumraum eröffnen

Drogenkonsumräume sind seit Jahren ein Streitthema in Bayern. Mangels
Landesverordnung sind sie bislang nicht erlaubt. Nun kündigt die
Aidshilfe provokant den ersten Konsumraum an.

München (dpa/lby) - Trotz eines offiziellen Verbots seitens der
Staatsregierung will die Deutsche Aidshilfe den ersten
Drogenkonsumraum in Bayern eröffnen. Die Aidshilfe kündigte die
Eröffnung für den kommenden Freitag in München (19. Juli) an. Das
bayerische Gesundheitsministerium ist nach eigenen Angaben über das
Vorhaben nicht informiert worden.

In mehreren anderen Bundesländern gibt es solche Räume bereits seit
längerer Zeit. In den Drogenkonsumräumen werden saubere Spritzen und
Konsumutensilien bereitgestellt. Im Notfall können die Mitarbeiter
den Suchtkranken Erste Hilfe leisten und ein Notfallmedikament
einsetzen.

Die Landesregierung in München lehnt solch ein Angebot für Süchtige
strikt ab, deswegen gibt es bislang keine Verordnung für Konsumräume
im Freistaat. Zuletzt hatte auch die Stadt Augsburg versucht, eine
Genehmigung für einen Konsumraum zu erhalten - ohne Erfolg. In
Augsburg gibt es zwar seit Jahren eine Anlaufstelle für
Drogenkonsumenten. Dort gibt es Ansprechpartner und auch
Konsumartikel. Für den eigentlichen Drogenkonsum müssen die
Betroffenen aber dann das Haus verlassen.

 «Drogenkonsumräume retten Leben»

Insofern ist unklar, was den Betroffenen in dem Münchner
Drogenkonsumraum angeboten werden kann. Ein Sprecher der Aidshilfe
sagte, es werde nichts Illegales gemacht. Die Details würden bei der
Eröffnung erläutert. «Drogenkonsumräume retten Leben und verhindern

Infektionen mit HIV und Hepatitis», betont die Aidshilfe. Die
Eröffnung ist aus Anlass der 25. Welt-Aids-Konferenz geplant, die vom
22. bis 26. Juli in München stattfinden soll.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte, dass der Betrieb
von Drogenkonsumräumen nur mit Erlaubnis der zuständigen
Landesbehörde zulässig sei. Dafür sei eine Rechtsverordnung nötig,

die es aber auch in absehbarer Zeit in Bayern nicht geben werde.
Konsumräume hätten den Widerspruch, dass der Besitz bestimmter Drogen
eine Straftat sei, anderseits der Konsum dann vom Staat toleriert
werde. «Die Duldung derartiger rechtsfreier Räume gefährdet die
Rechtssicherheit und Rechtsgleichheit», sagte der Sprecher. Bayern
setze auf andere Angebote, um suchtkranken Menschen zu helfen.