Drohnen und ein langer Zaun gegen Afrikanische Schweinepest Von Mona Wenisch, Christian Schultz und Wolfgang Jung, dpa

Für Wild- und Hausschweine ist sie tödlich: Die Afrikanische
Schweinepest hat Rheinland-Pfalz erreicht. Für die Eindämmung der
Tierseuche wird zu besonderen Maßnahmen gegriffen.

Mainz/Koblenz (dpa/lrs) - Anfang Juli erreichte die Afrikanische
Schweinepest (ASP) nach einem ersten Fall im benachbarten Südhessen
auch Rheinland-Pfalz. Seitdem wird mit einem ganzen Bündel an
Maßnahmen versucht, eine Ausbreitung der für Wild- und Hausschweine
tödlichen Seuche Herr zu werden. Am augenfälligsten ist die
Errichtung eines rund 30 Kilometer langen Elektrozauns in Rheinnähe
südlich von Mainz. 

Bislang sieben Fälle in Rheinland-Pfalz

In Rheinland-Pfalz sind bislang offiziell sieben Fälle der
Afrikanischen Schweinepest gemeldet worden. Das geht aus dem
Tierseucheninformationssystem des Friedrich-Loeffler-Instituts
hervor. Demnach ist die Seuche bei fünf Wildschweinen im Kreis
Alzey-Worms und bei zwei Wildschweinen im Kreis Mainz-Bingen
nachgewiesen worden. Hausschweine waren demnach bislang nicht
betroffen. 

Was genau ist die Afrikanische Schweinepest und was macht sie
gefährlich?

Die Viruserkrankung, die Haus- und Wildschweine befallen kann, ist
für den Menschen ungefährlich. Bei den Vierbeinern führt sie
allerdings in «nahezu allen Fällen zum Tod des Tieres innerhalb einer
Woche», schreibt das LUA. Im Gegensatz zur Klassischen Schweinepest
gibt es gegen die Afrikanische Schweinepest keinen Impfstoff.

Neben der direkten Übertragung kann das Virus auch über infizierte
Lebensmittel eingeschleppt werden. «Im ungünstigen Fall reicht ein
Wurstbrot aus, um die hiesigen Wild- und Hausschweine anzustecken»,
heißt es vom LUA. Jäger und Jägerinnen sollten zudem nach einer Jagd

in Gebieten mit der Krankheit Schuhe, Kleidung und Messer gründlich
reinigen. «Ein getrockneter Blutstropfen von einem infizierten
Wildschwein kann ausreichen, um hiesige Tiere zu infizieren.»

In den Leitlinien der EU zur ASP wird die Tierseuche als «eine
verheerende, in der Regel tödlich verlaufende infektiöse Erkrankung
von gehaltenen Schweinen und 
Wildschweinen» bezeichnet. Sie stelle eine ernsthafte Bedrohung für
Schweinehalter weltweit dar, könne schwerwiegende Gesundheitsfolgen
für landwirtschaftliche Betriebe haben, den internationalen Handel
mit Tieren und tierischen Erzeugnissen nachhaltig beeinträchtigen und
massive wirtschaftliche Verluste verursachen.

Was wird in Rheinland-Pfalz gegen die Ausbreitung getan?

Es wurden Sperrzonen eingerichtet, in denen besondere Regelungen
gelten. Insgesamt erstreckt sich laut dem Lagebericht des
Umweltministeriums eine sogenannte Restriktionszone über rund 49.500
Hektar, davon sind rund 932 Hektar Wald, mehr als 36.000 Hektar sind
landwirtschaftlich genutzte Fläche. In diesem Areal liegen demnach 42
Betriebe mit 599 Schweinen.

