Gefährliche Körperverletzung - neuer Prozess gegen Tierarzt
Ein Tierarzt soll seiner Freundin ein Tiermedikament verabreicht
haben. Das Urteil des Amtsgerichtes Rendsburg gegen ihn kommt nun auf
den Prüfstand. Das Landgericht Kiel befasst sich mit dem Fall.
Kiel (dpa/lno) - Ein verurteilter Tierarzt, der seiner Freundin das
Tierbetäubungsmittel Xylazin untergemischt haben soll, muss sich
erneut vor Gericht verantworten. Ein Schöffengericht in Rendsburg
hatte ihn im September zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und
zehn Monaten auf Bewährung verurteilt - wegen gefährlicher
Körperverletzung und eines hinterlistigen Überfalls. Dieses Urteil
wird nun überprüft.
«Sowohl der Angeklagte als auch die Nebenklägerin haben Berufung
gegen das Urteil eingelegt», erklärte der Pressesprecher des
Landgerichts Kiel, Markus Richter. «Sobald die Verfahrensakten beim
Landgericht vorliegen, wird die Berufungshauptverhandlung
vorbereitet.» Wann diese beginnen werde, sei noch nicht absehbar.
Großes Interesse an Aufklärung über Motive
Rechtsanwalt Kristof Gengel, der Vertreter der Nebenklägerin, erhofft
sich von der Berufungshauptverhandlung Informationen darüber, warum
der Angeklagte die Tat an seiner Mandantin verübt hat. «Ich hoffe,
das Gericht nimmt sich Zeit für eine vernünftige Aufklärung des
Sachverhaltes.» Auch andere Geschädigte hätten daran großes
Interesse.
Zudem gehe es in der Berufung auch um das Thema Berufsverbot, sagte
der Anwalt. Das hätte das Amtsgericht in Rendsburg verhängen können,
habe es aber nicht getan. Mit einer Berufungshauptverhandlung rechne
er «vielleicht im Sommer» kommenden Jahres, so Gengel.
Die Tierärztekammer hatte bereits einen Entzug der Zulassung als
Tierarzt gefordert - unabhängig vom Ausgang des Prozesses. Zuständig
dafür ist als Aufsichtsbehörde das Landwirtschaftsministerium.
Ministerium prüft ein Ruhen der Zulassung als Tierarzt
Dort laufe bereits ein Verfahren, in dem das Ruhen der tierärztlichen
Approbation geprüft werde, sagte Ministeriumssprecherin Jana Ohlhoff.
Mit einer Entscheidung sei Anfang Dezember zu rechnen. Eine
abschließende Entscheidung zum Approbationsentzug könne erst
getroffen werden, wenn ein rechtskräftiges Urteil vorliege.
Laut Gesetz muss eine Approbation dann entzogen werden, wenn sich ein
Tierarzt eines Verhaltens schuldig gemacht hat, aus dem sich die
Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Ausübung dieses Berufs
ergibt. Das sei vor allem dann der Fall, wenn strafrechtliche oder
sonstige Verfehlungen vorliegen.
Tierarzt hatte spätes Geständnis abgelegt
Im Prozess in Rendsburg hatte der Tierarzt im September die Tat
gestanden, nachdem das Gericht ihm und seiner Verteidigerin ein
Strafmaß zwischen 20 Monaten und zwei Jahren auf Bewährung angeboten
hatte - für den Fall, dass er ein Geständnis ablegt. Zu seinen
Motiven für die Tat hatte er keine Angaben gemacht.
Die Nebenklägerin hatte am 12. November 2021 nach der unwissentlichen
Einnahme des Tiermedikaments das Haus des Tierarztes verlassen. Bei
der Fahrt in eine Klinik nach Rendsburg war sie am Steuer ihres
Wagens ohnmächtig geworden und in einen Graben gefahren. Später
konnte bei einer Blut- und Urinprobe das Tierarzneimittel
festgestellt werden.
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.