Millionen-Investitionen für neues «Bäder-Dreieck» geplant Von Christine Schultze, dpa
16 Thermen gibt es in Hessen - und in den kommenden Jahren könnten
weitere hinzukommen. Die Städte sehen die Millionen-Projekte als
wichtigen Faktor für Wirtschaft, Tourismus und Lebensqualität.
Bad Nauheim/Bad Vilbel/Bad Salzhausen (dpa/lhe) - Schwimmen,
saunieren, Wellness - Erholungssuchende schätzen die Vorzüge der
hessischen Thermen. Nach schwierigen Jahren während der
Corona-Pandemie und der Energiekrise, als die Thermen im Bundesland
monatelang schließen oder teils ganz dichtmachen mussten, ist derzeit
wieder einiges in Bewegung. Mit gleich mehreren Projekten sticht der
Wetteraukreis hervor, die Rede ist bereits von einem neuen
«Bäder-Dreieck» in Mittelhessen.
Thermen-Projekt in Bad Vilbel im Haushalts- und Finanzausschuss
So scheint sich beim geplanten Megaprojekt Thermenwelt Bad Vilbel
nach jahrelangen Verzögerungen derzeit etwas zu tun. An diesem
Donnerstag (12. Dezember) ist das Vorhaben Thema im Haushalts- und
Finanzausschuss der Stadt im Wetteraukreis. Die Thermengruppe Josef
Wund plant dort ein großes Bad mit Gesundheits- und Wellnessbereich,
Sportbad, großer Saunalandschaft und Familienbad mit Rutschenwelt.
Bis dato waren für das Vorhaben Kosten von rund 200 Millionen Euro
veranschlagt, doch mittlerweile dürften sie sich unter anderem durch
höhere Material- und Baukosten erhöht haben - eine Summe von rund 400
Millionen Euro brachten kürzlich die Stadtwerke Bad Vilbel ins Spiel.
Der Bauantrag wird derzeit von der Bauaufsicht des Wetteraukreises
geprüft, mit einer Genehmigung wird bis Mitte 2025 gerechnet. Im Kern
soll es zuletzt um den Brandschutz der Therme und konkret darum
gegangen sein, wie das Gebäude im Falle eines Feuers schnellstmöglich
geräumt werden kann.
Therme mit Hotel - Bad Salzhausen verspricht sich Aufwertung
Deutlich kleinere Dimensionen soll eine geplante neue Therme in
Nidda-Bad Salzhausen haben. Rund 40 Millionen Euro sind dort für ein
Bad mit angegliedertem Hotel veranschlagt. Zuletzt hatte der Niddaer
Haushalts- und Finanzausschuss beschlossen, dass entsprechende
Verträge mit dem potenziellen Investor und Betreiber Interspa
erarbeitet werden sollen, wie Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard
(CDU) sagt. Final sei das alles natürlich erst entschieden, wenn die
Tinte unter den Verträgen trocken sei.
Für den Standort in der ländlichen Region gehe es um ein wichtiges
Projekt - neben rund 70 Arbeitsplätzen sollen Therme und Hotel dem
Heilbad auch eine touristische Aufwertung bringen. Ursprünglich war
geplant, die vor gut zwei Jahren geschlossene frühere Bad
Salzhausener Therme durch ein Gesundheitszentrum zu ersetzen - doch
von dem jetzigen Vorhaben verspricht sich das Heilbad mehr
Anziehungskraft auf Kurgäste und Tagesausflügler.
Bad Nauheimer Therme übertrifft Erwartungen
Davon profitiert auch die Stadt Bad Nauheim mit ihrer vor fast genau
einem Jahr eröffneten Sprudelhof Therme. «Wir erhalten positives
Feedback von Unternehmen und Gewerbetreibenden, sodass die
Investition für die Stadtentwicklung lohnend war und ist», erklärt
eine Stadtsprecherin auf Anfrage. Die auf die für Bad Nauheim
relevanten Wirtschaftsfaktoren Gesundheit und Tourismus ausgerichtete
Therme sei eingebettet in das Gesamtangebot der Stadt mit
Kureinrichtungen, Gastronomie und Einzelhandel, auch beim Marketing
gebe es Kooperationen.
Eine Konkurrenz zu dem Thermen-Großprojekt im nur rund 25 Kilometer
entfernten Bad Vilbel fürchtet man in Bad Nauheim nicht. Die dort
geplante Thermenwelt ziele eher auf Freizeitspaß ab, während in Bad
Nauheim Gesundheit und Erholung im Vordergrund stünden, sagt der
Geschäftsführer der Sprudelhof Therme, Jens Bonnard. Das erste Jahr
sei sehr zufriedenstellend verlaufen, und die Erwartungen seien
übertroffen worden. Selbst in den Sommermonaten habe es einen guten
Zulauf von Besuchern gegeben, die die Therme als Alternative zum
Freibad genutzt hätten.
Heilbäderverband hebt Bedeutung der Thermen hervor
Auch in anderen Kommunen in Hessen sind ähnliche Projekte in Planung
oder in Bau, so etwa der Neubau des Lagunen-Erlebnisbades in
Willingen, das im kommenden Jahr eröffnet werden soll. Beim
Hessischen Heilbäderverband sieht man die Entwicklungen positiv.
Thermen seien mit ihren Bau- und Betriebskosten zwar
Herausforderungen für die Kommunen, aber auch wichtige
Frequenzbringer, sagt Verbandsgeschäftsführerin Almut Boller. So
verschafften die 16 hessischen Thermen an ihren jeweiligen Standorten
auch Einzelhandel, Restaurants und Cafés mehr Kundschaft
beziehungsweise Gäste. «Sie sorgen dafür, dass die Wirtschaftskraft
des Ortes gestärkt wird, das führt zu lebendigen Innenstädten», sag
t
Boller.
Zugleich hebt sie den Wert der Thermen für die Gesunderhaltung der
Menschen hervor - hier spiele die Bewegung im Wasser eine große
Rolle, ob es um Babys, Schulkinder oder ältere Menschen mit
Erkrankungen des Bewegungsapparates gehe. Hinzu komme: Wenn Heilbäder
wie Bad Nauheim, Bad Vilbel oder Bad Salzhausen diesen Status
erhalten wollten, seien sie verpflichtet, ihr Heilwasser auch zur
Anwendung zu bringen.
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