Mehr letzte Wünsche wären möglich

Der «Wünschewagen» erfüllt letzte Wünsche Sterbender. Die Kapazit
äten
werden aber nicht ausgeschöpft. Der Arbeiter-Samariter-Bund hat
deswegen eine Bitte.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Noch einmal ins Fußballstadion, ans Meer
oder in ein Musical - der «Wünschewagen» erfüllt letzte Wünsche
todkranker Menschen. Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der diesen
Service anbietet, könnte mehr Sterbenden besondere Erlebnisse
ermöglichen - die Kapazitäten würden nicht ausgeschöpft, berichtete
n
die Koordinatorinnen für Nordhessen und das Rhein-Main-Gebiet der
Deutschen Presse-Agentur. 

Der Wünschewagen ist im Rhein-Main-Gebiet seit 2017 unterwegs. 2019
kam ein zweiter in Nordhessen dazu. Kürzlich schaffte der ASB dank
einer Spende zwei speziell angepasste Begleitfahrzeuge an. In ihnen
ist Platz für Material und Gepäck, zum Beispiel für einen
elektrischen Pflegerollstuhl, der für die Fortbewegung vor Ort
benötigt wird.

Ziel sei es, «Menschen am Lebensende unvergessliche Momente zu
schenken», sagte ASB-Landesvorstandsmitglied Philipp Brake. «Die
Wünschewagen-Fahrten sind euphorische Veranstaltungen. Da ist viel
Emotionalität dabei. Da wird auch viel gelacht.» Dank der
Begleitfahrzeuge werde es zukünftig einfacher, Wünsche zu erfüllen.
«Es gibt dadurch mehr Möglichkeiten und weniger Hürden.»

Vom Urlaub bis zum Besuch bei Pop-Konzert

Im ersten Halbjahr 2024 haben die Teams im Rhein-Main-Gebiet zehn und
in Nordhessen sechs Fahrten durchgeführt. Unter anderem haben sie
eine Künstlerin zur Eröffnung ihrer letzten Ausstellung gebracht, den
Besuch eines Pop-Konzerts und eines Fußballspiels ermöglicht. Sie
haben einen dreitägigen Urlaub an der Nordsee organisiert und eine
Fahrt mit einer historischen Eisenbahn im Harz. 

Nicht immer sind die Wünsche so spektakulär: Manchmal möchte jemand
nur noch mal das eigene Haus sehen und seine Katze streicheln, wie
eine der Koordinatorinnen berichtet. 

«Wir könnten mehr Wünsche erfüllen», sagte Katrin Becker, eine de
r
beiden Koordinatorinnen für Nordhessen. «Das ist sehr schade.» Einer

der Gründe: «Die Anfragen kommen zu spät.» Neben den sechs Fahrten

dieses Jahres haben die Mitarbeiter etwa ein Dutzend Fahrten
organisiert, die dann nicht durchgeführt wurden, weil sich der
Zustand des Patienten zu sehr verschlechtert hatte oder er oder sie
zwischenzeitlich gestorben war. 

Meist gelinge es, die Wünsche binnen einer Woche möglich zu machen,
sagte Levana Clasen, eine der beiden Koordinatorinnen für Rhein-Main.
Manchmal klappe es sogar schon am übernächsten Tag. Sie würde sich
wünschen, dass die Menschen oder ihre Angehörigen «lieber zu früh a
ls
zu spät anfragen». Dass das manchen schwerfällt, versteht sie aber:
Einen letzten Wunsch zu formulieren, bedeute schließlich auch, die
Situation zu akzeptieren.