Olympia-Fieber und gedämpfte Sorgen: Paris vor dem Start Christian Hollmann und Florian Lütticke, dpa

Die Macher der Sommerspiele fühlen sich bereit für das
Milliarden-Spektakel. Das deutsche Team peilt viele Medaillenfeste
an. Doch die Sicherheitslage und eine Doping-Affäre sorgen für
Fragezeichen.

Paris (dpa) - Für Emmanuel Macron ist es nichts weniger als «eine
Verabredung mit der Geschichte». Wenige Tage vor der Eröffnung der
Sommerspiele in Paris steigt auch bei Frankreichs Präsident das
Olympia-Fieber. Immer mehr Athletinnen und Athleten beziehen ihre
Zimmer im olympischen Dorf, an den Wettkampfstätten laufen nur noch
Restarbeiten und die Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften ist
deutlich gestiegen. «Alles ist bereit, die Vorfreude steigt», sagt
Organisationschef Tony Estanguet. 

Auf rund 4,5 Milliarden Euro beziffert der dreimalige
Kanu-Olympiasieger die Kosten für die dritten Sommerspiele in der
französischen Hauptstadt nach 1900 und 1924. Alles sei privat
finanziert, nichts aus Steuergeldern, versichert Estanguet. 

Das Vorbild Paris elektrisiert auch den Präsidenten des Deutschen
Olympischen Sportbunds kurz vor seiner Abfahrt in die Gastgeberstadt
am Dienstag. «Paris ist in der Nähe, wir werden viele Fans aus
Deutschland dort haben. Das ist auch im Hinblick, dass man sich
vielleicht selbst mal wieder bewerben will, positiv», sagte DOSB-Chef
Thomas Weikert im ZDF-«Sportstudio». 

Nach zwei olympischen Corona-Ausgaben plant der DOSB wieder
rauschende Medaillenpartys in einem opulenten Deutschen Haus, das
diesmal inklusive Fanzone für 3000 Zuschauer in einem Rugbystadion
eingerichtet ist. Auch damit will Weikert die oft skeptische deutsche
Öffentlichkeit für eine eigene Olympia-Bewerbung inspirieren, wie der
62-Jährige betont. Dafür aber wird es auch sportliche Erfolge
brauchen, nachdem es 2021 in Tokio mit 37 Medaillen die schwächste
Ausbeute seit der Wiedervereinigung gab.

Deutsches Team

«Das Ziel ist sicherlich mindestens das Ergebnis, was wir bei den
letzten Spielen erreicht haben», heißt die eher vorsichtige Vorgabe
von Weikert. Unter die besten zehn Nationen im Medaillenspiegel soll
es wieder gehen. Das würden auch die jüngsten Hochrechnungen des
Dachverbands zeigen, sagt Weikert.

427 deutsche Athletinnen und Athleten gehen in Paris an den Start,
211 Frauen und 216 Männer. Für 255 von ihnen ist es eine olympische
Premiere. Die größten Gold-Hoffnungen tragen neben den Reitern und
Kanuten auch Weitspringerin Malaika Mihambo, Zehnkämpfer Leo
Neugebauer und Schwimmer Florian Wellbrock. 

Sicherheit

Die Polizei patrouilliert schon beim Eintreffen der Olympia-Gäste in
Paris am Bahnsteig, auch Militärkräfte sind überall zu sehen. Deren
Präsenz vor Beginn der Spiele wurde massiv verstärkt - dazu kommen
noch bis zu 20.000 private Sicherheitskräfte. 

Aus Sicht des geschäftsführenden Innenministers gibt es derzeit
keinen Grund zur Beunruhigung. «Soweit uns bekannt ist, gibt es keine
charakteristische Bedrohung der Sicherheit der Olympischen Spiele»,
sagte Gérald Darmanin dem «Le Journal du Dimanche». Die
Nachrichtendienste hätten bislang keine drohende Gefahr festgestellt.
Auch die Eröffnungsfeier könne wie geplant auf der Seine stattfinden.
Auch Organisationschef Estanguet bekräftigt, dass Sicherheit die
«Priorität Nummer 1» sei.

Tickets

Eröffnungs- und Schlussfeier, mehrere Abendveranstaltungen in der
Leichtathletik - laut den Organisatoren gibt es noch in mehr als 20
Sportarten freie Plätze. Insgesamt seien rund 8,8 Millionen Tickets
verkauft worden - eine sechsstellige Anzahl steht demnach noch zur
Verfügung. Verbraucherschützer warnen eindringlich davor, Karten in
Paris von Einzelpersonen zu kaufen. Empfohlen wird, Tickets
ausschließlich auf der offiziellen Olympia-Verkaufswebsite oder auf
der offiziellen Wiederverkaufswebsite zu erwerben.

Corona

Bei der Tour de France fuhr die Sorge vor Corona bis zum Schluss mit.
Mehrere Radprofis mussten die Rundfahrt vorzeitig wegen einer
Infektion aufgeben, die Organisatoren hatten eine Maskenpflicht in
bestimmten Bereichen eingeführt. Die Olympia-Macher setzen derzeit
auf keine besonderen Maßnahmen.

Es würden die normalen Empfehlungen gelten, sich beispielsweise
regelmäßig die Hände zu waschen, sagte OK-Chef Estanguet mit Verweis

auf die französischen Gesundheitsbehörden und sinkende Corona-Zahlen
im Land. Derzeit gebe es keinen Grund, die Maßnahmen zu verstärken.
2021 in Tokio und 2022 in Peking wurde Olympia wegen der Pandemie mit
scharfen Auflagen und weitgehend ohne Zuschauer veranstaltet. 

Doping-Wirbel

Der Ärger um positive Dopingtests bei 23 chinesischen Top-Schwimmern
wirkt weiter nach. «Wir tun alles Mögliche, damit das aufgeklärt
wird. Das muss zum Schutz der Athletinnen und Athleten auch der Fall
sein. Sonst können wir uns den Wettbewerb nämlich sparen», sagte
DOSB-Präsident Weikert dem ZDF. 

Im April war bekanntgeworden, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und
Schwimmer bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv
auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden waren. Die
chinesische Anti-Doping-Agentur Chinada führte die Positivtests auf
Verunreinigungen in einer Hotelküche zurück und verzichtete auf
Sperren.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada folgte dieser Bewertung. Trotz
heftiger Kritik angeführt von den USA stellte ein unabhängiger
Ermittler aus der Schweiz kein Fehlverhalten der Wada fest. «Ein
bissel empört» sei auch der deutsche Sport, bekräftigt Weikert.
Bundestrainer Bernd Berkhahn stellt sich bereits auf Proteste in der
Schwimmhalle ein.

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