Warum wir Tierbabys so süß finden Von Antje Kayser, dpa
Kulleraugen, Stupsnase und ein tapsiges Auftreten: Der
Verhaltensbiologe Norbert Sachser erklärt, warum wir Tierkinder so
süß finden und was die Schlüsselreize mit uns machen.
Berlin (dpa) - «Ach wie süß», sagen viele Leute beim Anblick eines
Wesens mit großen Augen, einer hohen Stirn und einer kleinen
Stupsnase. Das Kindchenschema wirkt - nicht nur bei Menschenkindern,
sondern auch bei Tiernachwuchs. Aber warum eigentlich?
Die beschriebenen Merkmale sind für den Menschen Reize, die ein
positives Gefühl auslösen, erklärt Norbert Sachser, Professor am
Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der Universität Münster:
nämlich «dass man sich um dieses kleine Wesen kümmern möchte».
«Eine gewisse Tapsigkeit»
Das Kindchenschema prägte der österreichische Begründer der
Verhaltensforschung und spätere Nobelpreisträger Konrad Lorenz
bereits in den 1940er Jahren. Zu den typischen Merkmalen im Gesicht,
wie den Kulleraugen, Pausbacken, der kleinen Nase und der hohen
Stirn, kämen weitere, wie ein im Verhältnis zum Körper großer Kopf
und eine «gewisse Tapsigkeit», sagt Sachser. Und das finden wir süß
.
Die Merkmale rufen angeborene, instinktive Reaktionen hervor, und
zwar universell: «Überall auf der Welt können sie eine solche
Reaktion auslösen.» Das sei auch experimentell eindeutig nachweisbar:
Wenn die typischen Merkmale auf Bildern per Software verstärkt
werden, intensiviert sich bei Versuchspersonen auch die sogenannte
Pflegemotivation - das Bedürfnis, sich um das entsprechende Wesen zu
kümmern.
Dass das Schema auch bei Tierkindern wirkt, zeigt sich unter anderem
daran, welche Begeisterung Tierkinder bei Zoobesuchern auslösen. Ob
bei Knut, dem Eisbären, der 2006 im Zoologischen Garten in Berlin
geboren wurde und damals die große Sensation war, oder den kleinen
Pandabären Leni und Lotti sowie dem Zwergflusspferd Toni - wenn sie
zu sehen sind, bilden sich Menschentrauben oder -schlangen. Medien
berichten über ihre Entwicklungsschritte.
Das schlägt sich auch in den Besucherzahlen nieder. Der Berliner Zoo
verzeichnete zwischen dem 16. Oktober und dem 16. November dieses
Jahres einen deutlichen Anstieg. Es seien rund 30 Prozent mehr Gäste
im Zoo gewesen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte eine
Sprecherin mit. Ob das an den beiden Panda-Babys lag, die dann zum
ersten Mal zu sehen waren, ist nicht ganz klar, denn auch der Herbst
zeigte sich zu Beginn der Herbstferien von seiner besten Seite. Es
liegt aber nahe.
Presse dicht gedrängt
Bei Namensverkündung der Pandamädchen kam so viel lokale und
internationale Presse zusammen, dass Fotografen in mehreren Reihen
und dicht gedrängt standen, um einen guten Blick auf die Zwillinge zu
bekommen.
Von so viel Aufmerksamkeit kann so mancher Politiker nur träumen.
«Zoos lösen keinen Hype damit aus, wenn sie sagen, «wir haben hier
jetzt eine sehr, sehr seltene Giftschlange»», so Sachser. «Da könne
n
sie noch so sehr Werbestrategie machen.»
Die Zeit, die Hunde in Tierheimen verbringen, bevor sie adoptiert
werden, hänge auch mit der Ausprägung der Kindchenschema-Merkmale
zusammen, sagt Sachser. Es sei auch kein Zufall, dass die
Umweltorganisation WWF einen Panda im Logo hat, «und nicht eine vom
Aussterben bedrohte Viper».
Die Reaktionen auf diese Schlüsselreize finde man schon bei vier
Monate alten Babys, sagt Sachser. «Die kann man natürlich noch nicht
befragen, aber man kann zum Beispiel verschiedene Fotos zeigen und
dann schauen: Wo gucken diese Babys wie lange hin?» Bilder mit
Kindchenschema bekommen mehr Aufmerksamkeit. «Das sind schon
höchstwahrscheinlich instinktive Reaktionen, die wir bei Menschen
haben.»
Dass das Kindchenschema wirkt, hat auch die Werbebranche schon vor
Jahren erkannt. Bei Autos sei das zu sehen, auch bei Robotern, sagt
Sachser. «Pflegeroboter zum Beispiel werden viel eher angenommen,
wenn sie die Kindchenschema-Merkmale haben.»
Online-Wechsel: In drei Minuten in die TK
Online wechseln: Sie möchten auf dem schnellsten Weg und in einem Schritt der Techniker Krankenkasse beitreten? Dann nutzen Sie den Online-Beitrittsantrag der TK. Arbeitnehmer, Studenten und Selbstständige, erhalten direkt online eine vorläufige Versicherungsbescheinigung. Die TK kündigt Ihre alte Krankenkasse.