In einer Allgemeinverfügung des Kreises Mainz-Bingen heißt es etwa,
dass aus der «Infizierten Zone» keine lebenden Wildschweine, keine in
der Zone erlegten Wildschweine und auch keine Wildschwein-Erzeugnisse
gebracht werden dürfen. Für das Areal gilt eine Leinenpflicht für
Hunde. Veranstaltungen mit Schweinen, wie Messen oder
Versteigerungen, sind verboten. Jedes entdeckte, tote Wildschwein ist
den Kreisverwaltungen zu melden. Schweinebetriebe müssen
Desinfektionsmaßnahmen ergreifen, auch Tiere aus Betrieben dürfen die
Zone nicht verlassen. 

Im Umweltministerium in Mainz wurde ein ASP-Krisenzentrum
eingerichtet. Mit Drohnen werden festgelegte Gebiete überflogen, um
Wildschwein-Aufkommen und -Kadaver zu entdecken. Koordiniert werden
die Drohneneinsätze laut Ministerium von der Forschungsanstalt für
Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF). 

Langer Elektrozaun soll helfen

Entlang der Bahnstrecke nahe der Bundesstraße 9 am Rhein südlich von
Mainz voraussichtlich etwa von Nackenheim bis nach Guntersblum soll
demnächst ein rund 30 Kilometer langer Elektrozaun aufgestellt
werden. Er soll verhindern, dass die Afrikanische Schweinepest in
andere Regionen getragen wird. Über weitere Zäune wird nach Angaben
der Kreisverwaltung Mainz-Bingen nachgedacht, etwa entlang der
Autobahn 63. Der Kreis Mainz-Bingen forderte außerdem dazu auf, in
Rheinnähe zwischen Oppenheim und Guntersblum keine touristischen
Aktionen und Festivitäten durchzuführen - die großen Weinfeste in
dortigen Kommunen sind aber explizit nicht gemeint. 

Auch beim Landesjagdverband in Rheinland-Pfalz ist die Afrikanische
Schweinepest großes Thema. Über einen Partner werden für Mitglieder
kostenlose Schulungen für Drohnenpiloten angeboten. Darüber hinaus
suchen Jäger mit ausgebildeten ASP-Kadaversuchhunden nach infizierten
Schweinen. Jäger, die ihre Reviere sehr gut kennen, beraten vor Ort
bei der Seuchenbekämpfung. Der Verband ist nach eigenen Angaben in
enger Abstimmung mit dem Umweltministerium. Sollte es zu einem
Ausbruch in einem Hausschwein-Bestand kommen, was bislang nicht der
Fall war, erhält der betroffene Betrieb eine Entschädigung. Die wird
laut Umweltministerium zur Hälfte von der Tierseuchenkasse und dem
Land getragen.

Ausbruch im Zoo wäre «Vollkatastrophe»

Für den Landauer Zoodirektor Jens-Ove Heckel wäre ein Ausbruch im
Tierpark «eine Vollkatastrophe». «Das ist der schlimmste anzunehmende

Fall, der nie eintreten darf, nie eintreten soll», sagte er der
Deutschen Presse-Agentur. «Aber selbst ein totes infiziertes
Wildschwein in irgendeinem Getreidefeld im südlichen Rheinland-Pfalz
hätte dramatische Auswirkungen auch für uns, weil das ein Ernteverbot
in der betreffenden Region bedeuten würde. Also: Je näher die
Schweinepest rückt, umso ernster ist sie zu nehmen.»

Das Problem sei: «Es gibt keinen Impfstoff, keine Chance der
Vorbeuge», erklärte Heckel. Natürlich werde geforscht. «Aber da red
en
wir nicht über Monate, sondern über Jahre.» Als Vorsitzender der
Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP)
habe er auch den internationalen Blick. «Ich sehe die dramatischen
Folgen der Schweinepest vor allen Dingen in Südostasien, wo die
höchst bedrohten Wildschweinarten ihr letztes Zuhause haben. Die
Tiere sind in ihrem natürlichen Lebensraum existenziell bedroht.» Es
sei gut, dass die ZGAP das Pustelschwein 2022 zum Zootier des Jahres
erklärt habe, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen, sagte Heckel.

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