Vogelgrippe verbreitet sich weiter bei Milchkühen in den USA
Die Vogelgrippe breitet sich in US-Milchviehbetrieben weiter aus. Der
dortige Umgang mit dem Ausbruch sorgt für Kritik. In Deutschland wäre
das so nicht denkbar, sagt ein Experte.
Washington/Greifswald (dpa) - Die Vogelgrippe breitet sich in den USA
bei Milchkühen weiter aus. Seit den ersten Nachweisen im März dieses
Jahres wurden bis Freitag Fälle in 339 Betrieben in 14 Bundesstaaten
registriert, wie das US-Landwirtschaftsministerium USDA mitteilte.
«Es ist nicht zum Stehen gebracht worden», sagte der Vizepräsident
des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) auf der Insel Riems bei
Greifswald, Martin Beer, der Deutschen Presse-Agentur. «Und ich kann
leider im Moment auch nicht erkennen, dass Maßnahmen ergriffen
werden, die das Geschehen jetzt schnell stoppen würden.»
Es fehle etwa an einer flächendeckenden Überwachung. «In den USA gibt
es etwa 25.000 Milchviehbetriebe, und ich weiß nicht, wie viele
bisher überhaupt untersucht wurden. Aber wahrscheinlich nur ein
Bruchteil.» Im US-Bundesstaat Colorado, wo flächendeckend untersucht
werde, seien von weniger als 300 Betrieben etwa 60 betroffen.
Die Freitestung von Transporten zwischen Betrieben müsse viel
engmaschiger sein, sagte Beer. Und in betroffenen Betrieben müssten
Maßnahmen ergriffen werden, etwa die Absonderung oder gar Tötung von
Tieren. «Rein aus der Bekämpfungssicht wird noch zu wenig getan.»
Experte: Bekämpfung würde in Deutschland anders laufen
Dass der aus dem Tierreich stammende Erreger H5N1, der auch Menschen
infizieren kann, sich weiter ausbreitet, macht dem Experten Sorge.
Bis Freitag wurden in den USA nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC
34 Fälle bei Menschen registriert - fast ausschließlich bei
Mitarbeitern von Milchvieh- und Geflügelbetrieben und mit milden
Verläufen. Glücklicherweise gebe es bislang keine Anzeichen dafür,
dass sich das Virus schnell an Rinder oder an Menschen anpasse, sagte
Beer.
In Deutschland würde man - auch wegen der Erfahrungen etwa mit BSE -
völlig anders mit einer solchen Situation umgehen, betonte der
Experte: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass das länger als ein paar
Wochen laufen würde, und dann wäre das beendet.»
Erst jüngst hat eine unter anderem von Beer im Fachjournal «Nature»
veröffentlichte Studie ergeben, dass sich das Virus vor allem über
die Milch überträgt und wahrscheinlich primär über das Melkgeschirr
.
Die Tiere stecken sich demnach über das Euter an. Das Risiko eines
Eintrags der in den USA kursierenden Virusvariante in deutsche
Milchviehbetriebe schätzt das FLI als sehr gering ein.
Entscheidende Monate für Antarktis
Die Vogelgrippe hat sich in den zurückliegenden Jahren in bislang
unbekanntem Ausmaß weltweit verbreitet. Als einziger Kontinent blieb
bisher Australien verschont. Vergangenes Jahr hatte das H5N1-Virus
auch die Antarktis erreicht, wo unter anderem unzählige Pinguine,
aber auch potenziell gefährdete Meeressäuger leben.
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