Drohende Abschiebung von Pflegern - Lauterbach will helfen Von Helen Hoffmann, dpa

Zehn kolumbianische Beschäftigte eines Pflegeheims sollen abgeschoben
werden. Leitung, Belegschaft und Angehörige wollen das verhindern und
erhalten Unterstützung von höchster Stelle.

Wilstedt (dpa) - Im Kampf gegen die drohende Abschiebung von
kolumbianischen Pflegekräften bekommt ein Heim im niedersächsischen
Wilstedt Unterstützung aus dem Bundesgesundheitsministerium. «Die
Bundesregierung ist im Kontakt mit den Landesbehörden, um sich für
das Pflegeheim in Wilstedt einzusetzen», teilte ein
Ministeriumssprecher in Berlin auf dpa-Nachfrage mit. Demnach wolle
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Petition gegen
die Abschiebung der Mitarbeiter entgegennehmen. 

«Der Termin für die Übergabe ist in Klärung», schrieb der Spreche
r.
Möglicherweise würden Vertreter des Pflegeheims aus dem Landkreis
Rotenburg dafür auch nach Berlin kommen. «Ich finde es großartig,
dass Herr Lauterbach sich kümmern will», sagte Anne Weiss von der
Angehörigeninitiative des Heims. «Wir freuen uns sehr, dass er die
Petition entgegennehmen wird.» Die Problematik betreffe viele
Geflüchtete und Unternehmen.

Rund 54.000 Unterschriften gegen Abschiebung

Die Online-Petition mit dem Titel «Stoppt die Abschiebung der Pfleger
im Haus Wilstedt! Rettet das Zuhause unserer demenzerkrankten Mütter,
Väter & Ehepartner!» haben inzwischen rund 54.000 Menschen
unterschrieben. 

Nach Angaben des Heims droht zehn kolumbianischen Beschäftigten, die
vor allem im Pflegebereich arbeiten, wegen abgelehnter Asylanträge
die Abschiebung. Die Leitung sieht den Betrieb der Einrichtung für
demenzkranke Menschen in Gefahr. 

Um die drohende Abschiebung zu verhindern, hatten Heimleitung,
Belegschaft sowie Angehörige ein Schreiben an verschiedene Bundes-,
Landes- und Kommunalpolitiker verschickt. Sie wollten die Petition an
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Innenministerin
Daniela Behrens und Gesundheitsminister Andreas Philippi (alle SPD)
übergeben, doch eine Möglichkeit dafür gab es bislang nicht, wie
Weiss sagte.

Für Donnerstagnachmittag ist ein Termin im niedersächsischen
Innenministerium geplant - ohne die Anwesenheit der Innenministerin
oder des Gesundheitsministers. Die Übergabe der Petition sei daher
nicht vorgesehen. Das Innenministerium ist nach eigenen Angaben im
Kontakt mit der örtlich zuständigen Ausländerbehörde, um die
rechtlichen Gegebenheiten in den Einzelfällen und mögliche
Handlungsoptionen zu klären. 

Härtefallanträge gestellt

Weiss zufolge wurden in zwei Fällen Härtefallanträge gestellt. Eine
Entscheidung darüber sei bislang nicht bekannt. Für die acht anderen
Betroffenen sollen ebenfalls Härtefallanträge gestellt werden. Alle
hätten Einspruch gegen die Abschiebung eingelegt. Die Betroffenen,
die überwiegend als Pflegehelferinnen und -helfer in dem Heim
arbeiten, sind seit rund zwei Jahren im Haus Wilstedt beschäftigt.

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