RSV-Schutz für Babys in Berlin laut Ärzten kaum verfügbar

Der neue RSV-Schutz für Säuglinge ist laut Kinderärzten ein großer

Fortschritt. In Berliner Kinderarztpraxen ist das neue Medikament
aber kaum verfügbar.

Berlin (dpa/bb) - Die seit Kurzem für Babys empfohlene Impfung gegen
das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist nach Angaben des
Berufsverbands BVKJ, in dem Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte
zusammengeschossen sind, in Berlin bislang kaum verfügbar. «In Berlin
gibt es in der Praxis eigentlich kaum Impfstoff», sagte Kinderarzt
und BVKJ-Sprecher Jakob Maske der Deutschen Presse-Agentur. Einzelne
Arztpraxen hätten Importe des Medikaments, das den Wirkstoff
Nirsevimab enthält, aus dem Ausland vorrätig.

Für seine Praxis in Berlin habe er Stand Donnerstag bislang nur eine
Dosis für ein Hochrisiko-Kind erhalten. In den Krankenhäusern sehe es
anscheinend besser aus. 

Die Sprecherin der DRK-Kliniken Berlin, Corinna Schwetasch,
bestätigte das. «Wir haben bereits Impfstoff erhalten und auch die
ersten Säuglinge geimpft. Weiterer Impfstoff ist bestellt und soll -
Stand jetzt - bis Ende der Woche ohne Verzögerung geliefert werden»,
sagte Schwetasch. 

Einmalige Dosis für Neugeborene und Säuglinge empfohlen

Eine Sprecherin der Herstellerfirma Sanofi teilte auf Anfrage mit,
dass in Deutschland seit dieser Woche ausreichend RSV-Prophylaxe
vorhanden sei. 

Diese Auffassung teile er nicht, sagte Mediziner Maske. Seinen
Angaben nach gibt es deutschlandweit Probleme bei der Versorgung.
Anscheinend hänge die Verfügbarkeit auch von der Region ab, meinte
der Kinderarzt. Das Bundesministerium für Gesundheit hatte am 16.
September einen Versorgungsmangel für Arzneimittel mit Nirsevimab
bekanntgemacht.

Für Neugeborene und Säuglinge empfiehlt die Ständige Impfkommission
(Stiko) seit diesem Sommer eine einmalige Injektion des Antikörpers
Nirsevimab. Es handelt sich um eine sogenannte passive Immunisierung:
Verabreicht werden bereits gebildete Antikörper, diese werden also
nicht aktiv vom eigenen Immunsystem produziert. 

Problem: Babys erhalten Krankenkassenkarten oft erst nach einigen
Monaten

Eltern empfahl Maske immer wieder beim Kinderarzt nachzufragen, ob
der RSV-Schutz verfügbar sei. Problematisch sei allerdings, dass
Neugeborene in Berlin oft erst nach drei Monaten eine
Versicherungskarte erhielten. Ohne Karte müssten Eltern das Geld
vorstrecken und sich dann von der Krankenkasse zurückholen. Doch
nicht jeder könne es sich leisten, den Betrag von mehr als 400 Euro
vorzustrecken, so der Kinderarzt. 

RSV verursacht bei Kindern wie Erwachsenen Infektionen der Atemwege.
Grundsätzlich kann man in jedem Alter daran erkranken und sich
wiederholt infizieren. Gerade bei Säuglingen kann der Erreger
Bronchitis und Lungenentzündungen verursachen. 

Jährlich kommen nach Daten des RKI etwa 25.000 Säuglinge wegen RSV
ins Krankenhaus. Rund 200.000 Säuglinge mit RSV werden ambulant
behandelt. Das Virus wird über Tröpfchen übertragen.

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