Deutschland bunkert keinen Impfstoff gegen Vogelgrippe

Die Vogelgrippe hat weltweit Millionen Tiere getötet, darunter auch
Säugetiere. Es gibt Impfstoffe gegen die Krankheit. Einige Länder
halten diese vor, die Bundesregierung nicht.

Berlin (dpa) - Die Bundesregierung hat bisher keine Impfstoffe gegen
die Vogelgrippe zentral beschafft. Das geschehe nur «im Falle einer
bestehenden oder drohenden bedrohlichen übertragbaren Krankheit»,
erklärte das Gesundheitsministerium auf Anfrage. Das aktuelle Risiko
für die allgemeine Bevölkerung schätzt die Europäische
Seuchenschutzbehörde ECDC als gering ein.

Fachleute betrachten das Vogelgrippevirus H5N1 jedoch als
potenziellen Pandemie-Kandidaten. Das Virus hat in den vergangenen
Jahren Millionen Tiere getötet, darunter viele Säugetiere.

Immer wieder kommt es auch zu Erkrankungen von Menschen, zuletzt vor
allem in den USA, wo sich Mitarbeiter von Geflügel- und
Milchviehbetrieben infizierten. Eine anhaltende
Mensch-zu-Mensch-Übertragung gab es bisher jedoch nicht.

EU und UK sicherten sich Impfdosen

Nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA)
wurden bereits mehrere Impfstoffe gegen Vogelgrippe entwickelt.
Weitere, auch mRNA-basierte Impfstoffe seien in Entwicklung.

Die EU sicherte sich 665.000 Impfdosen des Herstellers CSL Seqirus
für mehrere Mitgliedsstaaten. Deutschland beteiligte sich nicht.
Gerade erst wurde bekannt, dass auch die britische Regierung fünf
Millionen Impfdosen gegen H5N1 bestellte. 

«Es ist wichtig, dass wir gegen eine Reihe verschiedener Grippeviren
gewappnet sind, die ein Risiko für die menschliche Gesundheit
darstellen können», sagte Meera Chand von der Gesundheitsbehörde UK
Health Service Agency. «Ein früher Zugang zu Impfstoffen rettet
Leben.»

Herstellung schnell möglich

Zahlreiche Unternehmen können neue Grippe-Impfstoffe herstellen, weil
sie das zweimal jährlich auch für die saisonalen Impfstoffe machen.
Bei Bedarf könnten diese angepasst werden, erklärte das
Gesundheitsministerium in Berlin.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Personen mit erhöhter

Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln die
saisonale Grippeschutzimpfung. Sie erfolge nicht zum Schutz vor
Infektionen mit den Vogelgrippeviren, könne jedoch eine
Doppelinfektion mit aktuell zirkulierenden menschlichen Grippeviren
verhindern, erklärte das Ministerium. So werde das Risiko für einen
Austausch von genetischen Informationen der Viren reduziert. 

Diesen möglichen Austausch von Gen-Informationen in einem Menschen,
der mit zwei Arten von Grippeviren infiziert ist, also H5N1 und
humaner Influenza, sehen auch Virologen als Problem. Das aktuelle
Infektionsgeschehen in den USA mache daher eine engmaschige
Überwachung von Virus-Proben unbedingt erforderlich, erklärte Martin
Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie des
Universitätsklinikums Freiburg. Nur so könne das Auftreten weiterer
Mutationen, die das Gefährdungspotenzial für den Menschen erhöhen,
frühzeitig erkannt werden.

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