Ärzte: Bei Klinikstrukturen mutige Entscheidungen nötig
Im Sommer hatte die rot-rot-grüne Landesregierung den neuen Thüringer
Krankenhausplan beschlossen - auch mit Blick auf Bundesvorgaben noch
ohne klare Festlegungen.
Jena (dpa/th) - Ärztevertreter fordern vom Land, die Neuplanung der
Thüringer Kliniklandschaft zügig in Angriff zu nehmen und dabei
mutige Entscheidungen zu treffen. Angesichts der wirtschaftlichen Not
vieler Krankenhäuser, von Bevölkerungsentwicklung und
Fachkräftemangel sei keine Zeit zu verlieren, heißt es in
Empfehlungen der Landesärztekammer zur Umsetzung des neuen Thüringer
Krankenhausplans, die die Kammer in Jena vorstellte. «Ansonsten
werden noch andere Kliniken die Segel streichen», sagte
Vorstandsmitglied Heiko Wunderlich mit Blick auf Klinikinsolvenzen in
Süd- und Ostthüringen in diesem Jahr.
Die inzwischen nur noch geschäftsführende Landesregierung hatte den
neuen Krankenhausplan im Sommer verabschiedet, allerdings zunächst
ohne konkrete Vorgaben für Versorgungsangebote der Klinikstandorte zu
machen. Hintergrund ist die Krankenhausreform des Bundes, die zu
diesem Zeitpunkt nicht verabschiedet war. Inzwischen hat der
Bundestag das Gesetz beschlossen. Es sieht neben einer Umstellung der
Vergütung auch strengere Qualitätskriterien für Kliniken vor.
Alternativen zu kleinen Landkrankenhäusern
Für Thüringen schlagen die Ärztevertreter konkret vor, in Regionen
jenseits der städtischen Zentren vernetzte ambulant-stationäre
Gesundheitszentren für die Grundversorgung aufzubauen, etwa in
Neuhaus am Rennweg, Bad Frankenhausen, Pößneck oder Schleiz. Sie
könnten neben ambulant tätigen Ärzten über kleine Stationen mit bis
zu 20 Betten für die Behandlung weniger gravierender Erkrankungen
verfügen. Bei anspruchsvolleren Behandlungen sollten Patienten in
dafür geeigneten Häusern versorgt werden.
Spezialisierte Leistungen wie die Herzinfarkt-, Schlaganfall- oder
Frühgeburtenversorgung sollen laut Kammer nur noch in Kliniken
erbracht werden, die dafür die erforderlichen Qualitätskriterien
erfüllen. Herzinfarktpatienten etwa sollen von den Rettungsdiensten
nur noch in die Kliniken gebracht werden, die mit täglich rund um die
Uhr verfügbaren Herzkatheterlaboren ausgestattet sind. Diese Absicht
ist im Krankenhausplan bereits aufgeführt.
Kein Bedarf an neuer Herzchirurgie oder Uniklinik
Die Ärztevertreter sprachen sich klar gegen den Aufbau neuer
Klinikstrukturen in räumlicher Nähe zu bereits bestehenden Kliniken
aus. In identische medizinische Angebote bei nicht weit voneinander
entfernt liegenden Krankenhäusern solle nicht investiert werden, hieß
es. Auch für neue hoch spezialisierte Kliniken sieht die Kammer
keinen Bedarf. «Es wird den Thüringer Patienten nicht helfen, wenn es
hier eine weitere Herzchirurgie gibt», betonte Hauptgeschäftsführer
Matthias Zenker. Auch eine weitere Universitätsklinik neben der in
Jena sei nicht nötig.
In Thüringen gibt es rund 40 Akutkrankenhäuser. In einem Gutachten
für den neuen Krankenhausplan war der Abbau von rund 3.000
Klinikbetten in Thüringen empfohlen worden.
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