Umfrage: Einsamkeit betrifft vor allem Jüngere

Fast 60 Prozent der Erwachsenen in Deutschland kennen das Gefühl von
Einsamkeit. Besonders Jüngere leiden darunter. Auch beim Austausch
mit anderen gibt es Unterschiede.

Berlin (dpa) - Junge Erwachsene in Deutschland fühlen sich einer
Umfrage zufolge häufiger einsam als ältere. Mehr als zwei Drittel (68
Prozent) der Befragten im Alter von 18 bis 39 Jahren gaben an,
häufig, manchmal oder selten einsam zu sein. Bei älteren Befragten ab
40 Jahren trifft das nur auf etwa jeden Zweiten zu. Das ist das
Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker
Krankenkasse (TK). 

Erwachsene unter 40 empfinden Einsamkeit nicht nur häufiger, sie
leiden auch mehr darunter: So fühlt sich mehr als jeder Dritte (36
Prozent) der jüngeren Befragten, die Erfahrungen mit Einsamkeit
haben, eher stark oder sogar sehr stark dadurch belastet. Bei den
über 40-Jährigen gilt das nur für etwa jeden Fünften.

Insgesamt hat die Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland Erfahrungen
mit Einsamkeit, aber nur wenige regelmäßig. Von den 58 Prozent, die
Einsamkeit kennen, empfinden nur 4 Prozent dieses Gefühl häufig. 13
Prozent gaben an, manchmal einsam zu sein, 41 Prozent fühlen sich der
Umfrage zufolge selten einsam. Nie einsam hingegen sind 42 Prozent.

Einsamkeit belastet Psyche 

«Chronische Einsamkeit kann auf Dauer körperlich und psychisch krank
machen», sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. So gaben von
denjenigen, die sich häufig oder manchmal einsam fühlen, 65 Prozent
an, häufiger oder sogar dauerhaft unter Stress und Erschöpfung zu
leiden. Bei Menschen, die selten oder nie Einsamkeit empfinden, sind
es nur 36 Prozent. Ähnliche Unterschiede zeigen sich bei Beschwerden
wie Schlappheit oder Müdigkeit sowie unausgeglichener, gedrückter
Stimmung.

Man(n) spricht nicht über Einsamkeit

Männer sprechen seltener über ihre Einsamkeit als Frauen: Während 40

Prozent der befragten Frauen immer oder manchmal darüber sprechen,
tauschen sich nur 22 Prozent der Männer regelmäßig, immer oder
zumindest manchmal, über ihre Einsamkeit aus. Etwa jeder dritte Mann
und jede fünfte Frau verschweigen ihre Einsamkeit sogar ganz. 

Als Grund für ihr Schweigen gaben 76 Prozent dieser Befragten an, sie
hätten nicht das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden. 58 Prozent

möchten den Angaben zufolge niemanden mit ihrer Einsamkeit belasten
und mehr als die Hälfte (54 Prozent) glaubt nicht, dass ein Austausch
ihnen helfen kann. «Umso wichtiger ist es, Einsamkeit aus der
Tabuecke herauszuholen und miteinander in den Austausch zu kommen»,
sagt Baas.

Telefonseelsorge kaum Anlaufstelle

Wer sich wegen seiner Einsamkeit anderen anvertraut, spricht am
ehesten mit Freunden oder Bekannten (77 Prozent) sowie Familie oder
Verwandten (68 Prozent). Nur etwa jeder fünfte Befragte hat hingegen
schon einmal ärztliche oder therapeutische Unterstützung gesucht. 

Besonders selten erfolgt ein Austausch über professionelle
Beratungsstellen, wie etwa die Telefonseelsorge: Nur ein Prozent der
Befragten gab an, sich hierüber Hilfe gesucht zu haben. Auch der
Austausch mit anderen Betroffenen über das Internet spielt kaum eine
Rolle (2 Prozent).

Für die repräsentative Umfrage im Auftrag der TK wurden im Mai rund
1.400 Erwachsene befragt.

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