Ärzte und Landessportbund sehen Präventionskurse in Gefahr
Die Bundesregierung will die Prävention bei
Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärken. Das Problem: Die Finanzierung
dieses Vorhabens könnte zulasten präventiver Sportangebote gehen.
Hannover (dpa/lni) - Die Ärztekammer Niedersachsen und der
Landessportbund sehen angesichts einer Gesetzesinitiative von
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das Angebot von
Präventionskursen in Gefahr. Lauterbach plant mit dem
«Gesundes-Herz-Gesetz», die Herzgesundheit von Kindern, Jugendlichen
und Erwachsenen regelmäßig überprüfen zu lassen und im Bedarfsfall
medikamentöse Therapien als Vorbeugemaßnahme verordnen zu lassen.
Weil dafür keine zusätzlichen Kosten entstehen sollen, werde dies
zulasten von Präventionsangeboten gehen, die von Sportvereinen und
-verbänden angeboten werden, befürchten Ärztekammer und
Landessportbund.
Sport und Bewegung stärkt Gesundheit
«Verhaltensbezogene Prävention ist aus ärztlicher Sicht ein
hervorragendes Mittel, um Krankheiten vorzubeugen», sagte die
Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker. Sport und
Bewegung in der Gruppe stärke die physische und psychische Gesundheit
auf vielfältige Art und Weise. Keine medikamentöse Prävention könne
eine so breite Wirkung entfalten.
Wenker räumte ein, dass es Risikopatienten mit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebe, die eine frühe medikamentöse
Präventionstherapie benötigen. Um diese zu versorgen, brauche es aber
keine umfangreichen und kostenintensiven Screenings der
Gesamtbevölkerung. Der gesundheitliche Schaden, der mit den damit
verbundenen Einschnitten bei der Primärprävention verbunden sei, sei
für die Gesellschaft wesentlich höher.
Sportvereine sorgen sich um ihre Angebote
Die niedersächsischen Sportvereine hätten jahrelang eine breit
aufgestellte Palette qualitätsgeprüfter Präventionskurse aufgebaut,
sagte Marco Lutz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des
Landessportbundes Niedersachsen.
Diese würden erfolgreich Ansätze für mehr körperliche Aktivität u
nd
Bewegung sowie Gesundheitswissen zu Themen wie gesunder Ernährung
oder Stressbewältigung vermitteln. «Diesen erfolgreichen Weg der
Verhaltensprävention zu verlassen, ist aus unserer Sicht ein schwerer
Fehler», sagte er.
Viele Herztote in Deutschland
Lauterbach will mit seinem Gesetzesvorhaben eine stärkere Vorsorge
mit regelmäßigen Checks auf den Weg bringen, wodurch viele Todesfälle
durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle vermieden werden
sollen.
Deutschland habe seit Jahren ein Problem mit zu vielen Herztoten.
Wichtige Risikofaktoren werden aus Sicht Lauterbachs in Deutschland
im Vergleich mit anderen Ländern zu spät erkannt und zu spät
behandelt. Die erste Lesung des Gesetzes ist für Mittwoch im
Bundestag geplant.
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