WHO: Europa im Kampf gegen HIV und Aids noch nicht am Ziel

Ab Montag findet in München die Welt-Aids-Konferenz statt. Bei der
WHO erhofft man sich davon neuen Schwung für den Kampf gegen HIV -
und gegen die weiter herrschende Stigmatisierung von Betroffenen.

Kopenhagen/München (dpa) - Vor der internationalen Aids-Konferenz in
München ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einem
entschlossenen Kampf gegen HIV und damit verbundene Stigmata in
Europa auf. Die Zahlen der Neuinfektionen und der Todesfälle stiegen
in der WHO-Region Europa an, das Epidemie-Geschehen sei dort jedoch
sehr ungleich verteilt, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge der
Deutschen Presse-Agentur. 

«Die Situation in der europäischen Region ist eine der dramatischen
Gegensätze», ergänzte der Belgier. Manche Länder hätten die
Übertragung von HIV fast vollständig gestoppt und stünden kurz davor,

sagen zu können, dass das Ende von Aids in Sicht sei. In anderen
blieben die Sterberaten dagegen weiterhin inakzeptabel hoch.
HIV-Diagnosen erst im Spätstadium blieben heute noch ein Problem und
man müsse sich dringend mit der weit verbreiteten Stigmatisierung der
Betroffenen auseinandersetzen, die den Fortschritt weiter behindere.

Kluge hegt Hoffnungen, dass die am Montag beginnende
Welt-Aids-Konferenz in München das Thema wieder stärker ins
Bewusstsein rückt. «Die Konferenz findet auch zu einem Zeitpunkt
statt, an dem das Thema HIV/Aids in vielen Teilen der Welt von der
Bildfläche verschwunden zu sein scheint», sagte er. Es sei von
«Aids-Müdigkeit» die Rede bei einem Thema, das einst weltweit eine
weitaus größere Rolle gespielt habe. Heute müsse man gleich eine
ganze Reihe an Gesundheitsherausforderungen meistern - dennoch könne
man es sich nicht leisten, bei der Bekämpfung von HIV und Aids
nachzulassen.

110.000 HIV-Neudiagnosen in Europa in einem Jahr

Zur WHO-Region Europa zählen rund 50 Länder, darunter auch viele
östlich der EU. Insgesamt leben nach Kluges Angaben in dieser Region
etwa drei Millionen Menschen mit HIV, weltweit sind es demnach
schätzungsweise 39 Millionen.

Laut dem jüngsten HIV/Aids-Bericht der WHO Europa und der
EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurde im Jahr 2022 bei mehr als 110.000
Menschen in dieser Region HIV diagnostiziert, was einem leichten
Anstieg im Vergleich zu 2021, aber einem recht deutlichen Rückgang im
Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 entspricht. Ein Großteil der
Diagnosen wurde 2022 demnach im Osten der Region gestellt, mit den
höchsten Pro-Kopf-Raten in Russland, der Ukraine und Moldau. In
Deutschland liegt diese Rate deutlich unter dem Durchschnitt.

Dem WHO/ECDC-Bericht zufolge ist die Zahl der gemeldeten
Aids-bedingten Todesfälle in Europa von 2021 bis 2022 weiter
rückläufig gewesen. Die jüngsten Modellberechnungen gehen nach
WHO-Angaben jedoch von wieder steigenden Todesfallzahlen und
Neuerkrankungen aus, darunter auch nicht diagnostizierte.

Erfolgreicher Kampf gegen HIV und Aids

Insgesamt sei die Welt im Kampf gegen HIV und Aids sehr weit
gekommen, lobte Kluge. Jahrzehntelang sei eine HIV-Diagnose für
Millionen von Menschen einem Todesurteil gleichgekommen, doch dann
habe sich die Antiretrovirale Therapie (ART) als «Game-Changer»
erwiesen. Zwischen 2000 und 2021 sei die weltweite Zahl der
HIV-Neuinfektionen um satte 49 Prozent gefallen, die der
HIV-bedingten Todesfälle gar um 61 Prozent.

«Der Kampf gegen HIV/Aids ist sowohl eine Erfolgsgeschichte als auch
ein warnendes Beispiel», sagte Kluge. Im Falle Europas sei man noch
nicht am Ziel angelangt - und das nicht wegen eines Mangels an
Mitteln, sondern wegen Intoleranz und Stigmatisierung.

Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK

Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.

Jetzt der TK beitreten





Zur Startseite