Hausärzte in MV befürchten durch Notfallreform Mehrbelastung

In deutschen Kliniken sind die Notaufnahmen oft überfüllt.
Notfallzentren zur Patientensteuerung sollen Abhilfe schaffen. Doch
sind die Reformpläne nicht unumstritten.

Schwerin (dpa/mv) - Die Pläne der Bundesregierung zur Entlastung der
oft überfüllten Notaufnahmen in Krankenhäusern stoßen bei den
Hausärzten in Mecklenburg-Vorpommern auf massive Kritik. «Hier
werden Doppelstrukturen aufgebaut, die nicht dem Bedarf eines dünn
besiedelten Flächenlandes entsprechen», konstatierte Jan Eska,
stellvertretender Vorsitzender des Hausärzteverbandes MV. 

Dem jetzt vorgelegten Gesetzesentwurf zufolge sollten zur
Patientenlenkung quasi an allen Krankenhäusern sogenannte integrierte
Notfallzentren aufgebaut werden, die mit niedergelassenen Ärztinnen
und Ärzten zu besetzen sind. Doch würden diese schon jetzt an der
Belastungsgrenze arbeiten. Eine Ausweitung der ihnen übertragenen
Aufgaben werde zwangsläufig zulasten der Patientenversorgung in den
Praxen gehen, warnte Eska. 

Medizinische Versorgung schon mit Lücken 

Schon jetzt seien nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung im
Land 77 hausärztliche Planstellen offen und die Lücken in der
medizinischen Versorgung drohten noch größer zu werden, da
altersbedingt ausscheidende Landärzte oft keine Nachfolger fänden.
«Wir brauchen alle verfügbaren Kolleginnen und Kollegen, um die
Versorgung auf dem derzeitigen Stand zu halten», heißt es in der
Mitteilung des Verbandes weiter.

Nach den Plänen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen
Patientinnen und Patienten mit dringenden Anliegen künftig gezielter
in passende Behandlungsangebote gelenkt werden, statt oft gleich ins
Krankenhaus zu gehen. In den Notfallzentren sollen abwechselnd
eingesetzte Hausärzte nach Dringlichkeit entscheiden, wer in die
Notaufnahme der Klinik oder aber in eine nahegelegene Notdienstpraxis
kommt. Lauterbach erhofft sich davon eine bessere Patientensteuerung
und Entlastung der oft überfüllten Notaufnahmen.

Reformbedarf anerkannt 

Eska räumte Reformbedarf ein, mahnte jedoch Anpassungsmöglichkeiten
je nach Bundesland an. Was in Stadtstaaten gut umsetzbar sei,
erscheine zum Teil für ländliche Regionen weder sinnvoll noch
realisierbar. Nach seinen Angaben wurden in Mecklenburg-Vorpommern
bereits Bereitschaftsdienstpraxen in zwölf Städten eingerichtet. Dem
Kabinettsentwurf zufolge müsse die Zahl verdoppelt werden. Dafür aber
fehle das medizinische Personal. Die Reformpläne hätten auch
erhebliche finanzielle Auswirkungen, die möglicherweise zu einem
weiteren Anstieg der Krankenkassenbeiträge führten, gab Eska zu
bedenken.

Im Jahr 2022 waren nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung in
Mecklenburg-Vorpommern 922 Hausarztpraxen zugelassen. Zusätzlich
sicherten 214 angestellte Mediziner die hausärztliche Versorgung.
Nach Erhebungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zählt
Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 70 Hausärzten je 100.000
Einwohner zu den Bundesländern mit der höchsten Arztdichte. Doch sind
die Wege zum Arzt für viele Patienten auch lang. 

 

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