Bodensee-Klinik trennt sich nach interner Prüfung von Arzt

In Friedrichshafen wird gegen Klinikärzte wegen schwerer Vorwürfe
ermittelt. Die Klinik selbst leitete auch interne Untersuchungen ein
- die ersten Ergebnisse haben nun Folgen.

Friedrichshafen (dpa/lsw) - Eine interne Prüfung zu Vorwürfen gegen
Angestellte am Medizin Campus Bodensee (MCB) hat personelle
Konsequenzen. Die Klinik in Friedrichshafen trennt sich von einem
Arzt, wie sie mitteilte. Die Kündigung sei schon in die Wege geleitet
worden. Der Arzt sei nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag
informiert worden. Dem Mann wurden Behandlungsfehler und Fehler in
der Personalorganisation vorgeworfen. Auch die Staatsanwaltschaft
ermittelt gegen ihn. Der Arzt weist die Vorwürfe über einen Anwalt
zurück. 

Insgesamt ermittelt die Anklagebehörde seit Mitte Februar gegen
mehrere Mediziner des Klinikums. Die Vorwürfe reichen vom
Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung bis zum Anfangsverdacht des
Abrechnungsbetrugs. Im März hatten die Ermittler Akten und
Datenträger aus der Klinik sichergestellt. Eine Ermittlungsgruppe hat
den Fall übernommen. Ärzte wurden vom Dienst freigestellt. 

Oberärztin wies auf mutmaßliche Missstände hin

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch den Suizid einer Oberärztin,
die seit 2021 auf die mutmaßlichen Missstände hingewiesen hatte. Eine
Compliance-Untersuchung sollte für eine «schonungslose» Aufklärung
in
dem Fall sorgen, wie die Klinik mitgeteilt hatte.

In einem ersten Fazit erklärte der Leiter der Untersuchung, Andreas
Minkoff von der beauftragten Kanzlei Feigen Graf, dass ein
differenziertes Bild herausgekommen sei. «Während sich einige der
erhobenen Vorwürfe nicht bestätigen ließen beziehungsweise zum Teil
widerlegt wurden, erwiesen sich andere hingegen als zutreffend.»

Medizinische Gutachten zu Vorwürfen

Der Fokus sei auf neun Fälle gelegt worden. In zwei Fällen hätten die

medizinischen Gutachten den dringenden Verdacht ärztlicher und
arbeitsvertraglicher Pflichtverletzungen gegen den Mediziner, von dem
sich die Klinik nun trennen will, ergeben. Der Vorwurf von
Organisationsmängeln habe sich hingegen nicht bestätigt. 

Freigestellte Ärzte seien zudem entlastet worden, sagte Rechtsanwalt
Minkoff. Der Aufsichtsrat habe deshalb beschlossen, die Ärzte, «die
durch die internen und externen Ermittlungen entlastet wurden»,
wieder einzusetzen.

Auch der Oberärztin, die die Vorwürfe erhoben hatte, war ein
Behandlungsfehler vorgeworfen worden, mit dem sich die
Compliance-Untersuchung beschäftigte. Sie habe bei einem Patienten
eine Therapie abgebrochen, der später gestorben sei. Dies habe ein
medizinischer Gutachter als «einen Verstoß gegen elementare
Behandlungsstandards» bewertet. Gegen die Ärztin war ein
Kündigungsverfahren eingeleitet worden.

Interne Untersuchung soll fortgesetzt werden

Die interne Untersuchung etwa zu Mobbing-Vorwürfen der Oberärztin
soll fortgesetzt werden. Wann ein Endergebnis erwartet werden kann,
ist noch offen. «Ich möchte betonen, dass mit den nun vorliegenden
Ergebnissen der eigenständigen Compliance Untersuchung keine
strafrechtliche Bewertung verbunden ist», erklärte der
Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Brand.

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