Schnelle Hilfe aus der Luft - die Lebensretter von «Christoph 2» Von Jenny Tobien und Boris Roessler
Im Notfall ist «Christoph 2» innerhalb von zwei Minuten startklar.
Vorteil der Rettung aus der Luft ist die schnelle Hilfe - aber
manchmal kommt das Team auch an Grenzen.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Laut rattern die Rotorblätter. Pilot
Jochen Sturm sitzt im Cockpit, Notarzt und der Notfallsanitäter
klettern schnell in den orangefarbenen Rettungshubschrauber und kurz
darauf hebt die Maschine ab in den Frankfurter Himmel. «Christoph 2»
verschwindet in der Ferne. Ein Einsatz im Kreis Fulda. Reitunfall.
Nur kurz zuvor in den Aufenthaltsräumen der Station: Plötzlich ertönt
ein schrilles Klingeln. Die dreiköpfige Crew eilt ein Stockwerk nach
oben auf das Dach der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU).
Am Horizont ragt die Frankfurter Skyline empor. Doch für den
spektakulären Ausblick fehlt den drei Männern jetzt der Sinn.
Wann kommen Rettungshubschrauber zum Einsatz?
Notarzt Philipp Faul blickt seinen abfliegenden Kollegen hinterher.
«Rettungshubschrauber sind dann von Vorteil, wenn es um einen
schonenden Transport oder einen schnellen Transport geht», sagt er.
Reitunfälle seien recht typisch, da sie häufig mit
Wirbelsäulenverletzungen einhergingen. Aber natürlich auch Diagnosen
wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle. «Da geht es am Ende des Tages
wirklich um Minuten.» Deshalb komme es absolut auf Schnelligkeit an
und Team und Hubschrauber seien in zwei Minuten einsatzbereit.
Doch trotz aller Vorteile kommt die Luftrettung auch manchmal an ihre
Grenzen, etwa bei ungünstigen Wetterbedingungen, schwierigen
Landemöglichkeiten - oder zu schweren Menschen. «Das Gewicht ist
tatsächlich kein unwichtiger Aspekt», sagt Faul. So dürfe ein Patient
oder eine Patientin maximal etwa 150 Kilogramm wiegen.
Drei bis vier Einsätze pro Tag
Als Zivilschutz-Hubschrauber des Bundes wurde «Christoph 2» 1972
offiziell in Dienst gestellt. Seit 2008 startet er vom Landedeck der
BGU Frankfurt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Pro Tag werden
im Schnitt um die drei bis vier Einsätze geflogen - in einem Radius
von etwa 60 bis 70 Kilometern.
Keine zehn Minuten nach Abflug taucht der Hubschrauber plötzlich
wieder am Himmel auf. Einsatz abgebrochen. Der für den Raum Fulda
primär zuständige Hubschrauber «Christoph 28» sei zunächst in ein
em
anderen Einsatz gebunden gewesen, sagt Martin Fong, der als
Notfallsanitäter der Frankfurter Berufsfeuerwehr mit an Bord war.
«Er wurde dann wieder frei, war entsprechend schneller als wir - und
hat übernommen.» Genaugenommen unterstützt der 36-jährige Fong als
sogenannter TC-Hems nicht nur den Notarzt, sondern übernimmt als
rechte Hand des Piloten auch fliegerische Aufgaben.
Landung im Garten
Pilot Sturm ist ein alter Hase in der Luftrettung. Angestellt bei der
Bundespolizei der Fliegerstaffel Fuldatal fliegt er seit etlichen
Jahren. Da kämen schon einige Tausend Flüge zusammen. Brenzlich werde
es immer dann, wenn man schlecht vorbereitet sei - etwa auf das
Wetter, sagt der 57-Jährige. Und: Die Sicherheit habe oberste
Priorität. Aber die Grenzen würden auch mal ausgereizt.
Er erinnert sich an einen Notfall mit einem Kind im Gartenteich. Sie
seien mit dem Hubschrauber mitten im Wohngebiet über den Häusern
gekreist und hätten keinen geeigneten Landeplatz gefunden. «Da habe
ich entschieden, ich gehe in den Garten rein», erinnert er sich. Die
Landung sei gut gegangen. Aber ob er das noch einmal so machen würde?
«Ich kann es nicht sagen.»
Professionelle Aufarbeitung
Der Hubschrauber ist mit allen Medizingeräten und Medikamenten
ausgerüstet, die für eine adäquate medizinische Erstversorgung nöti
g
ist. Im vergangenen Jahr flog die Crew von «Christoph 2» laut den
Angaben rund 1.040 Einsätze. In vielen Fällen handelt es sich dabei
um Verkehrs- oder Arbeitsunfälle.
Und wie verkraftet man die Anspannung und das Leid, das man bei den
Einsätzen erlebt, in denen es immer wieder um Leben und Tod geht?
Natürlich sehe man häufig auch dramatische Verletzungen, sagt Notarzt
Philipp Faul. «Man lebt damit, man kommt damit zurecht.»
Wichtig seien die Gespräche innerhalb des Teams nach den Einsätzen,
die sogenannten Debriefings. Wenn einem etwas länger beschäftige,
solle das natürlich auch professionell aufgearbeitet werden. Für Faul
steht trotz alledem fest: «Es ist einer der schönsten Jobs der Welt.»
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