Bereits 300 Anfragen zu Pilzvergiftungen in Zentrum

Die Pilzsaison ist noch in vollem Gange. Bei möglichen Vergiftungen
wenden sich Menschen an das Giftinformationszentrum an der Unimedizin
Mainz. Gerade gehen die Zahlen nach oben.

Mainz (dpa) - Rund 300 Anfragen wegen möglicher Pilzvergiftungen hat
es dieses Jahr bereits beim Giftinformationszentrum der
Länder Rheinland-Pfalz und Hessen sowie für das Saarland gegeben. «
Im
Moment geht es steil nach oben», sagte der Leiter des Zentrums an der
Universitätsmedizin in Mainz, Andreas Stürer, der Deutschen
Presse-Agentur. Das liege vor allem daran, dass witterungsbedingt die
Pilzsaison noch voll in Gange sei.

Bei gut 20 Fällen, die in den vergangenen Stunden eingelaufen seien,
habe man eine «gewisse Sensibilisierung» für mögliche Vergiftungen

durch den Grünen Knollenblätterpilz festgestellt. Es hätten sich
unter anderem Personen gemeldet, die den hochgiftigen Pilz angefasst
hätten und wissen wollten, ob das für sie gefährlich sein könnte. D
a
habe man Entwarnung geben können, sagte Stürer.

In einem Drittel der Fälle ist Pilz unbekannt

Rund 70 Prozent der Anrufer seien «medizinische Laien», der andere
Teil Ärzte und medizinisches Personal. Die Bandbreite der Fälle
reiche vom akuten Leberversagen bis zu Personen, die noch gar nichts
spürten. Bei einem Drittel der Anrufer sei der Pilz, um den es gehe,
unbekannt. «Wir machen praktisch eine Ersteinschätzung der
Situation», sagte Stürer. Teils müsse schnell gehandelt werden. Bei
der Bestimmung von unbekannten Pilzen würden Pilzsachverständige dazu
geholt.

Die Zahl der Anfragen am Zentrum zu Pilzen schwanke jährlich zwischen
400 bis 500. Der klinische Toxikologe rechnete auch dieses Jahr mit
einer solchen Zahl bis Jahresende. 85 Prozent der Anrufer kommen
demnach aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland. Die anderen
stammten aus anderen Teilen Deutschlands, vor allem aber aus den
angrenzenden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

Lebertransplantationen nach Pilzvergiftung

In der vergangenen Woche waren vier Patienten, darunter drei Kinder,
nach dem Verzehr von giftigen Knollenblätterpilzen mit akutem
Leberversagen in das Uniklinikum Essen eingeliefert worden. In drei
Fällen erfolgte inzwischen eine Lebertransplantation. Zwei der fünf
bis 15 Jahre alten Kinder stammen aus dem Saarland. Auch in Münster
erhielt eine wegen schwerer Pilzvergiftung behandelte Patientin
gerade eine Spenderleber.

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