Fünf Jahre Wildschweinzaun - «Wie eine Narbe» Von Birgitta von Gyldenfeldt, dpa

Als der dänische Wildschweinzaun an der Grenze zu Deutschlands gebaut
wurde, gab es Proteste. Schützen sollte er vor der Afrikanischen
Schweinepest. Wie sieht es fünf Jahre später aus?

Harrislee/Greifswald (dpa) - Der Bürgermeister von Harrislee, Martin
Ellermann, steht am Grenzübergang im Ortsteil Niehuus. Links und
rechts des Weges verläuft ein Zaun, gebaut vor fünf Jahren entlang
der rund 70 Kilometer langen Landesgrenze zwischen Dänemark und
Deutschland. Er soll Wildschweine fernhalten - als eine von mehreren
Maßnahmen, mit denen Dänemark seine gewinnbringende Schweinezucht vor
der Afrikanischen Schweinepest (ASP) schützen will. Am 2. Dezember
2019 wurde das letzte Zaunteil befestigt. Was hat sich seither getan?

Unverhältnismäßig, nutzlos, schlecht für Tiere - die Gegner des Zau
ns
nannten viele Gründe. Es gab Protestaktionen beiderseits der Grenze,
Unterschriften gegen den Zaun wurden gesammelt. Auch die Gemeinde
Harrislee hatte frühzeitig gegen den Bau interveniert. 

Mittlerweile sagt Ellermann, sei es vielleicht wie mit einer kleinen
Narbe am Körper. «Am Anfang stört sie noch enorm, im Laufe der Jahre

gewöhnt man sich daran, nimmt es als Selbstverständlichkeit schon
hin.» Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das Zusammenleben
würden nicht wirklich beeinträchtigt, als optische Manifestation
einer Grenze störe der Zaun ihn aber weiterhin.

Zaun ist durchlässig für kleine Tiere und Menschen 

Der Stahlzaun ist eineinhalb Meter hoch und reicht etwa einen halben
Meter in den Boden. An den Öffnungen für Grenzübergänge sollen
Wildschweine durch Viehgitter vom Überqueren abgehalten werden, an
Gewässern mit speziellen Sperren. Für kleinere Tiere sind Öffnungen
eingelassen, für Fußgänger und Radfahrer gibt es Tore.

ASP in Deutschland 

Als der Zaun fertiggestellt wurde, gab es in Deutschland noch keinen
Fall der für Menschen ungefährlichen Tierseuche, die bei Schweinen
häufig nach kurzer Krankheit zum Tod führt. Im September 2020 wurde
der erste ASP-Fall bei einem Wildschwein in Deutschland nachgewiesen.
Seither wurden nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in
Deutschland 6.330 Fälle bei Wildschweinen und 19 Ausbrüche in
Schweinehaltungen (Stand: 21. November 2024) erfasst. 

Aktuell gibt es demnach Fälle in Brandenburg und Sachsen sowie in
Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Zwischenzeitlich waren
auch Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern betroffen. 

Fast keine Wildschweine in Dänemark

In Deutschland werden nach Angaben des DJV jährlich mehrere
Hunderttausend Wildschweine erlegt. Da sich die Schweine schnell
vermehren, wird der Bestand dennoch auf mehr als eine Million Tiere
geschätzt. In Dänemark hingegen dürfte der Wildschweinbestand gegen
null tendieren. Ende 2020 hieß es von der dänischen Naturverwaltung,
der Bestand sei seit Anfang 2018 von etwa 150 auf knapp 10
freilebende Tiere reduziert worden. Eine Anfrage zu aktuellen Zahlen
und eine Bilanz zum fünfjährigen Bestehen ließ die Behörde zunäch
st
unbeantwortet. 

Bürgermeister Ellermann sagt, man habe die dänische Seite schon vor
Jahren gefragt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssten, damit
der Wildschweinzaun wieder demontiert werde. Er wisse es bis heute
nicht. 

Wie gelangt das Virus in neue Regionen? 

Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) verbreitet sich das
ASP-Virus vorrangig über den direkten Kontakt zu infizierten
Schweinen, tierischen Produkten oder Speiseabfällen und Blut. «Die
Gefahr ist sehr groß, dass der Mensch das ASP-Virus an Kleidern,
Schuhen oder über Fahrzeuge verbreitet.» 

An vielen Rastplätzen in Deutschland stehen zwar Mülltonnen und
Hinweisschilder, wie Rohprodukte aus Schweinefleisch für Wildschweine
unzugänglich zu entsorgen sind. «Diese bringen aber nichts, wenn das
angebissene Salamibrötchen neben der Tonne landet», sagte eine
FLI-Sprecherin.

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