Cannabis-Verkauf in Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln
Die weitgehende Erlaubnis für den Konsum der Droge Cannabis gilt
schon seit April. Allerdings gibt es kaum legalen Verkauf. In Berlin
wollen das zwei Bezirke ändern.
Berlin (dpa/bb) - Rund ein Jahr nach der Teillegalisierung von
Cannabis wollen die Berliner Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und
Neukölln den Verkauf der Droge über mehrere Fachgeschäfte beginnen
lassen. Möglich werden soll das über ein Modellprojekt, das
wissenschaftlich begleitet wird und im nächsten Sommer starten soll.
Kunden, die Cannabis kaufen wollen, müssen an der wissenschaftlichen
Studie teilnehmen und sich registrieren lassen, kündigten die Bezirke
an.
Verkauf über eine Firma - Preis wie auf dem Schwarzmarkt
Den Verkauf organisiert eine Firma, die das Cannabis bei legalen
Produzenten in Deutschland oder im Ausland einkauft und es in den
Fachgeschäften an die registrierten Konsumenten weiter verkauft. Der
Preis solle dem des illegalen Verkaufs entsprechen, also 9 bis 12
Euro pro Gramm, hieß es. Zugleich sei aber die Qualität deutlich
besser.
Im Monat darf ein einzelner Mensch höchstens 50 Gramm kaufen,
einmalig höchstens 25 Gramm. Das entspricht den Vorgaben des
Cannabis-Gesetzes. Zudem ist die Weitergabe an andere Menschen
verboten. Dass das letztlich niemand kontrollieren kann, räumten alle
Beteiligten ein.
Ziel Verkaufsbeginn im Sommer 2025
Die beiden Bezirke, die Humboldt-Universität und die Firma Sanity
Group, die sonst vor allem Cannabis als Medikament vertreibt,
unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung. Der Antrag zur
Genehmigung des Vorhabens soll so bald wie möglich bei der
zuständigen Behörde des Bundes eingereicht werden. Der Beginn des
Verkaufs könnte im nächsten Sommer sein, hieß es.
Mindestens 2.000 registrierte Cannabis-Konsumenten brauche man für
die Studie, sagte Professor Christian Ulrichs von der Humboldt-Uni.
Es könnten aber auch deutlich mehr sein.
Mit dem Verkauf über offizielle Geschäfte wolle man mehrere Ziele
erreichen, sagten die Bezirksbürgermeisterin von
Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), der Neuköllner
Gesundheits-Stadtrat Hannes Rehfeldt (CDU) und Finn Hänsel von Sanity
Group.
Cannabis in bester Qualität statt verunreinigtem Stoff
Man wolle die Drogenkonsumenten mit Cannabis von besserer Qualität
versorgen, weil das Produkt aus dem Straßenverkauf oft verunreinigt
sei. Angeboten werden soll nicht nur Marihuana, sondern auch Cannabis
in anderen Formen, die nicht geraucht werden.
Außerdem solle der kriminelle Schwarzmarkt reduziert werden. Und
zudem will man Erkenntnisse über die Auswirkungen des legalen
Verkaufs gewinnen. Die beiden Bezirke hätten zusammen etwa 700.000
Einwohner, man gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent Cannabis
konsumieren würden, also 70.000 Menschen. «Wir sehen den Bedarf»,
sagte Rehfeldt.
Etwa zeitgleich sollen ähnliche Projekte auch in Frankfurt a. M. und
Hannover beginnen, beide ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Firma
Sanity Group, die den Verkauf betreibt.
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