Alternativen zu Supermarkt-Salz: Teurer, aber nicht gesünder Von Rabea Gruber, dpa
Was darf in die Suppe? Anbieter für Himalaya-Salz, Meer-Salz und
ähnliche Produkte geben an, dass diese natürlicher und gesünder seien
als Supermarkt-Salz. Reine Verkaufsstrategie, sagen Experten.
Berlin (dpa) - Salz ist für den Körper lebenswichtig. Aber welches
soll es sein - Stein-Salz, Meer-Salz oder vielleicht besser
Himalaya-Salz? Geht es nach bestimmten Internetanbietern, sollte man
herkömmliches Kochsalz aus dem Supermarkt meiden. Stattdessen wird
der Griff zu teuren Alternativen empfohlen.
Behauptung
Speisesalz aus dem Supermarkt ist gesundheitsschädlich. Es wird von
wichtigen, natürlichen Mineralstoffen bereinigt. Stattdessen wird es
mit schädlichen Zusatzstoffen angereichert.
Bewertung
Größtenteils falsch. Speisesalz ist nicht weniger gesund als
Natursalz. Eine der sogenannten Rieselhilfen ist allerdings
umstritten.
Fakten
Die verschiedenen Salze unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer
Herkunft. Meer-Salz wird beim Eintrocknen von Meerwasser gewonnen,
Stein-Salz unterirdisch in Stollen abgebaut. «Dabei handelt es sich
um Vorkommen von Urmeeren», erklärt Judith Schryro,
Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin.
Auch das als Kochsalz bekannte Speisesalz wird in Deutschland
überwiegend in unterirdischen Salinen gewonnen und anschließend
industriell aufbereitet. Das bedeutet, dass es gereinigt und
raffiniert wird. Elemente wie Kalium, Eisen und Calcium werden
ausgelöst, zurückbleibt das Natriumchlorid. Bei sogenannten
Natursalzen wird auf das Raffinieren verzichtet.
«Natursalz hat keinen gesundheitlichen Vorteil gegenüber dem
herkömmlichen Speisesalz», sagt Schryro. Bei den Spurenelementen
handele es sich um «verschwindend geringe Mengen», die keinen Beitrag
zu unserer Gesundheit leisteten. Der größte Unterschied zwischen den
Salzen liege im Preis. Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE) teilt auf Nachfrage mit: Sogenannte Gourmetsalze seien nicht
gesünder als herkömmliches Salz.
DGE empfiehlt Speisesalz mit Jod und Fluorid
«Wenn Speisesalz verwendet wird, dann sollte es mit Jod und Fluorid
angereichert sein», sagt Silke Restemeyer von der DGE. Die
Jod-Versorgung der Bevölkerung in Deutschland zeige einen
rückläufigen Trend. Eine längerfristige Unterversorgung mit dem
lebenswichtigen Spurenelement könne zu Funktionsstörungen der
Schilddrüse führen. Mit Fluorid angereichertes Salz hilft laut DGE,
der Entstehung von Karies an den Zähnen vorzubeugen.
Mit Folsäure angereichertes Speisesalz zu konsumieren, sei dagegen
nicht notwendig. Die empfohlene Folatzufuhr lasse sich auch bei
erhöhtem Bedarf durch folatreiche Lebensmittel decken. Lediglich
Schwangeren und Frauen mit Schwangerschaftswunsch werde die Einnahme
spezieller Folsäurepräparate empfohlen. Folsäure ist die synthetische
Variante des B-Vitamins Folat. Dieses spielt bei der Zellteilung eine
Rolle und ist an vielen Wachstums- und Entwicklungsprozessen im
Körper beteiligt. Gerade zu Beginn einer Schwangerschaft ist die
Versorgung damit sehr wichtig.
Nachteile von Speise- und Natursalzen
Im Unterschied zu anderen Zusätzen stehen die sogenannten
Rieselhilfen teilweise in der Kritik. Diese Stoffe sollen verhindern,
dass das Salz verklumpt. Diskussionen gab es in den vergangenen
Jahren um die Rieselhilfe Siliziumdioxid (E 551). Laut
Verbraucherzentrale ist die Körnergröße des Pulvers besonders gering
- die Nanopartikel stünden in Verdacht, sich negativ auf die
Gesundheit auszuwirken. Rieselhilfen müssen auf der Packung
gekennzeichnet sein, die erlaubten Mengen sind in der Europäischen
Union genau festgelegt.
Grundsätzlich ist es laut Verbraucherzentrale auch nicht schädlich,
naturbelassene Salze zu konsumieren. In Meer-Salz seien allerdings
immer wieder Spuren von Mikroplastik zu finden, sagt Schryro. Bei den
oft als Gourmetsalzen beworbenen exotischen Salzen sei außerdem zu
beachten, dass diese weniger nachhaltig seien. So habe Salz aus
Pakistan oder Südamerika lange Transportwege hinter sich.
Die Ernährungsexpertin sieht noch einen weiteren möglichen Nachteil
von Natursalzen: Sie seien oft deutlich grobkörniger als Speisesalz.
Das könne Menschen dazu verleiten, größere Mengen zu sich zu nehmen -
vor allem, wenn das Salz auch noch als gesundheitsfördernd beworben
werde. «Wir essen sowieso alle viel zu viel Salz», betont Schryro.
Sechs Gramm pro Tag empfiehlt die DGE.
«Vor dem Nachsalzen immer zuerst das Essen probieren und Speisen mit
Gewürzen und Kräutern verfeinern», rät Ernährungswissenschaftleri
n
Restemeyer. So könne Salz eingespart und der Eigengeschmack der
Speisen unterstrichen werden. «Verschiedene Untersuchungen weisen
darauf hin, dass Gerichte salziger schmecken, wenn das Salz darin
nicht so gut verteilt ist und die Körnergröße etwas gröber ist.»
Gesundheitseffekt als Verkaufsargument
Ein vermeintlicher Gesundheitseffekt als Verkaufsargument - ist das
überhaupt erlaubt? «Die Werbung ist immer dann unzulässig, wenn
vermittelt wird, dieses Salz sei für eine gesunde Ernährung wichtig»,
sagt Schryro.
Die Verbraucherzentrale warnt in diesem Zusammenhang auch vor einer
bestimmten beworbenen Variante: Salz als Sole aufgelöst zu trinken.
Dazu raten einige Anbieter - das Salzwasser solle den Blutdruck
senken. Tatsächlich aber könne zusätzliches Salz bei empfindlichen
Menschen den Blutdruck eher noch erhöhen, schreiben die
Verbraucherschützer.
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