Prozess um falsche Maskenatteste - Bewährungsstrafe für Arzt

Ein Hamburger Arzt befreit seine Patienten in der Corona-Zeit
reihenweise von der Maskenpflicht. Die Atteste stellt er ohne eine
Untersuchung aus. Jetzt zieht ihn ein Gericht dafür zur Rechenschaft.

Hamburg (dpa/lno) - Wegen falscher Masken-Atteste während der
Corona-Pandemie hat das Landgericht Hamburg einen Arzt für Innere
Medizin zu einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Angeklagt war der 80 Jahre alte Mediziner wegen Ausstellens
unrichtiger Gesundheitszeugnisse in 57 Fällen. «Die Beweisaufnahme
hat diese Vorwürfe vollumfänglich bestätigt», sagte die Vorsitzende

Richterin.

Die Atteste seien allein deswegen unrichtig gewesen, weil sie ohne
vorherige Untersuchung ausgestellt worden seien. Der Angeklagte habe
die Bescheinigungen zur Befreiung von der Maskenpflicht zum Teil nur
nach telefonischem Kontakt abgegeben. Es sei ein Grundsatz ärztlichen
Handelns, dass es ohne Untersuchung keinen Befund geben könne.

Das Gericht untersagte dem Angeklagten, drei Jahre lang
Masken-Atteste auszustellen. Außerdem muss er die Kosten des
Verfahrens tragen. Seine Verteidiger legten noch im Gerichtssaal
Revision ein, wie sie anschließend erklärten. Sie hatten Freispruch
gefordert. Mit dem Urteil entsprach das Gericht dem Antrag der
Staatsanwaltschaft.

Tumult im Zuschauerbereich

Die rund 60 Zuschauer reagierten mit Empörung und Zwischenrufen auf
das Urteil, ein Teil von ihnen verließ den Saal nach der Verkündung
des Strafmaßes. Vor dem Beginn der Verhandlung hatten sie eine
Schweigeminute eingelegt. Als der Angeklagte den Saal betrat,
forderte ein Zuschauer laut Freispruch für ihn, wofür es kräftigen
Applaus gab. Die Vorsitzende Richterin tadelte das Verhalten des
Publikums während der 27 Verhandlungstage. Die Zuschauer hätten die
Wachtmeister beleidigt und sich «absolut respektlos» gegenüber dem
Gericht verhalten. Sie habe so etwas noch nie erlebt. «Ich bin
entsetzt», sagte die Richterin.

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