Komiker Sträter: Bin «eine Art Depression-Gallionsfigur»

Aus seinen Depressionen macht Komiker Thorsten Sträter kein
Geheimnis. Dass anderen ein offener Umfang mit der Krankheit nach wie
vor schwerfällt, kann er aber gut verstehen.

Düsseldorf (dpa) - Der Komiker Thorsten Sträter fühlt sich gegenübe
r
anderen an Depression erkrankten Menschen privilegiert, weil er
einfacher über seine Erfahrungen sprechen kann. «Ich bin sehr
begünstigt, die meisten haben eben nicht diese Bedingungen. Es gibt
auch Leute, die müssen etwa Angst haben, dass es in der Personalakte
landet», sagt der 58-Jährige im Interview mit der «Rheinischen
Post». 

Daher verstehe er jeden, der nicht offen über eigene Depressionen
rede. Gleichzeitig freue er sich trotzdem, dass «viele es
mittlerweile tun», fährt er fort. Seine eigene Position bei der
Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen beschreibt er so: «Ich
bin ja als Dreiviertel-Prominenter zu einer Art
Depression-Gallionsfigur geworden.»

Schirmherr der Deutschen Depressionsliga

Der Autor und Komiker aus Dortmund thematisiert seine depressiven
Episoden seit vielen Jahren immer wieder auch kabarettistisch.
Außerdem setzt er sich etwa als Schirmherr der Deutschen
Depressionsliga für die Entstigmatisierung der Krankheit ein. 

Inzwischen fallen seine Depressionen nach eigenen Angaben milder aus
und die Intervalle zwischen den Schüben seien größer als früher:
«Deswegen habe ich die Hoffnung, dass ich, wenn ich über 70 bin,
irgendwann vielleicht sogar mal zehn Jahre lang Ruhe habe.»

Noch immer stoße man in der Gesellschaft auf Vorbehalte: «Es dürfte
mittlerweile eigentlich allgemein bekannt sein, dass man nicht
einfach eine faule Sau ist. Trotzdem wird man immer wieder auf eine
Tante Erna treffen, die der Auffassung ist, man muss sich einfach mal
zusammenreißen und das Fenster auf Kipp machen», sagt er. «Dann gibt

es auch noch findige Motivationsgurus, die behaupten, es gebe gar
keine Depressionen.» 

Reden über Depressionen: «erst mal aus Reflex immer in lustig»

«Wenn ich über Depressionen rede, versuch ich's erst mal aus Reflex
immer in lustig, denn ich habe ja auch den Auftrag, zu unterhalten.
Dann war ich lange der Komiker mit den Depressionen, der trotzdem
auftritt und lustig sein kann», erklärt er weiter. Er habe seine
Shows sogar oft lange überzogen, weil er nicht zurück wollte in die
Realität: «Die lauerte ja schon auf dem Parkplatz auf mich, wenn ich
meine Sachen zusammengepackt hatte. Deshalb wollte ich das Ende in
die Länge ziehen.»

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