DGB gegen Teilzeit-Krankschreibungen
Sollte auch in Zeiten des digitalen Arbeitens mehr Flexibilität
möglich sein, wenn Beschäftigte sich krankmelden? Von den
Gewerkschaften kommt eine Warnung.
Berlin (dpa) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lehnt
Überlegungen zu «Teilzeit-Krankschreibungen» für einige Stunden am
Tag ab. Die Idee sei «schlicht absurd», sagte Vorstandsmitglied Anja
Piel der Deutschen Presse-Agentur. «Wer krank und arbeitsunfähig ist,
soll sich vollständig auskurieren. Ansonsten steigt das Risiko,
länger und ernsthafter zu erkranken.» Schon heute gingen viel zu
viele krank zur Arbeit oder arbeiteten krank im Homeoffice. «Sie
gefährden damit sich und andere und setzen auf Dauer ihre Gesundheit
und Erwerbsfähigkeit aufs Spiel.»
Ärztepräsident Klaus Reinhardt hatte sich angesichts des Wandels der
Arbeitswelt und der Digitalisierung offen für «eine praktikable Form
von Teilzeit-Krankschreibung für einige Stunden täglich» gezeigt.
Dies könnte den neuen Möglichkeiten Rechnung tragen und für mehr
Flexibilität sorgen, sagte der Chef der Bundesärztekammer den
Zeitungen der Funke Mediengruppe. So solle etwa bei Bagatellinfekten
der direkte Kontakt mit Kollegen im Büro vermieden werden. «In
solchen Fällen bietet das Arbeiten im Homeoffice aber unter Umständen
die Möglichkeit, im begrenzten Umfang berufliche Aufgaben
wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen.»
Belegschaften mit längeren Krankheitszeiten
DGB-Vorstand Piel mahnte, auch der demografische Faktor müsse bedacht
sein. «Älter werdende Belegschaften mit mehr Beschäftigten, die
später in Rente gehen, haben im Vergleich zu jüngeren Belegschaften
absehbar längere Krankheitszeiten.» Die richtige Antwort darauf seien
mehr betriebliche Gesundheitsvorsorge, altersgerechte Arbeitsplätze
und gute Reha-Maßnahmen, damit Krankheiten sich nicht weiter
verschlechterten oder gar chronisch würden. «Kluge Arbeitgeber haben
das längst begriffen und die Weichen dafür gestellt.»
Auch der Sozialverband Deutschland äußerte sich ablehnend zu
Teilzeit-Krankschreibungen, die keine ausreichende Möglichkeit zur
Erholung böten. «Wir befürchten, dass die Durchsetzung der verkürzt
en
Arbeitszeit bei den Arbeitnehmern liegen würde und dies erkrankte
Personen unnötig unter Druck setzt», sagte die Vorstandsvorsitzende
Michaela Engelmeier. Unklar seien auch Auswirkungen auf Regelungen
zur Lohnfortzahlung. Natürlich sei der Vorteil von Homeoffice, dass
man bei leichten Infektionen und Schreibtischtätigkeiten von zu Hause
arbeiten könne. Man sollte Homeoffice-Arbeit aber nicht gemäß dem
Motto diskreditieren, dort könne man auch krank oder halb krank
arbeiten. «Das ist eben nicht so.»
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